PARIS/LONDON (awp international) - Die Hoffnung auf eine Einigung im Brexit-Streit hat den EuroStoxx 50 am Mittwoch mühsam auf den höchsten Stand seit Februar 2018 gehievt. Als Bremsklotz erwies sich der Umstand, dass das erhoffte Ankommen zwischen den USA und China im Handelsstreit wieder auf wackeligeren Füssen steht. Damit schloss der Leitindex der Eurozone lediglich 0,02 Prozent höher bei 3599,25 Punkten. Der französische Cac 40 bewegte sich mit minus 0,09 Prozent auf 5696,90 Punkte ebenfalls kaum vom Fleck.

Der FTSE 100 hingegen fiel um 0,61 Prozent auf 7167,95 Punkte. Der britische Leitindex litt einmal mehr unter dem starken Pfund, das die Exportchancen britischer Unternehmen schmälern kann. Die britische Währung wurde weiterhin von der Aussicht auf einen Durchbruch in den Brexit-Verhandlungen getrieben.

Im Brexit-Drama hatten die Europäische Union (EU) und Grossbritannien im Verlauf des Tages unter Hochdruck versucht, letzte Hindernisse vor einer Einigung aus dem Weg zu räumen. EU-Unterhändler Michel Barnier nannte die Gespräche nach offiziellen Angaben konstruktiv, wies aber auf ungelöste Probleme hin. Nach einer jüngsten Einschätzung des EU-Ratspräsidenten Donald Tusk sind die Verhandlungen kurz vor dem Ziel noch einmal ins Stocken geraten. In puncto Brexit gehe damit das Katz-und-Maus-Spiel weiter, schrieb Marktanalyst David Madden vom Handelshaus CMC Markets.

Mit Blick auf den internationalen Handelskonflikt sorgte ein vom US-Repräsentantenhaus verabschiedetes Gesetz zum Schutz von Demokratie und Menschenrechten in Hongkong bei Chinas Machthabern für Verstimmung. Die chinesische Regierung drohte darauf hin mit Gegenmassnahmen. Zu Wochenbeginn hatte China bereits weiteren Gesprächsbedarf vor einer Vereinbarung im Handelsstreit signalisiert.

"Eigentlich sind die altbekannten Probleme wie der Brexit und der Handelskonflikt zwischen den USA und China noch gar nicht geklärt", schrieb Marktexperte Andreas Lipkow von der Comdirect Bank mit Blick auf die Kursgewinne seit der Vorwoche. "Da ist die Phantasie mit dem einen oder anderen Marktteilnehmer durchgegangen beziehungsweise die Hoffnung auf eine baldige Beilegung der politischen Konflikte hat zu wilde Blüten getrieben."

Schwach tendierte europaweit der Rohstoffsektor , der 0,75 Prozent einbüsste. Hier fielen Aktien von Rio Tinto um 1,7 Prozent. Die Produktionszahlen zum dritten Quartal des Minenkonzerns seien durchwachsen ausgefallen, schrieb Analyst Liam Fitzpatrick von der Deutschen Bank. Die Eisenerzpreise dürften über 2020 und 2021 hinweg von einem erhöhten Niveau aus fallen.

Schlusslicht im britischen Leitindex waren die Papiere von Hiscox , die um mehr als 5 Prozent absackten. Einer Einschachätzung der britischen Investmentbank Barclays zufolge könnten die zwei jüngsten Taifuns den Gewinn des Rückversicherers überraschend deutlich schmälern.

Ausserhalb des FTSE 100 schnellten die Anteilscheine des Online-Modehändlers Asos um fast 29 Prozent nach oben. Den Analysten von RBC zufolge hatten Anleger auf deutlich fallende Kurse gesetzt. Leicht über den Erwartungen liegende Geschäftszahlen hätten daher gereicht, die Investoren auf dem falschen Fuss zu erwischen und so den Kursturbo zu zünden.

Dem gegenüber fielen Aktien der türkischen Halkbank in Ungnade. Der Bankwert geriet unter Druck, nachdem die US-Justiz das Institut angeklagt hatte. Die staatseigene Bank soll Sanktionen gegen den Iran umgangen haben. Der Schritt unterstreicht den wachsenden Druck auf die Türkei, nachdem das Land seine Truppen nach Syrien in Bewegung gesetzt hat./la/he