Der Flugzeugbauer müsse mehr tun, um seine Sicherheitskultur zu verbessern, erklärten Mitglieder des Handelsausschusses in einer ersten von zwei Anhörungen am Mittwoch. "Ich persönlich denke, dass Boeings jüngste Produktionsprobleme nur das Symptom eines viel tieferen Problems sind", sagte die Senatorin Tammy Duckworth und sprach in diesem Zusammenhang von nach ihrer Ansicht "vom Aktienkurs besessene Führungskräfte". Gremien-Vorsitzende Maria Cantwell erwartet nach eigenen Angaben, dass der US-Flugzeughersteller einen ernsthaften Plan als Reaktion auf eine Frist der heimischen Luftfahrtbehörde FAA vorlegt. Diese hatte Ende Februar gefordert, dass der Konzern innerhalb von 90 Tagen einen überzeugenden Plan zur Lösung seiner "systematischen Qualitätssicherungsprobleme" vorlegt.

Bei einer zweiten Anhörung machte ein Boeing-Whistleblower dem Airbus-Konkurrenten schwere Vorwürfe. Er wies auf technische Probleme hin, die die strukturelle Integrität der Flugzeuge beeinträchtigten. Auch soll Boeing ein abgekürztes Verfahren verwendet haben, um Engpässe bei der 787-Montage zu verringern. Dadurch seien winzige Lücken im Material nicht ausreichend gefüllt worden. Bei einem Flug in über zehn Kilometern Höhe könne der Durchmesser eines menschlichen Haares über Leben und Tod entscheiden, sagte der Ingenieur vor dem Ständigen Unterausschuss. "Mich aus dem Programm zu werfen, weil ich Sicherheitsbedenken äußere, hilft niemandem", zitierte ihn ein Senator aus einem Memo von 2021. Boeing wies die Vorwürfe zurück. Das Unternehmen habe seine im Einsatz befindlichen 787-Jets einer grundlegenden Wartung unterzogen und dabei keine Schäden entdeckt. Auch die FAA erklärte in einer Stellungnahme, dass jedes eingesetzte Flugzeug den Standards der Behörde entspreche.

Boeing hat mit Qualitätsproblemen und Fertigungsfehlern bei einigen Modellen zu kämpfen. Anfang Januar war etwa bei einer Boeing 737 MAX-9 von Alaska Airlines kurz nach dem Start in Portland in knapp fünf Kilometern Höhe ein Teil der Kabinenwand herausgefallen, hinter der sich der Notausgang befindet. Danach hatte sich herausgestellt, dass vier Bolzen an der Kabinentür fehlten. Die US-Luftsicherheitsbehörde hatte daraus Konsequenzen gezogen und eine Obergrenze für neue Jets dieses Typs gesetzt und Boeing zudem eine Frist zur Lösung der Probleme auferlegt.

(Bericht von Allison Lampert und Abhijith Ganapavaram; Geschrieben von Philipp Krach; Redigiert von Scot W. Stevenson; Bei Rückfragen wenden Sie sich an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)