WOLFSBURG (dpa-AFX) - Der Volkswagen-Konzern will bei einem möglichen Börsengang seiner Sparte für schwere Nutzfahrzeuge die Kontrolle behalten. Das sagte Aufsichtsratschef Hans Dieter Pötsch am Freitag auf einer Pressekonferenz in Wolfsburg.

Der Konzern will das Geschäft mit den Lkw- und Busmarken MAN, Scania und der brasilianischen VW-Nutzfahrzeugtochter börsenfähig machen und es dafür zunächst in eine deutsche AG und danach in eine europäische Aktiengesellschaft (SE - Societas Europaea) umwandeln. Der Aufsichtsrat muss dem zweiten Schritt gesondert zustimmen. Das Vorhaben solle zeitnah umgesetzt werden, hieß es bereits am Vorabend.

Bei den restlichen neu gebildeten Markengruppen gebe es keine Pläne zur Verselbstständigung wie bei der "Truck & Bus" genannten Sparte, sagte der neue Vorstandschef Herbert Diess. Damit sind auch die leichteren VW-Nutzfahrzeuge (VWN), die wie die VW-Pkw-Kernmarke sowie Skoda und Seat zur Markengruppe "Volumen" gehören, nicht von den Plänen betroffen.

Größere Zukäufe erwartet Diess dagegen derzeit nicht, wie er sagte. Bei den Randbeteiligungen will er den Wert für den Konzern wie schon Vorgänger Matthias Müller prüfen - und gegebenenfalls auch verkaufen. VW werde hier alle Optionen durchrechnen. Zu den fraglichen Beteiligungen gehöre auch die Motorradmarke Ducati, die zur VW-Tochter Audi gehört. Bisher waren konkrete Vorhaben bei Verkäufen unter anderem am Widerstand im Aufsichtsrat gescheitert.

Abspaltungen des Lkw-Geschäfts sind derzeit in Mode. Auch Daimler arbeitet daran, die Sparte zu verselbstständigen, um sie letztlich womöglich an die Börse bringen zu können. Auch die Stuttgarter wollen die Mehrheit an dem Geschäft behalten.

NordLB-Autoexperte Frank Schwope warnte vor einem überhasteten Börsengang des Nutzfahrzeuggeschäfts. Eine umfassende Modulstrategie wie im Pkw-Bereich sei bei weitem noch nicht umgesetzt worden, schrieb der Analyst am Freitag. "Sinnvoller aus Aktionärssicht wäre die Implementierung einer Gleichteil-Strategie auch mit einheitlichen Motoren bei MAN und Scania (und Navistar), um möglichst viele Synergien zu heben." Ein Börsengang einer schlanken und ertragsstarken Truck & Bus könne dann in fünf bis zehn Jahren wesentlich lukrativer sein. VW hatte sich am US-amerikanischen Lkw-Hersteller Navistar beteiligt und kooperiert mit diesem.

Pötsch bestätigte zudem, dass die "Truck & Bus" getaufte Sparte ihren Hauptsitz von Braunschweig nach München verlagern wird. MAN hat als Teil des Nutzfahrzeuggeschäfts seinen Sitz ohnehin in München. Im vergangenen Jahr verkaufte Truck & Bus rund 205 000 Nutzfahrzeuge und damit fast 12 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Der Umsatz kletterte um gut 12 Prozent auf 23,9 Milliarden Euro./men/nas/das