Von Herbert Rude

FRANKFURT (Dow Jones)--An den europäischen Aktienmärkten setzt sich am Dienstagmittag keine einheitliche Tendenz durch. Bei den Einzelwerten gibt es starke Ausschläge in beide Richtungen, ausgelöst vor allem durch eine weitere Flutwelle in der Berichtssaison zum ersten Quartal. Bei den Branchenindizes halten sich Gewinner und Verlierer die Waage: An der Spitze liegt der Autoindex, der um 1 Prozent zulegt. Die USA haben nun Details zu den Zöllen auf chinesische Produkte veröffentlicht, die Zölle auf Elektroautos werden auf 100 Prozent vervierfacht. Der DAX kann sich mit einem Minus von 0,2 Prozent auf 18.703 Punkte knapp behaupten, der Euro-Stoxx-50 gibt um 0,2 Prozent auf 5.070 Punkte nach.

Neue Impulse werden von US-Preisdaten erwartet, am Nachmittag von den Erzeugerpreisen und dann besonders am Mittwoch von den Verbraucherpreisen. Die deutsche Inflationsrate im April liegt trotz der Mehrwertsteuererhöhung bei Erdgas bei unveränderten 2,2 Prozent und damit nur knapp über dem Ziel der EZB. Damit sollte auch ein unerwartet deutlicher Anstieg der ZEW-Konjunkturerwartungen Zinssenkungen in der Eurozone nicht im Weg stehen, heißt es am Markt.

Bei den Autos besteht nun zwar die Gefahr, dass China mit den Exporten nach Europa ausweicht. Zudem befürchten Marktteilnehmer Gegenmaßnahmen und damit eine weitere Runde im Handelskrieg. Zunächst bleibt der Markt aber optimistisch: Der Stoxx-Autoindex steigt. Ein Händler meint, die europäische Politik könnte die Branche schützen, auch wenn das bei den Automanagern nicht überall auf Gegenliebe stößt. Zudem stützten auch Dividendenkäufe aufgrund der hohen Renditen die Kurse in der Branche. Im DAX steigen VW um 2,8 Prozent, Porsche AG um 1,4 Prozent, Porsche Holding um 0,9 Prozent, BMW um 1,1 Prozent und Mercedes-Benz um 1,2 Prozent, wobei Mercedes die Dividende schon gezahlt haben.


   Delivery Hero mit Befreiungsschlag - Uber übernimmt Taiwan-Geschäft 

Delivery Hero hat einen Käufer für sein Liefergeschäft unter der Marke Foodpanda in Taiwan gefunden. Die Aktie schießt daraufhin um 22,1 Prozent nach oben. "Über den Rückzug aus Asien wurde bereits seit längerem gesprochen, um sich auf lukrativere Märkte oder Segmente zu konzentrieren", so ein Marktteilnehmer. Uber übernimmt das Geschäft für 950 Millionen Dollar und beteiligt sich zudem mit knapp 3 Prozent über eine Kapitalerhöhung im Volumen von 278 Millionen Euro an Delivery Hero.


   Kurseinbruch bei Brenntag 

Daneben gilt es eine Flut von Quartalszahlen zu verarbeiten. Brenntag brechen um 8,6 Prozent ein. Der Chemikalienhändler ist noch etwas schwächer als befürchtet in das Jahr gestartet. Gewinnseitig wurde die Markterwartung in den ersten drei Monaten verfehlt und Brenntag sieht das operative Ergebnis 2024 nun nur noch am unteren Ende der im März genannten Bandbreite.

Rheinmetall verlieren nach ihren Erstquartalszahlen 3,5 Prozent. Die Umsätze wie auch die Ergebnisseite lägen etwas unter den Erwartungen, heißt es im Handel. Allerdings sei der Auftragseingang mit 3,9 Milliarden Euro weit besser als die erwarteten 3 Milliarden Euro.

Für Bayer geht es um dagegen um 0,7 Prozent nach oben. Das bereinigte operative Ergebnis liegt mit 4,412 Milliarden Euro den Analysten von Jefferies zufolge rund 6 Prozent oberhalb des Konsens.

Als zwar insgesamt im Rahmen der Erwartungen liegend bewertet RBC die Geschäftszahlen von Hannover Rück. Allerdings habe sich das Kranken- und Lebensversicherungsgeschäft schwächer als erwartet entwickelt. Die Aktie gibt um 3,3 Prozent nach.


   Nordex sehr fest - Verbio und Nagarro haussieren 

Im MDAX geht es für Nordex nach den Zahlen zum ersten Quartal um knapp 6 Prozent aufwärts. Die Analysten von Jefferies sprechen von starken Zahlen. Solide Projektabwicklung und ein qualitativ hochwertiger Auftragsbestand seien die Haupttreiber.

Cancom verteuern sich um 4,6 Prozent. Der IT-Dienstleister hat im ersten Quartal mehr umgesetzt als erwartet und die Jahresprognose bekräftigt.

Als positiv wird im Handel der Ausblick von Verbio eingestuft, der Kurs schnellt um 11,8 Prozent nach oben. Der Biokraftstoffhersteller erwartet eine deutliche Ergebnisverbesserung für das Schlussquartal. Das dritte Quartal litt dagegen unter dem Rückgang der Preise für Bioethanol sowie Biodiesel und enttäuschte leicht.

Für Nagarro geht es sogar um 18 Prozent aufwärts. Sehr gut kommt bei dem IT-Dienstleister die Margenentwicklung an. Sie spreche für eine gute Geschäftsentwicklung mit Preissetzungsmacht.


   Vodafone besser als gedacht 

Etwas besser als erwartet sind laut Citi die Geschäftszahlen von Vodafone ausgefallen. Dass das operative Ergebnis weiter unter Druck stehe, sei aus Marktsicht keine Überraschung. Positiv heben die Analysten die niedriger als erwarteten Restrukturierungskosten hervor. Vodafone gewinnen 3,6 Prozent.

Alcon schnellen um 7,7 Prozent nach oben. Das starke erste Quartal des Spezialisten für Augenheilkunde wird laut UBS positiv aufgenommen, auch weil die Prognose nicht wie befürchtet gesenkt wurde. Die Konzernumsätze entsprächen dem Konsens, zu konstanten Wechselkursen seien sie darüber ausgefallen. Das Kern-EBIT der Gruppe habe die Erwartung um 8 Prozent übertroffen, was es dem Unternehmen erlaube, die Gewinnprognose zu konstanten Wechselkursen zu erhöhen. Die Marge sei mit 22,0 deutlich über dem Konsens von 20,2 Prozent ausgefallen.


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Aktienindex              zuletzt        +/- %     absolut  +/- % YTD 
Euro-Stoxx-50           5.069,81        -0,2%       -9,15     +12,1% 
Stoxx-50                4.520,47        -0,2%       -8,44     +10,4% 
DAX                    18.702,79        -0,2%      -39,43     +11,6% 
MDAX                   27.097,50        +1,0%      273,56      -0,2% 
TecDAX                  3.406,23        +0,3%        8,60      +2,1% 
SDAX                   14.993,95        +0,7%       98,12      +7,4% 
FTSE                    8.419,04        +0,0%        4,05      +9,1% 
CAC                     8.201,16        -0,1%       -8,12      +8,7% 
 
Rentenmarkt              zuletzt                  absolut    +/- YTD 
Dt. Zehnjahresrendite       2,51                    +0,01      -0,06 
US-Zehnjahresrendite        4,47                    -0,01      +0,59 
 
DEVISEN                  zuletzt        +/- %   Di, 08:31  Mo, 17:03   % YTD 
EUR/USD                   1,0797        +0,1%      1,0784     1,0798   -2,2% 
EUR/JPY                   168,88        +0,2%      168,75     168,43   +8,5% 
EUR/CHF                   0,9799        -0,0%      0,9794     0,9791   +5,6% 
EUR/GBP                   0,8600        +0,1%      0,8590     0,8599   -0,9% 
USD/JPY                   156,42        +0,1%      156,50     155,99  +11,0% 
GBP/USD                   1,2554        -0,0%      1,2554     1,2555   -1,3% 
USD/CNH (Offshore)        7,2406        +0,0%      7,2431     7,2395   +1,6% 
Bitcoin 
BTC/USD                61.719,93        -1,9%   61.727,10  62.767,98  +41,7% 
 
ROHÖL                    zuletzt  VT-Settlem.       +/- %    +/- USD   % YTD 
WTI/Nymex                  79,01        79,12       -0,1%      -0,11   +8,9% 
Brent/ICE                  83,29        83,36       -0,1%      -0,07   +8,9% 
GAS                               VT-Settlem.                +/- EUR 
Dutch TTF                  29,83        29,71       +0,4%      +0,13  -11,5% 
 
METALLE                  zuletzt       Vortag       +/- %    +/- USD   % YTD 
Gold (Spot)             2.345,45     2.336,77       +0,4%      +8,69  +13,7% 
Silber (Spot)              28,40        28,23       +0,6%      +0,18  +19,5% 
Platin (Spot)           1.011,43     1.000,98       +1,0%     +10,46   +2,0% 
Kupfer-Future               4,89         4,80       +1,8%      +0,09  +25,1% 
 
YTD bezogen auf Schlussstand des Vortags 
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Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com

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May 14, 2024 07:21 ET (11:21 GMT)