Frankfurt (Reuters) - Ein unerwartet gering ausgefallener US-Stellenaufbau hat die Zinssorgen an Europas Börsen im Zaum gehalten. Der deutsche Leitindex Dax verteidigte seine Kursgewinne nach den Daten in etwa und stand am Nachmittag 0,4 Prozent höher bei 15.596 Punkten.

Sein europäisches Pendant, der EuroStoxx50, notierte 0,3 Prozent fester bei 4236 Zählern. An den US-Börsen notierten die US-Futures mehr oder weniger unverändert.

Im Juni entstanden in den USA 209.000 neue Jobs außerhalb der Landwirtschaft. Ökonomen hatten jedoch mit 225.000 gerechnet. Allzu große Euphorie kam angesichts einer insgesamt nur langsamen Abkühlung am Arbeitsmarkt jedoch nicht auf. "Der Beschäftigungsaufbau ist weiterhin solide und die Arbeitslosenquote niedrig, während die Lohnsteigerungen ansehnlich sind und die Jahresrate dabei sogar zugelegt hat" erläuterte Helaba-Experte Ralf Umlauf. Im Kampf der Notenbank gegen die Inflation birgt ein auf Hochtouren laufender Jobmarkt Risiken. Unternehmen müssen neues Personal oft mit höheren Löhnen locken und versuchen, die gestiegenen Kosten an die Kunden weiterzureichen. "Die Fed wird an der avisierten Zinserhöhung Ende des Monats festhalten und sich darüber hinaus alle Optionen in Abhängigkeit der Datenentwicklung offenhalten", sagte Umlauf.

An den Anleihemärkten warfen Investoren erneut Bonds aus den Depots. Die Rendite der zehnjährigen Bundesanleihe stand mit 2,662 Prozent zeitweise so hoch wie seit vier Monaten nicht mehr. Der Dollar-Index, der den Wert des Greenback gegen andere wichtige Währungen widerspiegelt, fiel zurück. Der Euro stand im Gegenzug mit 1,0914 Dollar höher als vor den Daten und notierte 0,3 Prozent im Plus.

NUCERA STARTET BEI BÖRSENDEBÜT DURCH

Für Gesprächsstoff auf dem Frankfurter Börsenparkett sorgte das Börsendebut von Nucera. Die Aktien der Wasserstoff-Tochter von Thyssenkrupp legten gegenüber dem Ausgabepreis von 20 Euro zeitweise um gut 19 Prozent auf 23,86 Euro zu. "Das Unternehmen muss zwar noch profitabel werden, aber die Investoren setzen auf die Technologie der Firma und die starken Wachstumsaussichten für grünen Wasserstoff", sagte Christof Muerb von der Deutschen Bank, die den Börsengang zusammen mit dem US-Institut Citi organisiert hat.

Aus den Depots flogen dagegen Kion nach dem Abgang des erst vor einem halben Jahr angetretenen Finanzchefs. Die Aktien des Gabelstapler-Herstellers verloren zeitweise knapp sieben Prozent auf ein Zehn-Monats-Tief von 32,41 Euro und pendelten sich anschließend bei einem Kursverlust von 4,7 Prozent ein.

KAPITALERHÖHUNG LASTET AUF COLOPLAST

In Kopenhagen sackte die Aktie von Coloplast um 5,3 Prozent auf ein Acht-Monats-Tief von 788,60 Kronen ab. Der dänische Medizintechnikkonzern kauft für 1,3 Milliarden Dollar die auf Wundversorgungsprodukte aus Fischhaut spezialisierte isländische Firma Kerecis und plant dazu eine Kapitalerhöhung.

In London brachen die Aktien von OSB Group in der Spitze um 29,3 Prozent ein und standen so niedrig wie seit November 2020 nicht mehr. Der Immobilienfinanzierer rechnet mit einem Verlust von bis zu 180 Millionen Pfund, da Kunden ihre Hypotheken früher als prognostiziert refinanzierten.

(Bericht von Anika Ross, Zuzanna Szymanska, Bei Rückfragen wenden sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)