Von Herbert Rude

FRANKFURT (Dow Jones)--Die geopolitischen Risiken mit der Krise im Nahen Osten und vor allem die steigenden Renditen setzen auch die europäischen Aktienmärkte wieder unter Druck. Der DAX verliert am Dienstagnachmittag 1,7 Prozent auf 17.729 Punkte, der Euro-Stoxx-50 gibt um 1,6 Prozent auf 4.904 Punkte nach. Die Renditen steigen auf neue Jahreshochs. Der Aufwärtsdruck auf die Renditen geht nach wie vor von der starken US-Wirtschaft aus: Der IWF hat die Prognose für das US-Wachstum in diesem Jahr auf 2,7 von 2,1 Prozent erhöht. Die Prognose für das deutsche Wachstum hat er dagegen auf 0,2 von 0,5 Prozent zurückgenommen.

Mit der Schwäche folgt Europa den Vorlagen aus den USA vom Montag und von den asiatischen Börsen. Unter Druck stehen vor allem konjunkturabhängige oder zyklische Titel, dagegen halten sich ausgewählte defensive Titel relativ gut.

Dass Marktteilnehmer noch kein Ende des Rücksetzers erwarten, zeigen die steigenden Volatilitätsindizes. Der VIX, der die erwartete Schwankung des S&P 500 misst, stieg am Montag auf den höchsten Wert seit einem halben Jahr. Am Terminmarkt wird damit aktuell eingepreist, dass die Schwankungen an der Wall Street noch einige Zeit hoch bleiben werden.

Aktuell sorgen laut Händlern auch die Spannungen im Nahen Osten für Zurückhaltung. Eine Antwort Israels auf den iranischen Raketenbeschuss vom Wochenende steht laut Angaben aus Tel Aviv noch aus. Allerdings ist der Ölmarkt relativ ruhig: Brent notiert nach wie vor nahe an der Marke von 90 Dollar je Barrel und damit unter den Höchstständen der vergangenen Woche. Die Feinunze Gold kann sich nach dem starken Einbruch vom späten Freitag zwar wieder etwas erholen, sie steht mit gut 2.370 Dollar aber immer noch etwa 50 Dollar unter dem jüngsten Allzeithoch.


   Julius Bär gibt Anlass zur Sorge 

Ein Marktteilnehmer sieht so auch eher in den steigenden Renditen den Hemmschuh für die Märkte als in der geopolitischen Unsicherheit. In den USA war die Rendite 10-jähriger Anleihen am Montag auf 4,6 Prozent gestiegen und damit auf den höchsten Stand seit November. Auch in Europa geht es mit den Renditen am langen Ende nach oben. "Bei steigenden Renditen haben es die Aktien wie immer schwer", so der Marktteilnehmer. Er verweist auch darauf, dass Unternehmen nach dem Dividendenabschlag aktuell einfach weiter abverkauft werden, eben weil der Rückenwind durch die Zinsunterstützung fehlt. So verlieren Julius Bär weitere 2,4 Prozent, nachdem sie bereits am Montag "ex Dividende" gehandelt wurden, und am Dienstag fallen Swiss Re und Adecco weit stärker als es der Dividendenabschlag hergibt.


   Stahlwerte stark unter Druck 

Am stärksten unter Druck stehen aber die konjunktursensitiven Stahlwerte. Hier verlieren Arcelormittal 7,3 Prozent, Salzgitter 8,5 Prozent und Thyssen 5,2 Prozent. Der Stoxx-Index der rohstoffnahen Basic Resources, zu dem auch die Stahlwerte gehören, führt mit einem Minus von 3,2 Prozent die Verliererliste in Europa an, gefolgt vom Index der Autoaktien mit einem Minus von 2,3 Prozent. Auf der anderen Seite halten sich die Indizes der Telekom-Titel und der Nahrungsmittelaktien mit nur kleinen Abschlägen vergleichsweise gut. Die Versorger sind nach einem zwischenzeitlichen Index-Plus mit den steigenden Renditen nun gemessen an ihrem Index um 0,9 Prozent ins Minus gerutscht.


   Ericsson nach Zahlen kräftig erholt - auch Beiersdorf fest 

Während die US-Berichtssaison mit den Banken gestartet ist, trudeln in Europa die ersten Zahlen zum Auftaktquartal ein. Gewinner Nummer eins in Europa sind Ericcson mit einem Plus von 4,1 Prozent. Die Bruttomarge lag mit 42,7 Prozent im ersten Quartal deutlich über den Erwartungen und auch deutlich über dem Ausblick des Unternehmens von 39 bis 41 Prozent. Zudem werde auf eine Stabilisierung der Umsätze in der zweiten Jahreshälfte gesetzt.

Besser als erwartet haben sich die Umsätze von Beiersdorf (+1,7%) im ersten Quartal entwickelt. Beiersdorfs organisches Wachstum war im ersten Quartal getrieben durch die Traditionsmarke Nivea. Diese legte mit organischen 12,6 Prozent das stärkste Wachstum aller Marken hin.

Auch Evonik reagieren positiv auf Zwischenbericht. Die Aktie liegt mit 1,5 Prozent im Plus, nachdem der operative Gewinn auf EBITDA-Basis im ersten Quartal etwa doppelt so stark gestiegen ist wie erwartet.


   Fresenius profitieren von US-Start für Arthritis-Medikament 

Fresenius erholen sich um 3,7 Prozent, Analysten bewerten die Markteinführung von Tyenne in den USA positiv. Tyenne ist ein Biosimilar zu Roches Actemra und werde vorwiegend zur Behandlung von verschiedenen Arthritisarten, vor allem der rheumatoiden Arthritis eingesetzt.

Die vorläufigen Erstquartalszahlen von Drägerwerk (+1,8%) sind nach Einschätzung von Jefferies durchwachsen ausgefallen. Die Umsätze sowie das EBIT hätten sich schwächer als im Vorjahr entwickelt, was vor allem auf eine schwächere Entwicklung der Medizinsparte zurückzuführen sei. Die EBIT-Marge liege gerade einmal bei 2 Prozent nach 3,8 Prozent im Vorjahr. Dennoch habe Drägerwerk den Ausblick für das laufende Jahr bestätigt. Das Unternehmen stellt unter anderem eine EBIT-Marge von 2,5 bis 5,5 Prozent für 2024 in Ausblick, die Markterwartung liegt derzeit bei 4,4 Prozent.


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Aktienindex              zuletzt        +/- %       absolut  +/- % YTD 
Euro-Stoxx-50           4.903,83        -1,6%        -80,65      +8,5% 
Stoxx-50                4.314,51        -1,7%        -75,52      +5,4% 
DAX                    17.728,61        -1,7%       -297,97      +5,8% 
MDAX                   25.955,41        -1,9%       -491,73      -4,4% 
TecDAX                  3.283,33        -1,5%        -50,99      -1,6% 
SDAX                   13.975,64        -2,0%       -282,44      +0,1% 
FTSE                    7.798,36        -2,1%       -167,17      +3,0% 
CAC                     7.912,01        -1,7%       -133,10      +4,9% 
 
Rentenmarkt              zuletzt                    absolut    +/- YTD 
Dt. Zehnjahresrendite       2,50                      +0,06      -0,07 
US-Zehnjahresrendite        4,68                      +0,08      +0,80 
 
DEVISEN                  zuletzt        +/- %  Di, 8:09 Uhr  Mo, 17:20   % YTD 
EUR/USD                   1,0633        +0,1%        1,0613     1,0632   -3,7% 
EUR/JPY                   164,20        +0,2%        163,77     164,01   +5,5% 
EUR/CHF                   0,9699        +0,1%        0,9688     0,9715   +4,5% 
EUR/GBP                   0,8537        +0,0%        0,8544     0,8538   -1,6% 
USD/JPY                   154,41        +0,1%        154,29     154,28   +9,6% 
GBP/USD                   1,2454        +0,1%        1,2423     1,2453   -2,1% 
USD/CNH (Offshore)        7,2704        +0,2%        7,2728     7,2599   +2,1% 
Bitcoin 
BTC/USD                62.351,65        -1,5%     62.933,59  64.729,80  +43,2% 
 
ROHOEL                   zuletzt  VT-Settlem.         +/- %    +/- USD   % YTD 
WTI/Nymex                  85,44        85,41         +0,0%      +0,03  +17,6% 
Brent/ICE                  89,78        90,10         -0,4%      -0,32  +17,2% 
GAS                               VT-Settlem.                  +/- EUR 
Dutch TTF                 33,075        31,40         +5,3%      +1,68  -13,6% 
 
METALLE                  zuletzt       Vortag         +/- %    +/- USD   % YTD 
Gold (Spot)             2.375,41     2.383,15         -0,3%      -7,74  +15,2% 
Silber (Spot)              28,25        28,87         -2,2%      -0,63  +18,8% 
Platin (Spot)             967,84       967,50         +0,0%      +0,34   -2,4% 
Kupfer-Future               4,30         4,38         -1,9%      -0,08   +9,9% 
 
YTD bezogen auf Schlussstand des Vortags 
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DJG/hru/cln

(END) Dow Jones Newswires

April 16, 2024 09:51 ET (13:51 GMT)