Bei ihren Ermittlungen in der VW-Abhöraffäre geht die Staatsanwaltschaft Braunschweig Hinweisen über einen möglichen Zusammenhang mit einem Leichenfund nach.

"Es gibt Hinweise, dass da möglicherweise ein Zusammenhang bestehen könnte", sagte eine Sprecherin der Ermittlungsbehörde am Donnerstag. Die Obduktion einer am Montag in einem ausgebrannten Auto gefundenen Leiche sei abgeschlossen, die Identität aber noch nicht abschließend geklärt. Bei der Untersuchung seien keine Hinweise auf Fremdverschulden gefunden worden, die zum Tod des Mannes geführt haben könnten.

Die "Helmstedter Nachrichten" hatten am Mittwoch berichtet, bei dem in einem Auto gefunden Toten handele es sich um einen VW-Mitarbeiter, der als Verdächtiger in der Abhöraffäre bei dem Autobauer gelte. Die Polizei in Wolfsburg bestätigte lediglich, dass auf einem Feld in Rottdorf nahe Helmstedt in Niedersachsen eine Leiche gefunden worden sei. Im Zusammenhang mit dem Todesfall werde auch ein Brandanschlag auf ein Wohnhaus im Mai untersucht, bestätigte die Staatsanwaltschaft. Die Ermittler versuchen nun herauszufinden, ob und welche Verbindungen es mit der Abhöraffäre gibt.

Volkswagen hatte Unternehmenskreisen zufolge einen Mitarbeiter freigestellt, der im Verdacht steht, vertrauliche Besprechungen mitgeschnitten zu haben. Das Wirtschaftsmagazin "Business Insider", das den Lauschangriff vor einigen Wochen enthüllt hatte, berichtete, der Mann habe zwischen 2017 und 2018 regelmäßig an internen Beratungen teilgenommen. Bei den Treffen ging es einem Insider zufolge darum, sich von dem Lieferanten Prevent zu trennen, mit dem VW im Streit lag. Bei Nachforschungen kam der Autobauer schließlich anhand der Teilnehmer eines Treffens, das in sehr kleinem Kreis stattgefunden hatte, auf die Spur des Maulwurfs und stellte Strafanzeige. Da hatte die Staatsanwaltschaft wegen der Medienberichte bereits Ermittlungen aufgenommen. VW zeigte sich geschockt von der Abhör-Attacke und erklärte, dem Konzern lägen die Mitschnitte der Beratungen nicht vor.

JAHRELANGER STREIT

Prevent äußerte sich nach Bekanntwerden der Affäre Ende Juli "erschüttert". Die Veröffentlichungen zeigten, "dass den Verantwortlichen bei Volkswagen offenbar jedes Mittel recht war, um unabhängige Zulieferer auszuschalten", erklärte der Zulieferer und fügte hinzu: "Vor dem Hintergrund auftauchender Spekulationen weisen wir jede Beteiligung an der Entstehung dieser Aufzeichnungen und jedes Wissen darüber klar zurück."

Prevent und Volkswagen liegen seit Jahren vor Gerichten im Klinsch. Seinen Ausgang nahm der Streit 2016, als die zu Prevent gehörenden Töchter ES Guss und Car Trim die Lieferung von Sitzteilen und Getriebegehäusen einstellten, um höhere Preise durchzusetzen. Wegen fehlender Teile musste VW die Produktion daraufhin in sechs deutschen Werken vorübergehend ruhen lassen. Der Autobauer verlangt von dem Ex-Lieferanten deshalb Schadensersatz von mehr 100 Millionen Euro. Die verzweigte Zuliefergruppe mit bosnischen Wurzeln fordert ihrerseits von VW in den USA 750 Millionen Dollar mit dem Argument, die Wolfsburger hinderten Prevent daran, kleinere Wettbewerber zu übernehmen.