FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - Die Rally an den Börsen geht weiter, bei ETF-Anlegern sind besonders US-Aktien beliebt. Skeptischer scheinen sie bezüglich europäischer Aktien.

30. April 2019. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Die neuen Allzeithochs an der Wall Street locken ETF-Anleger weiter in US-Aktien. "Bei uns wird hauptsächlich auf S&P 500-ETFs gesetzt", berichtet Carsten Schröder von der Commerzbank. Etwas im Schatten stünden europäische inklusive deutsche Aktien: Dabei werden am deutschen Aktienmarkt derzeit immerhin Jahreshochs markiert: Am Dienstagmorgen steht der DAX bei 12.317 Punkten, seit dem Dezembertief hat er damit um fast 19 Prozent zulegt.

Über die Umsätze können sich die ETF-Händler - trotz der Feiertage - nicht beklagen: "Es wird rege gehandelt", stellt Cornelia Schübel von der Unicredit Group fest. Schröder meldet 44.000 Transaktionen für die Nachosterwoche und weiterhin rege Umsätze für die durch den Maifeiertag unterbrochene laufende Woche. "Mit dem US-Notenbank-Treffen am morgigen Mittwoch und dem US-Arbeitsmarktbericht am Freitag stehen ja extrem wichtige Termine an."

Zurückhaltung bei Europas Aktien

Auf der Einkaufsliste der Commerzbank-Kunden findet sich der Vanguard S&P 500 (WKN A1JX53) ganz oben. Euro Stoxx-ETFs würden verkauft, etwa die von der DekaBank (WKN ETFL02). Schübel meldet hingegen einen ausgeglichenen Handel für europäische und US-amerikanische Aktien. Ge- und verkauft würden etwa MSCI EMU- (WKN 633611), MSCI Europe- (WKN A0RPWG), S&P 500- (WKN A0YEDG) und MSCI USA-ETFs (WKN ETF120).

Fast immer gesucht sind MSCI World-Indexfonds. Diese haben zuletzt vom Aufschwung an den US-Börsen profitiert, denn US-Aktien machen mehr als die Hälfte des Weltindex aus. Nun setzen Anleger Schröder zufolge gerne auf Qualität: Zugegriffen wird etwa beim Xtrackers MSCI World Quality (WKN A1103D).

Etwas die Puste ausgegangen ist dem Aufschwung an den Schwellenländerbörsen, Schröder zufolge hielten sich hier Zu- und Abflüsse die Waage.

Brexit bleibt Thema

Britische Aktien werden weiter viel gehandelt - allerdings in beide Richtungen. Schröder berichtet von Abflüssen aus FTSE 100-Trackern. "Interessant ist, dass ein ETF, der britische Aktien ausschließt, viel gekauft wird, der Vanguard FTSE Developed Europe ex UK (WKN A12CXZ)." Kunden der Unicredit griffen hingegen bei FTSE 100-ETFs zu, etwa beim iShares Core FTSE 100 (WKN A0YEDM) oder beim Xtrackers FTSE 100 (WKN DBX0NF). Das Produkt von iShares kommt seit Jahresanfang immerhin auf ein Plus von 17,7 Prozent.

Defensive Gesundheitsbranche im Fokus

Im Bereich der Branchen-ETFs sind derzeit vor allem Aktien aus dem Gesundheitssektor beliebt, während Technologie- und Immobilienaktien eher abgestoßen wurden, wie Schröder erklärt. Auch Schübel sieht Interesse an Aktien der Branche, etwa dem SPDR S&P US Health Care Select (WKN A14QB2). Der Gesundheitssektor gilt als defensive Anlage, denn die Ausgaben für Medikamente und medizinische Versorgung hängen nicht am Konjunkturzyklus. Außerdem wird der Branche wegen der demografischen Entwicklung in den Industrieländern und dem zunehmenden Wohlstand in den Emerging Markets eine große Zukunft prophezeit.

Anleihen: kein klares Bild

Im Anleihebereich fehlt der eindeutige Trend: Kunden der Commerzbank trennten sich von deutschen Staatsanleihen (WKN 628927) und US-High Yield-Unternehmensanleihen (WKN A1H4UN), wie Schröder beobachtet. Stattdessen setzten sie auf Staatsanleihen von Schwellenländern in Lokalwährung, etwa den iShares JP Morgan EM Local Government Bond (WKN A1JADV). Kunden der Unicredit verkauften hingegen Schwellenländeranleihen in Lokalwährung (WKN A1JJTV). Sie kauften dafür auf Euro lautenden Unternehmensanleihen (WKN 778928, DBX0EY).

von Anna-Maria Borse

30. April 2019, © Deutsche Börse AG

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