Moskau (Reuters) - Der russische Finanzminister Anton Siluanow kritisiert die heimischen Banken wegen ihrer Zurückhaltung beim Kauf von Staatsanleihen, mit denen die Regierung ihre Haushaltslöcher stopft.

"Können wir über die Kreditaufnahme sprechen? Das ist auch ein echtes Problem", sagte Siluanov am Freitag bei einem Wirtschaftsforum in Moskau. Dabei wandte er sich mit einer Aufforderung direkt an den Chef des größten russischen Geldhauses Sberbank, German Gref: "Staatliche Banken, darunter auch der liebe German Oskarowitsch, kauft unsere Anleihen".

Russlands größte Banken waren Ende vergangenen Jahres stark an der staatlichen Kreditaufnahme beteiligt. Diese erfolgt vor allem durch variabel verzinste Anleihen, so genannte Floater. Zuletzt hielten sie sich aber zurück. "Es gab keine Sberbank oder VTB bei den letzten Auktionen", sagte Siluanow. Die Sberbank habe nur Papiere für zehn Milliarden Rubel gekauft, die VTB gar keine. Dabei seien diese hoch verzinst, mit 10,5 Prozent für feste und 8,6 Prozent für variable Papiere. "Wie viel höher kann es noch werden?", fragte Siluanow.

Die russische Nachrichtenagentur Interfax zitierte Gref mit der Aussage, dass die Beschränkungen für den Kauf bestimmter Arten von Wertpapieren die Beteiligung der Sberbank in letzter Zeit eingeschränkt hätten. "Sobald es neue Anleiheemissionen gibt, werden wir natürlich unsere Präsenz erhöhen", sagte Gref. Russische Banken halten 65,6 Prozent der im Umlauf befindlichen sogenannten OFZ-Staatsanleihen, wie die Zentralbank Ende Mai mitteilte. Sie verfügten über ein "beträchtliches Potenzial" zur Erhöhung der Investitionen.

Russland verzeichnete in den ersten vier Monaten des Jahres ein Defizit von 3,4 Billionen Rubel (37 Milliarden Euro). Der Grund dafür sind steigende Ausgaben wegen des Krieges gegen die Ukraine bei gleichzeitig sinkenden Einnahmen aus den Energieexporten. Russisches Öl und Gas unterliegen einer Reihe westlicher Sanktionen, die den Verkauf in den Westen einschränken und auch versuchen, den Weltmarktpreis für zu begrenzen.

(Bericht von Elena Fabrichnaya, geschrieben von Rene Wagner. Redigiert von Christian Götz. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)