FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Bundesbank verteidigt die geplante neuerliche Verschärfung der internationalen Kapitalregeln für die Banken. Die vereinbarten Vorgaben zur Risikoberechnung in den Instituten seien ein "überfälliger Schritt", sagte der für die Bankenaufsicht zuständige Vorstand Andreas Dombret der "Börsen-Zeitung" (Dienstagausgabe). Es werde zu mehr Transparenz führen, wenn die Eigenkapitalquoten auf besser vergleichbare Weise ermittelt würden.

Für einzelne Banken könnten die Vorgaben durchaus zu einem höheren Kapitalbedarf führen, sagte Dombret. Insgesamt sollten sich aber keine höheren Anforderungen für das gesamte Bankensystem ergeben. Dies werde nun mit einer Studie geprüft. "Falls sich dabei tatsächlich ein deutlicher Anstieg über alle Banken ergeben sollte, sollte meiner Meinung nach hier noch eine Anpassung der Gesamtkalibrierung erfolgen", erklärte Dombret.

Die privaten Banken hatten am Montag Alarm geschlagen und davor gewarnt, die Branche mit den neuen Vorgaben zu überfordern. Die Überarbeitung der Verfahren für die Risikoberechnung werde die Kapitalanforderungen nach ersten Analysen noch einmal um mehr als 50 Prozent steigern. Es könne dazu führen, dass sich Kredite verteuerten oder die ohnehin schon schwache Ertragslage der Institute weiter belastet werde, warnte der Bundesverband deutscher Banken (BdB). Zudem sei die Langfristkultur bei der Kreditvergabe in Deutschland in Gefahr.

Die im sogenannten Baseler Ausschuss zusammengeschlossenen Bankaufsichtsbehörden aus den führenden Wirtschaftsnationen hatten zuletzt strengere Vorgaben für die Berechnung der Risiken in den Büchern der Banken beschlossen. Damit sollen nach Auffassung der Regulierer die nach der Finanzkrise 2007/08 beschlossenen strengeren Regeln für Banken - Basel III genannt - feingeschliffen werden.

Der BdB als Vertreter der Privatbanken in Deutschland und damit unter anderem Sprachrohr von Deutscher Bank und Commerzbank sieht in den Plänen hingegen die nächste Regulierungswelle auf die Branche zu kommen. "Das ist nicht der Abschluss von Basel III, sondern die Einführung von Basel IV", sagte der BdB-Hauptgeschäftsführer Michael Kemmer. Dombret wies diese Einschätzung scharf zurück: "Je öfter wiederholt wird, Basel IV stehe vor der Tür, umso richtiger wird dies damit nicht; es ist schlicht falsch und irreführend."

Hintergrund der neuen Regeln sind die seit langem anhaltenden Diskussionen darüber, wie Banken ihre Risiken berechnen. Dafür haben sie ihre eigenen Modelle, was dazu führt, dass für ähnliche Finanzanlagen oft ganz unterschiedliche Risiken angenommen werden. Dem wollen die Aufseher mit stärker standardisierten Modellen entgegenwirken. Eigenkapital gilt als wichtiger Puffer gegen neue Schieflagen. Allerdings ist das für die Banken auch teuer und macht viele Geschäfte weniger lukrativ./enl/nmu/stb