Frankfurt (Reuters) - Die Erwartung wichtiger Termine macht die Börsenanleger nervös.

Der Dax gab am Dienstag 0,6 Prozent auf 18.005 Punkte nach. Der EuroStoxx50 verlor knapp ein Prozent auf 4942 Zähler. Auch die wichtigsten Indizes an der Wall Street eröffneten schwächer. Investoren warteten mit Spannung auf die Zinssitzung der US-Notenbank Fed am Mittwoch. Analysten zeigten sich vorsichtig. "Trotz eines mit 1,6 Prozent schwächer als erwartet ausgefallenen Wirtschaftswachstums im ersten Quartal, fiel die US-Inflation im März mit 3,5 Prozent noch deutlich zu hoch aus", sagte Carsten Mumm, Chefvolkswirt der Privatbank Donner & Reuschel. "Vor diesem Hintergrund wird die Fed in dieser Woche keine Zinssenkung beschließen und voraussichtlich auch keinen konkreten Zeitpunkt für einen ersten Zinsschritt andeuten."

Mit Spannung erwarten Börsianer auch den offiziellen Arbeitsmarktbericht der US-Regierung am Freitag. Daraus erhoffen sie sich weitere Hinweise auf die nächsten Schritte der Fed, die versucht, mit erhöhten Zinsen die Inflation in Schach zu halten und den heiß gelaufenen Jobmarkt abzukühlen.

BILANZSAISON GEHT WEITER - AUTOMOBILSEKTOR SACKT AB

Im Fokus stand weiterhin auch die Bilanzsaison. Unter die Räder kamen vor allem Autokonzerne, denen die abgeschwächte Nachfrage nach Luxusautos zu schaffen macht. Auf Talfahrt gingen allen voran die Papiere von Mercedes-Benz, die nach enttäuschenden Zahlen um 4,4 Prozent abrutschten und damit auf den größten Tagesverlust seit eineinhalb Jahren zusteuerten.

Ein schlechteres Geschäft mit Luxusautos sowie Lieferprobleme bei einigen Audi-Motoren haben auch Volkswagen zu Jahresbeginn einen Gewinneinbruch eingebrockt. Die Titel gaben ebenfalls gut vier Prozent nach. Die Luxusmarke von Europas größtem Automobilhersteller Porsche sowie Rivale BMW folgten ihnen ins Minus und verloren bis zu 4,2 Prozent. Der europäische Branchenindex war mit einem Minus von 3,2 Prozent der größte Verlierer.

Aufgehellte Aussichten ließen dagegen die Anteilsscheine von Vonovia mit einem Plus von 4,8 Prozent an die Dax-Spitze springen. Deutschlands größter Immobilienkonzern erwartet ein baldiges Ende des Preisverfalls bei Immobilien.

Auch bei der britischen Großbank HSBC griffen Anleger zu und trieben die Titel in London um mehr als drei Prozent auf den höchsten Stand seit August 2018. Das auf Asien ausgerichtete Kreditinstitut hat beim Quartalsergebnis etwas besser abgeschnitten als erwartet. Erfreulich sei vor allem "das Fehlen jeglicher wesentlicher Abschreibungen oder Wertminderungen im Zusammenhang mit chinesischen Gewerbeimmobilien", konstatierte Matt Britzman, Analyst bei Hargreaves Lansdown. Aufsehen erregte auch der überraschende Rücktritt von HSBC-Chef Noel Quinn.

KONJUNKTURIMPULSE VERPUFFEN

Unbeeindruckt zeigten sich Investoren dagegen von positiven Konjunkturdaten. So hat die deutsche Wirtschaft im ersten Quartal dank steigender Exporte und Bauausgaben eine Rezession vermieden. Auch die Euro-Zone insgesamt fand durch das überraschend gute Abschneiden ihrer größten Volkswirtschaft zurück in die Wachstumsspur.

Die Inflation in der Euro-Zone verharrt zugleich auf niedrigem Niveau und lässt damit eine baldige Zinswende weiterhin für möglich erscheinen. "Was nicht gesetzt ist, ist eine Zinssenkung der US-Notenbank Fed, weder auf ihrer morgigen Sitzung noch im Juni", kommentierte Jürgen Molnar, Stratege bei RoboMarket. Hier bleibe der September der Strohhalm für die Märkte. Die nach hinten verschobenen Aussichten auf eine US-Zinswende haben die Renditen der US-Staatsanleihen und den Dollar in die Höhe getrieben und dominieren nun den Devisenmarkt. Gegenüber einem Währungskorb stieg der Dollar um bis zu 0,3 Prozent auf 105,96 Punkte. Der Index hat in diesem Jahr bereits mehr als vier Prozent zugelegt.

(Bericht von Zuzanna Szymanska und Stefanie Geiger. Redigiert von Ralf Bode. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte)