Zürich (awp) - Der Schweizer Aktienmarkt hat am Dienstag den Steigflug fortgesetzt. Auslöser waren die überraschend starken Quartalszahlen von Novartis, welche auch andere Pharmawerte wie Roche oder verwandte Titel wie Lonza beflügelten. Rückenwind kam auch von den US-Börsen, wo die jüngste Erholung weiterging. Nach einem bislang wenig erfreulichen April verlagert sich der Fokus der Anleger zunehmend von den Zinserwartungen und den Nahost-Sorgen weg hin zur Berichtssaison, die in dieser Woche voll in Fahrt kommt.

Gefragt waren deshalb auch Technologietitel, die wegen der Erholung der US-Technologiebörse Nasdaq gekauft würden, hiess es im Handel. Diese Aktien hätten zuletzt darunter gelitten, dass die Zinssenkungsfantasie ausgepreist worden sei. "Neben dem guten Novartis-Quartalsergebnis und der Beruhigung im Nahostkonflikt stimmt das die Anleger zuversichtlich", sagt ein Händler. Möglicherweise lieferten nun, da die Zinssenkungseuphorie verflogen sei, überzeugende Firmenergebnisse den Treibstoff für steigende Börsen, so ein anderer Börsianer. "Die Korrektur hat Aktien günstiger und damit wieder attraktiver gemacht und dabei die grossen Übertreibungen abgekühlt", erklärte ein weiterer Marktbeobachter.

Der SMI stieg um 1,25 Prozent auf 11'469,15 Punkte. Der SLI-Index, der die 30 wichtigsten Aktien enthält und bei dem die Schwergewichte stärker gekappt sind, gewann 1,24 Prozent auf 1869,62 und der breite SPI 1,14 Prozent auf 15'275,57 Zähler. Von den 30 SLI-Werten legten 26 zu und 4 waren schwächer.

Die Initialzündung für die Kursgewinne gaben die überraschend guten Quartalszahlen von Novartis. Der Pharmakonzern hat im ersten Quartal die Erwartungen bei Umsatz und Gewinn übertroffen und den Ausblick für das laufende Jahr angehoben. Dies sei das erste Quartal von Novartis als auf innovative Medikamente fokussiertes Unternehmen, schrieb Vontobel. "Und diese Ergebnisse unterstreichen, was von Novartis in den kommenden Quartalen zu erwarten ist." Zeitweise schoss der Aktienkurs um über 5 Prozent auf über 92 Franken nach oben. Mit Beginn der Analystenkonferenz am Nachmittag bröckelten allerdings die Gewinne ab. Zum Schluss notierte die Novartis-Aktie noch um 1,8 Prozent im Plus auf 88,94 Franken.

An die Tabellenspitze setzten sich Lonza (+3,9%), die zunächst im Windschatten von Novartis gefragt waren. Am Mittag zündete die Aktie den Nachbrenner, nachdem der US-Life-Sciences und Diagnostikkonzern Danaher mit überraschend gute Gewinnzahlen veröffentlicht hatte. In diesem Kielwasser wurden auch verwandte Titel wie die Pharmazulieferer Polypeptide (5,1%), Bachem (+3,5%) oder der deutschen Branchennachbarn Sartorius (7,1%) steil nach oben gezogen.

Im Sog von Novartis wurden auch Roche GS (+1,7%) gekauft. Novartis habe die Latte für Roche zwar hoch gelegt, heisst es am Markt. "Aber wir haben einen Funken Hoffnung, dass auch Roche nicht enttäuscht", sagt ein Händler. Der zweite grosse Basler Pharmakonzern wird sein Ergebnis am (morgigen) Mittwoch vorlegen.

Beim dritten Schwergewicht Nestlé (+0,5%) gab es indes nur moderate Gewinne. Der Lebensmittelgigant veröffentlicht am Donnerstag seine Ergebnisse.

Kursgewinne zeigten auch die Finanzwerte Partners Group (+3,2%), Swiss Re (+2,6%) und Julius Bär (+2,1%), Swiss Life (+1,8%) sowie UBS (+1,5%). Partners Group profitierte von einem verteidigenden Kommentar der Bank of America. Der Rückversicherer wurde vom starken Ergebnis des Konkurrenten Munich Re (+4,0%) beflügelt. Der Technologietitel VAT kletterte angesichts der positiven Nasdaq um 2,6 Prozent.

Auf der anderen Seite sackten Kühne+Nagel nach einem Umsatzrückgang und Gewinntaucher im ersten Quartal ab. Mit einem Minus von 4,9 Prozent waren sie die grössten Verlierer unter den Blue Chips. Man spüre aber eine leicht anziehende Nachfrage nach Transportdienstleistungen in der See- und Luftfracht, hiess es. Händler sprechen von Gewinnmitnahmen nach den starken Vortagen, als mancher Anleger noch auf eine positive Überraschung gehofft habe.

Die von Novartis abgespaltene Sandoz gaben nach kräftigen Plus am Vortag wieder einen Teil ihrer Gewinne ab (-1,4%).

Auf den hinteren Rängen waren auch Adecco (-1,9%) unter Druck. Händler verwiesen auf die Zahlen des Rivalen Randstad, die die Anleger enttäuscht hätten.

GAM gewannen 8,9 Prozent. Die GAM Holding kann die geplante Kapitalerhöhung durchziehen.

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