TSMC teilte am Dienstag mit, die Chipfabrik werde von einem Gemeinschaftsunternehmen mit den Partnern Bosch, Infineon und NXP errichtet, die dabei Minderheitsanteile von zehn Prozent übernehmen werden. Insgesamt sollen mehr als zehn Milliarden Euro investiert werden, hieß es in einer gemeinsamen Pressemitteilung der Firmen. Die genaue Höhe der Investition hänge von den staatlichen Zuschüssen ab. Der weltgrößte Chip-Auftragsfertiger TSMC will 3,5 Milliarden Euro an Eigenkapital für die neue Fabrik einbringen will. Dazu kommen noch Kredite und die staatliche Förderung. Ein Infineon-Sprecher sagte Reuters, sein Unternehmen investiere 500 Millionen Euro an Eigenkapital.

Deutschland wolle je nach der genauen Investitionssumme bis zu fünf Milliarden Euro Subventionen zuschießen, hieß es aus Verhandlungskreisen in Deutschland. Die EU-Kommission muss die Subventionen noch genehmigen. Mit einer Zustimmung aus Brüssel wird aber gerechnet, weil der sogenannte Chips Act der EU ausdrücklich die Förderung der Halbleiter-Produktion in Europa vorsieht. Geplant ist, dass TSMC an dem neuen Standort 2000 Menschen beschäftigen wird, darunter etwa zehn Prozent Beschäftige aus Taiwan.

Die geplante Fabrik soll nach Angaben von Bosch eine monatliche Fertigungskapazität von 40.000 sogenannten Wafern haben, beliefert werden soll unter anderem die Autoindustrie. Derzeit nehme die Autobranche weltweit etwa sieben Prozent aller Mikrochips ab, hieß es. Bis 2030 werde sich dieser Anteil wegen des Trends zur Elektromobilität und zum autonomen Fahren auf etwa 16 Prozent mehr als verdoppeln. Der Bau der Fabrik solle in der zweiten Hälfte des Jahres 2024 beginnen, Ende 2027 soll die Fertigung aufgenommen werden.

TMSC FOLGT INTEL UND INFINEON MIT CHIPWERK

Dresden setzte sich damit im europaweiten Rennen um die Ansiedlung einer neuen Chip-Fabrik durch. "Die Ansiedlung von TSMC ist die größte Einzelinvestition eines Unternehmens in der Geschichte des Freistaates Sachsen und ein echter Quantensprung nicht nur für den Standort, sondern auch für Deutschland und Europa insgesamt", sagte Thomas Horn, Geschäftsführer der Wirtschaftsförderung Sachsen GmbH. "Dies ist ein weiterer wichtiger Schritt zur Umsetzung unserer Strategie, Deutschland zu einem weltweit führenden Standort für die globale Halbleiterindustrie zu machen", schrieb der Staatssekretär im Kanzleramt, Jörg Kukies, auf der früher als Twitter bekannten Kurznachrichtenplattform X. Wirtschaftsminister Robert Habeck erklärte, die Investition werde substanziell dazu beitragen, die Versorgung Deutschlands und Europas mit Halbleiterchips zu sichern. Für den Nachmittag ist eine Pressekonferenz mit dem sächsischen Ministerpräsidenten Michael Kretschmer und dem Dresdner Oberbürgermeister Dirk Hilbert geplant.

Die Entscheidung für Dresden ist eine weitere Halbleiter-Großinvestition in Deutschland. Die Bundesregierung hat bisher bis zu 20 Milliarden Euro an Subventionen zugesagt, damit Unternehmen wie Intel oder Infineon Werke in Deutschland bauen. Hintergrund ist das Bemühen der EU-Staaten, sich beim Bezug von Halbleiterbauteilen von Asien und den USA unabhängiger zu machen. Die Firmen wiederum wollen mit Investitionen in Europa und den USA ihrerseits die Sicherheit der Lieferketten erhöhen.

TSMC als weltgrößter Halbleiter-Hersteller investiert auch in den USA und in Japan. Im Hintergrund steht wohl auch die Sorge vor einer möglichen militärischen Eskalation, falls China versuchen sollte, sich das als abtrünnige Provinz angesehene Taiwan mit Gewalt einzuverleiben. Dies dürfte massive Auswirkungen auch auf die Handelswege haben. Die meisten Chips, die in allen Hightech-Produkten benötigt werden, werden derzeit in Taiwan, Japan, China und Südkorea produziert.

Zuletzt hatte der US-Konzern Intel nach langen Verhandlungen den Zuschlag für den Bau einer Chipfabrik in Magdeburg gegeben. Dabei war von staatlichen Subventionen in Höhe von rund zehn Milliarden Euro bei einer Investitionssumme von mehr als 30 Milliarden Euro die Rede. Der Münchner Halbleiterhersteller Infineon investiert fünf Milliarden Euro in ein neues Werk in Dresden, der Spatenstich erfolgte im Mai. Der US-Konzern Wolfspeed will im Saarland ein Werk für umgerechnet 2,75 Milliarden Euro bauen. Der US-Konzern Vishay will ein Halbleiter-Werk in Itzehoe bauen. Auch der südkoreanische Konzern Samsung überlegt, eine Fabrik in Europa zu errichten - dies war Thema eines Besuchs von Kanzler Olaf Scholz in Seoul im Frühsommer.

(Bericht von Ben Blanchard, Andreas Rinke, Hakan Ersen, Hans Seidenstücker; redigiert von Olaf Brenner; Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)