Zürich (awp) - Ob es sich bei den Kursgewinnen am Schweizer Aktienmarkt vom Dienstag wirklich um eine Stabilisierung handelt, wird sich am Mittag zeigen. Dann werden der Fed-Chef Jerome Powell und US-Finanzminister Steven Mnuchin zusammen mit ihren Kollegen aus den G7-Staaten in einer Telefonkonferenz über die weitere Vorgehensweise beraten.

Am Markt herrsche die Hoffnung auf eine gemeinsame Aktion aller Beteiligten in Form von Zinssenkungen und Konjunkturprogrammen. Eine treibende Kraft hinter dieser positiven Erwartungshaltung gegenüber den Notenbanken ist nicht zuletzt die Leitzinssenkung um 25 Basispunkte durch die australische Notenbank. Zudem erklärte der Chef der britischen Notenbank, Mark Carney, ganz im Wortlaut Draghis, man werde alles tun, um der Wirtschaft zu helfen.

Der SMI steigt gegen 11.05 Uhr um 2,76 Prozent auf 10'225,67 Punkte und überwindet damit zugleich die psychologisch-charttechnisch wichtige Marke von 10'000 Punkten. Der SLI, der die 30 wichtigsten Werte einschliesst, gewinnt 2,90 Prozent auf 1'561,78 Zähler und der breite SPI um 3,42 Prozent auf 12'458,30 Zähler.

Dass sich die Gemüter etwas beruhigt haben, zeigt sich auch an anderer Stelle. So fällt etwa der Volatilitätsindex am Dienstagvormittag zurück und auch der für den Schweizer Bondmarkt richtungsweisende Conf Future fällt deutlich zurück. Der sichere Hafen Franken ist unterdessen weniger stark gefragt.

Dennoch bleibe abzuwarten, ob die Märkte nun wieder durchweg steigen. So sind die Umsätze an der Schweizer Börse in den vergangenen Tagen mächtig gestiegen. Allein im Februar stiegen die Handelsumsätze im Vergleich zum Vormonat um mehr als einen Fünftel auf 161,8 Milliarden Franken. Einige Händler sehen dies als Anzeichen für einen "final Wash out". Nach einem solchen Ausverkauf gilt der Markt von den "zitterigen Händen", wie ängstliche und kurzfristig orientierte Anleger auch genannt werden, als wieder gesäubert. Reibungslos dürften die Märkte allerdings erst wieder laufen, wenn die Weltwirtschaft wieder friktionslos läuft, mahnen Börsianer.

Mittlerweile notieren alle Blue Chips im Plus. Besonders beachtlich sind die Kursgewinne von 0,3 Prozent oder 28 Rappen bei Novartis. Denn die Papiere werden an diesem Tag ex Dividende (2,95 Franken/Aktie) gehandelt.

Die Novartis-Bewegung passt in das aktuelle Bild, in dem Anleger denn auch verstärkt bei jenen Papieren zugreifen, die grundsätzlich als etwas krisensicherer gelten. Aus dem Gesundheitswesen sind etwa Vifor, Lonza und Roche mit Aufschlägen zwischen 4,2 und 3,5 Prozent gesucht. Aber auch Givaudan (+3,6%) und Nestlé (+3,5%) passen in dieses Bild.

Zykliker werden ebenfalls wieder gesucht. So gleichen Sika mit aktuell +4,1 Prozent ihr Minus seit Jahresbeginn nahezu aus. Aber auch Temenos (+4,6%) und ABB (+2,7%) werden gekauft.

Die zuletzt schwer gebeutelten Finanztitel stehen ebenfalls oben auf den Einkaufslisten. Neben den Versicherern Zurich und Swiss Life greifen Anleger bei UBS und CS zu. Die Aufschläge liegen zwischen 4,0 und 2,6 Prozent.

Die Swiss Re (+2,3%) stehen im Blick, nachdem bekannt wurde, dass UBS-Chef Sergio Ermotti an der nächsten Generalversammlung für den Verwaltungsrat von Swiss Re vorgeschlagen wird. Er soll 2021 dann Walter Kielholz als Präsident ablösen.

Die grössten Kursbewegungen sind nach Zahlen und Gerüchten derweil in den hinteren Reihen zu sehen. Fusionsfantasien treiben die Zur Rose-Aktien um 9,3 Prozent an. In einer aktuellen Studie von MainFirst spekuliert der zuständige Experte über einen Zusammenschluss mit dem Konkurrenten Shop Apotheke.

Darüber hinaus werden etwa der Schokoladenhersteller Lindt+Sprüngli (PS +5,1%; N +4,2%), auf Bodenbeläge und Förderbänder spezialisierte Industriegruppe Forbo (+3,7%) oder auch der Vakuumventilhersteller VAT (+2,5%) nach Zahlen in die Portfolios geholt.

Auf der anderen Seite kommen die Resultate von Oerlikon (-0,6%) schlecht an.

hr/rw