Zürich (awp) - Der Schweizer Aktienmarkt steht am Dienstag kurz vor Mittag weiterhin in der Verlustzone. Immerhin hat sich der SMI dabei aber von seinen Tiefstständen der Startphase etwas erholt. Die Aktien hätten zwar vorübergehend von den Hoffnungen auf ein neues Corona-Stimuluspaket in den USA profitiert, für weitere Kursgewinne fehle den Investoren aber noch immer Klarheit in Bezug auf die weitere konjunkturelle Entwicklung, hiess es in Börsenkreisen. Und Unsicherheit mache sich auch wegen des für die Nacht auf Mittwoch angesagten ersten TV-Duells zwischen den Präsidentschaftskandidaten Donald Trump und Joe Biden breit.

Die Finanzgemeinde hoffe aber auf mehr Licht in Bezug auf die Position Bidens hinsichtlich des Handelsstreits mit China und anderer Themen. In den Vordergrund rückt aber auch wieder das Thema Brexit, denn am heutigen Dienstag beginnt eine neue Verhandlungsrunde über ein Handelsabkommen mit der EU. Etwas getrieben werden die Aktien auch vom nahenden Ende des dritten Quartals, da es dabei in der Regel zu Umschichtungen in grösseren Depots kommt, wie ein Händler erklärte.

Der SMI steht um 10.50 Uhr 0,29 Prozent tiefer bei 10'278,93 Punkten. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, gibt 0,28 Prozent auf 1'558,74 Punkte nach und der breite SPI 0,22 Prozent auf 12'807,76 Punkte. Im SLI kommen auf 20 Verlierer 9 Gewinner, während Lonza unverändert notieren.

Grösste Verlierer sind derzeit Roche (-1,4%). Die Bank Berenberg hat die Einstufung des Genussscheins im Rahmen einer Sektorstudie mit "Hold" wieder aufgenommen. Die zahlreichen positiven Punkte seien mittlerweile im Kurs enthalten, hiess es zur Begründung der zurückhaltenden Einschätzung.

Dahinter sind es vor allem einige Finanzwerte, welche sich schwach entwickeln. Während Temenos (-1,3%), Julius Bär (-1,1%), UBS (-1,1%), Zurich (-1,0%) und Swiss Re (-1,0%) 1 Prozent oder etwas mehr einbüssen, liegen CS (-0,9%) oder Swiss Life (-0,9%) knapp unter dieser Grenze.

Zu den schwächeren Aktien gehören auch Swatch (-0,8%). Der Uhrenhersteller ist am Wochenende Opfer eines Cyber-Angriffs geworden, der verschiedene Aktivitäten betroffen hat. Die Systeme sind noch nicht wieder vollständig hergestellt. Das Unternehmen will nun eine Klage einreichen. Die zusätzlichen Kursverluste unmittelbar im Anschluss an die Meldung von der Attacke hat der Titel inzwischen mehr als wieder wettgemacht.

Auf der Gegenseite fallen AMS mit einem starken Plus von 5,4 Prozent auf, mit einigem Abstand gefolgt von Logitech (+1,7%). AMS erhielten von einer positiven Einschätzung durch Merrill Lynch etwas Support, hiess es in Marktkreisen. Zudem haben sich in den USA am Vorabend einmal mehr verschiedene Techwerte sehr stark entwickelt, was den Sektor stützt.

Auch Novartis (+0,7%) stehen nach verhaltenem Start mittlerweile klar auf Gewinn. Gestützt wird der Titel einerseits von einer Einschätzung der Bank Berenberg, welche den Titel wieder ins Anlageuniversum aufgenommen und ihm dabei das Rating "Buy" attestiert hat. Andererseits erhalten Novartis auch von einem Upgrade des ESG-Ratings durch MSCI Auftrieb, wie es in einem Kommentar der Zürcher Kantonalbank heisst.

Zumindest stabilisiert wird der Gesamtmarkt auch von Nestlé (+0,1%).

Im breiten Markt fallen die sehr gesuchten Siegfried (+6,4%) auf. Der Pharmazulieferer hat von Novartis zwei Produktionsstätten in Spanien übernommen und verstärkt damit die Division der fertig formulierten Darreichungsformen. Nach Abschluss der Transaktion dürfte der Gruppenumsatz 2021 auf über eine Milliarde Franken steigen. Analysten begrüssen den Schritt.

Noch etwas besser entwickeln sich Leclanché (+7,0%). Am Berichtstag hilft den Aktien die Nachricht über eine Umsatzsteigerung im ersten Semester von über 50 Prozent. Das wecke die Hoffnung, dass die Klimadebatte sich bei den Westschweizern nun auch endlich in Erträgen niederschlägt, sagten Marktbeobachter.

cf/ra