Im kommenden Handelsstreit zwischen den USA und Europa wird die französische Digitalsteuer eines der großen Themen sein. Die Position der USA ist eindeutig: bei der Steuer handele es sich um Protektionismus durch Frankreich, der Arbeitsplätze in den USA bedroht. Immerhin zielt die Steuer auf Internet-Unternehmen ab, die einen Mindestumsatz von 750 Millionen Euro in Frankreich generieren. Betroffen ist damit u.a. die berühmte Riege aus Google, Amazon, Facebook und Apple. Für die USA liegt damit ein Präzedenzfall vor. Sollte Frankreich mit der Steuer gute Erfahrungen machen, ziehen weltweit andere Länder nach. Die Steuer hätte einen negativen Effekt auf Gewinne und Bewertungen der US-Unternehmen. Daher gilt es, sofort hart einzuschreiten. Im US-Finanzausschuss herrscht in der Frage zwischen Republikanern und Demokraten seltene Einigkeit.
Die französische Seite verweist auf das Souveränitätsprinzip: Die Steuerausgestaltung ist Sache der einzelnen Länder. Französische Unternehmen sind genauso betroffen wie die US-Unternehmen oder andere ausländische Unternehmen.
Es handelt sich bei der Steuer eben nicht um einen Zoll, von dem nur ausländische Unternehmen betroffen sind. Auch die Volumensgrenze ist nicht auf US-Unternehmen, sondern auf Großunternehmen ausgelegt. Damit hat Frankreich in der Sache Recht!

Entscheidungsrelevant sollten die WTO-Regeln sein, gelten wird das Recht der Stärkeren zwischen der EU und den USA.
Die USA werden gegenüber Frankreich, aber vielleicht aber auch gegen Deutschland, die Exportüberschüsse der beiden Länder als Hebel ansetzen.



Quelle: Bloomberg, alle Angaben in Mrd. USD.
Zusätzlicher Druck auf die europäische Exportwirtschaft oder das Stören von Lieferketten sollte also in den kommenden Monaten nicht überraschen. Wir hoffen, dass die EU die entsprechenden Vorbereitungen trifft und nicht durch andere Themen (EU-Komission, Brexit) zu sehr gebunden ist. Abzuwarten bleibt, ob die USA einen Keil zwischen die EU-Länder treiben können. Einzelne EU-Länder könnten sich für eine Rücknahme der Steuer im Sinne der Einführung einer OECD-Regelung aussprechen und so en passant Frankreich in den Rücken fallen, um selber von Strafzöllen nicht betroffen zu sein. Ob sich die europäischen Länder einen Eingriff in die französische Souveränität verbitten? Schauen wir zurück auf die französische North-Stream 2 Position könnte man sagen, „warum auch….?“

Wirtschaftsentwicklung in Singapur überraschend schwach
Die Auswirkungen der aktuell hohen Unsicherheit sind nicht nur im verarbeitenden Gewerbe in Deutschland, sondern in noch viel deutlicherer Form im fernen Singapur zu spüren. Die heute Nacht veröffentlichten Daten weisen für die handels- und exportorientierte Wirtschaft ein marginales Wachstum von 0,1 % im Jahresvergleich auf. Die Erwartungen lagen bei 1,1 %. Annualisiert auf 2019 beträgt der Quartalsrückgang 3,4 %! Singapur ist ein Frühindikator und damit Rauchmelder für die Weltwirtschaft. Die Exporte ohne Öl gingen zuletzt um über 15 % zurück, auch das Verarbeitende Gewerbe musste in der Stadt einen Rückgang von annualisiert 6 % hinnehmen.
Dies verdeutlicht, warum Powell den Feuerwehrschlauch ausrollt, um den Brand zu bekämpfen, den Trump angezündet hat. Durch die Unmengen Liquidität wird zwangsweise das Fundament des Hauses immer weicher. Eine unterstützende Strukturpolitik ist in der westlichen Welt aktuell nicht zu erkennen. Was folgt? Ganz einfach, genießen Sie die Blase, solange sie nicht platzt!

Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den Euro gegenüber dem USD favorisiert. Ein Unterschreiten der Unterstützungszone 1.1100 – 30 negiert den positiven Bias des Euros.
Viel Erfolg!

Gastbeitrag von Christian Buntrock, Fondsmanager SOLVECON INVEST
www.solvecon-invest.de

Christian Buntrock (Jahrgang 1977) gründete mit ehemaligen BLB-Kollegen in 2017 die Fondsboutique SOLVECON INVEST GmbH in Bremen, bei der er Portfoliomanager, Prokurist und Gesellschafter ist.

Der studierte Diplomkaufmann und -Volkswirt, arbeitete zuvor als Portfoliomanager in der Bremer Landesbank, im Treasury Management und Research der Sparkasse Südholstein sowie als Wertpapierspezialist für die Commerzbank AG.