PARIS/LONDON (awp international) - Der europäische Aktienmarkt hat am Montag wieder den Rückwärtsgang eingelegt. Der EuroStoxx 50 sackte gegen Mittag um 1,68 Prozent auf 3738,79 Punkte ab und fiel damit wieder in Richtung des Tiefs seit Mitte März, auf das er in der Vorwoche mit 3675 Punkten gefallen war. Der Pariser Leitindex Cac 40 verlor am Montag 1,55 Prozent auf 6432,43 Punkte. In London wurde feiertagsbedingt nicht gehandelt.

Die Europa-Börsen folgten mit den Verlusten dem Abgabedruck aus den USA. Dort waren die Leitindizes am Freitag im Verlauf immer schwerer in die Verlustzone abgerutscht wegen anhaltender Zinssorgen und enttäuschenden Quartalsberichten einiger Technologiekonzerne. Anleger blicken voraus auf das, was diverse Notenbanken im Wochenverlauf beschliessen werden. Die Experten des Bankhauses Metzler sprachen von einer "Zentralbankwoche" mit geldpolitischen Entscheiden unter anderem in den USA und Grossbritannien.

Mit Blick auf Mittwoch und die US-Notenbank Fed geht der Markt derzeit von einer Erhöhung des Leitzinses um 50 Basispunkte aus. "Doch darüberhinaus warten die Investoren auf neue Erkenntnisse über die zusätzlich anstehenden Schritte zur Bekämpfung der (...) Inflation", kommentierten die Metzler-Experten. Weitere konjunkturelle Sorgenpunkte für die Anleger bleiben die Corona-Lockdowns in China und der anhaltende Ukraine-Krieg. Ausdruck dessen ist, dass die Industriestimmung im Euroraum im April auf ein 15-Monatstief gefallen ist.

Im EuroStoxx versammelten sich diverse deutsche Aktien am Indexende, die ex Dividende gehandelt wurden und deren Auszahlungen im Eurozonen-Leitindex nicht bereinigt werden. Der EuroStoxx ist anders als der Dax ein Kurs- und kein Performanceindex, sodass sich Dividendenzahlungen von Mercedes-Benz , Vonovia , BASF und Bayer beim EuroStoxx bemerkbar machten, beim Dax aber nicht. Der deutsche Leitindex lag denn auch mit 0,9 Prozent weniger stark im Minus als der EuroStoxx.

Generell unter Druck standen am Montag die europäischen Windkraftwerte wegen eines erneut gesenkten Ausblicks des Branchenführers Vestas . Der dänische Anlagenhersteller senkte wegen Lieferkettenproblemen und den Kriegsfolgen seine Jahresprognose, was die Aktien mit 6,2 Prozent auf Talfahrt schickte. Dem folgten auch die Papiere des Konkurrenten Siemens Gamesa um drei Prozent nach unten, Nordex gerieten ebenso unter Druck.

Recht düster war auch das Bild in der Technologiebranche, nachdem der von diesen Sektorwerten geprägte US-Leitindex Nasdaq 100 am Freitagabend besonders stark mit 4,5 Prozent unter Druck geraten war. In Europa büsste der Teilindex der Tech-Werte zuletzt 2,1 Prozent ein. Noch deutlichere Verluste gab es nur im Automobilsektor, der aber auch mitgeprägt war vom Dividendenabschlag bei Mercedes-Benz.

Der einzige positive Branchenindex war zuletzt jener der Reise- und Freizeitbranche mit einem knappen Anstieg um 0,1 Prozent. Dies wurde im Zusammenhang mit einem Kurssprung des Glücksspiel-Unternehmens Kindred gesehen, dessen Papiere am Montag im schwedischen Handel um neun Prozent anzogen. Händler verwiesen auf eine Mitteilung, derzufolge der Hedgefonds Corvex seine Beteiligung verdoppelt hat. Rückwind lieferte auch ein Übernahmengebot von MGM Resorts Interational für das schwedische Glücksspielunternehmen LeoVegas. Dessen Aktienkurs schnellte um mehr als 40 Prozent nach oben.

In der Branchenbetrachtung schwach zeigten sich auch Luxusgüterwerte: Kering , Hermes sowie LVMH fielen um bis zu 2,3 Prozent und auch Richemont sackten im Schweizer SMI um 2,3 Prozent ab. Schon lange gilt China für die Branche als besonders wichtiger Wachstumsmarkt, doch von dort kamen am Wochenende schlechte Anzeichen. Chinas offizieller Einkaufsmanagerindex (PMI) ist auf den niedrigsten Wert seit Beginn der Corona-Pandemie gefallen./tih/mis