Zürich (awp) - Der Schweizer Aktienmarkt präsentiert sich am Donnerstag uneinheitlich und insgesamt etwas leichter. Die Anleger verhielten sich vorsichtig, sagen Händler. Nach wie vor sorgten die steigenden Corona-Infektionszahlen für Verunsicherung. Zudem gebe es noch immer keine Fortschritte bei den Verhandlungen über ein neues Hilfspaket zur Bekämpfung der Corona-Krise in den USA. Die Verunsicherung der Anleger zeigt sich auch am Goldpreis, der seinen Höhenflug fortsetzt, und am anhaltenden Abwärtstrend bei den Zinsen auf amerikanische Staatsanleihen.

Die Anleger hätten sich aber nicht aus dem Markt zurückgezogen. Sie hielten an ihren Positionen fest, um dabei zu bleiben, solange die US-Börsen nur eine Richtung kennen würden, sagt ein Händler. Aber für Zukäufe gebe es keinen Anlass. Daher seien die Umsätze derzeit auch unterdurchschnittlich. Allerdings gebe es bei einzelnen Unternehmen immer wieder Chancen, wenn diese ihre Bilanz veröffentlichen und dies eine Kursreaktion auslöse.

Der SMI notiert um 11.00 Uhr um 0,24 Prozent tiefer mit 10'073,79 Punkten. Der breitgefasste SPI sinkt um 0,18 Prozent auf 12'494,02 Zähler. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind und in dem die Gewichtung der Schwergewichte gekappt ist, ermässigt sich um 0,15 Prozent auf 1'538,60 Punkte. Rund die Hälfte der 30 SLI-Werte legt zu, Alcon sind unverändert und der Rest gibt nach.

Angesichts der zuletzt wieder vermehrt positiven Konjunkturzahlen werden laut Händlern Aktien zyklischer Firmen und Finanzwerte vorgezogen. Kein Wunder steht mit Adecco (+1,5%) ein sehr von der Konjunktur abhängiger Wert an der Spitze der Gewinner, auch wenn der Wert aufgrund von Gewinnmitnahmen zuletzt unter dem Tageshöchstkurs notiert. Der Personalvermittler hat die Erwartungen im Ergebnis zum zweiten Quartal deutlich übertroffen.

Gesucht sind zudem die zyklischen Anteile des Logistikkonzerns Kühne+Nagel (+0,7%), der Technologiefirmen Logitech (+0,1) und AMS (+0,3%), der Sanitärtechnikfirma Geberit (+0,2) und des Luxusgüterherstellers Richemont (+0,5%).

Bei AMS führen Händler zudem erneut positive Ergebnisse eines Mitbewerbers vom Vortag und den Aufwärtstrend von Kunde Apple als Gründe für den Anstieg an.

Zu den Gewinnern zählen ausserdem die Aktien der Banken Julius Bär (+1,1%), CS (+0,8%) und UBS (+0,5%) sowie des Assetmanagers Partners Group (+0,4). Bankaktien bewegten sich gerne in ähnlicher Richtung wie Zykliker, heisst es am Markt.

Die Aktien von Vifor (+0,4%) vollführen kursmässig eine Drehung um 180 Grad. Nach anfänglich deutlich tieferen Kursen steht der Titel zuletzt klar im Plus. "Die negativen Nachrichten sind wie erwartet gekommen. Das war's und nun können wir wieder einsteigen", sagt ein Händler. Der Arzneimittelhersteller hat wegen der Corona-Krise seine Prognose für das Gesamtjahr gesenkt.

Bei den Verlierern stehen neben den als defensiv geltenden Aktien von Swisscom (-1,1%), des Riechstoffherstellers Givaudan (-0,7%) und des Nahrungsmittelriesen Nestlé (-0,57%) erneut die Versicherer Swiss Re (-1,4%), Zurich (-0,5%) und Swiss Life (-0,3%) im Angebot.

Wenig gefragt sind mit Novartis (-0,3%) und Roche (+0,05%) zwei weitere Schwergewichte.

Weiter unter Abgaben leiden zudem Clariant (-0,3%) und SGS (-0,4%). Während bei SGS sich laut Händlern der kürzliche Ausstieg der Familie von Finck aus dem Aktionariat dem Warenprüfkonzern nochmals zeigt, lasteten bei Sika (-0,5%) Gewinnmitnahmen auf dem Kurs.

Am breiten Markt setzen Relief Therapeutics (+36%) den Höhenflug fest. Erneut hat die Biotechfirma mit positiven Neuigkeiten im Zusammenhang mit der Behandlung von an Corona Erkrankten auf sich aufmerksam gemacht.

Tecan gewinnen 2,4 Prozent. Das Labortechnikunternehmen geht eine Kooperation mit Thermo Fisher Scientific ein, um die Testkapazitäten für Covid-19 "weltweit signifikant auszuweiten". Finanzielle Details der Kooperation wurden keine genannt.

Die Anteile der Valiant Bank (+0,4%) und der Basler Kantonalbank (+1,9%) legen nach der Bilanzpräsentation zu.

Bei VAT (-0,5%) kommt es im Verlauf zu Gewinnmitnahmen. Der Vakuumtechnikspezialist hat der Corona-Krise getrotzt und den Halbjahresgewinn mehr als verdoppelt.

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