München (Reuters) - Der Sportartikelriese Adidas ist unter seinem neuen Chef Björn Gulden einzelhandelsfreundlicher geworden.

"Es ist zu spüren, dass sich Adidas wieder mehr dem Einzelhandel zuwendet", sagte Frank Geisler, Vorstand des Sportfachhändler-Verbundes Intersport, am Donnerstag in Heilbronn. "Der Austausch wird intensiver." Gulden setzt anders als sein Vorgänger Kasper Rorsted nicht mehr so stark auf den lukrativen Online-Handel. Bei Guldens ehemaligem Arbeitgeber Puma habe sich an der Haltung 'pro Einzelhandel' nichts geändert. "Ich bin sehr zufrieden mit der Zusammenarbeit mit beiden deutschen Herstellern", sagte Geisler.

Adidas ist bei den 700 dem Einkaufsverbund angeschlossenen Händlern weiterhin die umsatzstärkste Marke vor der weltweiten Nummer eins, Nike. Puma hat sich im vergangenen Jahr von Platz vier auf drei vorgeschoben. Die finnische Amer Sports mit Marken wie Wilson, Salomon und Atomic, die mehrheitlich der chinesischen Anta Sports gehört, fiel vom dritten auf den sechsten Platz zurück.

Ein Dorn im Auge ist Intersport-Chef Alexander von Preen aber vor allem die Billigkonkurrenz der chinesischen Versender wie Shein, Temu und Wish. "Ihre Marktmacht wächst von Tag zu Tag." Sie überschwemmten den Markt mit schlechten teilweise gefährlichen Produkten und hielten sich nicht an die europäischen Vorschriften zu Lieferketten und Umweltstandards. "Die Politik muss endlich etwas dagegen tun", forderte von Preen.

Trotz der negativen Verbraucherlaune haben die Intersport-Händler in ihren 1400 Läden im Geschäftsjahr 2022/23 (per Ende September) mit 3,5 Milliarden Euro 5,7 Prozent mehr umgesetzt. Das seien 21 Prozent mehr als im Vor-Corona-Jahr 2018/19, betonte von Preen. Am stärksten legten Mannschaftssportarten mit 19 Prozent zu, "und zwar nicht nur Fußball", sagte Geisler. Den größten Anteil am Umsatz hat mit fast einem Viertel Outdoor-Ausrüstung. Für die Jahre bis 2030 rechnet der Verbund mit einem Wachstum des deutschen Sportartikelmarktes von fünf Prozent im Jahr. Der Branchenumsatz würde damit auf 19 Milliarden von 13 Milliarden Euro steigen, 60 Prozent davon würden dann wohl online verkauft. Intersport habe sich vorgenommen, den Marktanteil auf 30 von 24 Prozent zu erhöhen, sagte von Preen.

Die Insolvenz des Branchenriesen Sport-Scheck, dem größten Intersport-Mitglied, ficht den Verbund nicht an. Finanzvorstand Thomas Storck sagte, er rechne kurzfristig nicht mit negativen Auswirkungen. Sport-Scheck sollte eigentlich an die britische Frasers Group verkauft werden, wurde dann aber in den Strudel der Pleite des Mutterkonzerns Signa gerissen.

Insolvenzverwalter Axel Bierbach teilte am Donnerstag mit, eine Vielzahl von Interessenten habe Angebote für Sport-Scheck abgegeben, darunter Händler und Finanzinvestoren aus dem In- und Ausland. Über die notwendigen Kostensenkungen werde zurzeit verhandelt. Vermieter, Lieferanten und Mitarbeiter in den 34 Filialen müssten ihren Beitrag dazu leisten. Ein Käufer soll spätestens im Frühsommer gefunden sein.

(Bericht von Alexander Hübner, redigiert von Ralf Banser. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)