Berlin (Reuters) - Die Stimmung in den Chefetagen der deutschen Chemie-Industrie hat sich im April trotz eines weit verbreiteten Auftragsmangels den dritten Monat in Folge aufgehellt.

Das Barometer für das Geschäftsklima stieg auf minus 6,0 Punkte, nach minus 10,1 Punkten im März, wie das Münchner Ifo-Institut am Dienstag zu seiner Unternehmensumfrage mitteilte. Die aktuelle Geschäftslage beurteilten die Unternehmen mit minus 16,0 Punkten etwas besser als im März. Die Geschäftserwartungen haben sich zugleich deutlich aufgehellt und sind wieder positiv: Dieser Indikator stieg auf plus 4,6 Punkte im April nach minus 1,9 Punkten im März. "Die Chemiebranche blickt etwas zuversichtlicher auf die kommenden Monate", sagte Ifo-Branchenexpertin Anna Wolf.

Allerdings bleibt die Nachfragesituation in der Chemiebranche angespannt. Fast die Hälfte der Unternehmen klagt über zu wenig Aufträge: Im April waren es 46,6 Prozent, wie die Forscher herausfanden. "Allerdings erwarten die Chemieunternehmen mehr Aufträge aus dem Ausland", so das Ifo-Institut. Erstmals seit Januar 2023 planen zudem erste Firmen mit steigenden Verkaufspreisen. Auch wollen mehr Unternehmen ihre Produktion in den nächsten Monaten ausweiten.

Zuletzt hatten sich einige Chemiekonzerne optimistischer gezeigt. Beim Spezialchemiekonzern Lanxess etwa wächst die Zuversicht auf bessere Geschäfte. Für 2024 rechnet Vorstandschef Matthias Zachert nun mit einem Anstieg des bereinigten Betriebsgewinns (Ebitda) um zehn bis 20 Prozent. Bislang hatte er einen moderaten Zuwachs in Aussicht gestellt. "Es scheint, dass wir die konjunkturelle Talsohle in der Chemie erreicht haben", sagte Zachert kürzlich. Ein Ende der Auftragsflaute macht auch dem Münchner Konzern Wacker Chemie Hoffnung. Im Vergleich zum Jahresende seien die Bestellungen im ersten Quartal wieder gestiegen, sagte Vorstandschef Christian Hartel.

(Bericht von Rene Wagner, redigiert von Christian Götz. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)