Hindenburg Research schlägt wieder zu. Der für seine kritischen Berichte über Unternehmen wie Icahn Enterprises, Block oder Adani bekannte Shortseller hat es nun auf das Schweizer Bankensoftware-Unternehmen Temenos abgesehen. In seinem gestern veröffentlichten Bericht wirft er der Temenos AG Gewinnmanipulation und wesentliche Buchhaltungsunregelmäßigkeiten vor. "Unsere viermonatige Untersuchung von Temenos, die Interviews mit 25 ehemaligen Mitarbeitern, darunter hochrangige Führungskräfte des Unternehmens umfasst, hat Anzeichen für Gewinnmanipulation und wesentliche Buchhaltungsunregelmäßigkeiten aufgedeckt. Dazu gehören umgeleitete Einnahmen, fiktive Partnerschaften, wiederholte Vertragsverlängerungen, rückdatierte Verträge, übermäßige Kapitalisierung von scheinbar nicht existierenden F&E-Investitionen und andere klassische Warnsignale für Buchhaltungsprobleme", argumentiert Hindenburg und listet mehrere dieser mutmaßlichen Betrügereien auf, wobei betont wird, dass laut ehemaliger Mitarbeiter der CEO Andreas Andreades diese Praktiken "gefördert" habe.

Der Fonds ist der Auffassung, dass Temenos an der Börse viel zu hoch bewertet wird - selbst ohne die Folgen des gestern veröffentlichten Berichts. "Die Konsensschätzungen zeigen, dass das Unternehmen mit einem Aufschlag von 76% auf den Gewinn, einem Aufschlag von 41% auf das EV/Umsatz-Verhältnis und einem Aufschlag von 59% auf das EV/EBITDA-Verhältnis gehandelt wird", fährt Hindenburg fort und erklärt, dass das Unternehmen "bald keine Bilanzierungstricks, keine neuen ahnungslosen Kunden, die an ihre Verkaufsversprechen glauben, und keine neuen Investoren mehr haben wird - die kaufen, während das Management weiter verkauft".

Temenos reagierte auf die Vorwürfe von Hindenburg und kündigte an, dass es diese untersuchen wird. Der Fonds listete am Ende seines Berichts 36 Fragen an das Unternehmen auf.