PARIS/LONDON (awp international) - Die wichtigsten Börsen Europas haben am Dienstag nach einem festeren Start ihre Gewinne wieder grösstenteils abgegeben. Im Fokus der Anleger stehen aktuell insbesondere Unternehmensberichte über das abgelaufene Quartal. Zugleich wurde allerdings auch auf die für August typischen geringen Handelsumsätze hingewiesen.

Der EuroStoxx 50 zeigte sich am späten Vormittag mit minus 0,01 Prozent auf 3247,93 Punkte kaum verändert. Allerdings war der Leitindex der Eurozone am Vortag stark in den neuen Monat gestartet. Auch in London trat der FTSE 100 mit plus 0,03 Prozent auf 6034,82 Punkte auf der Stelle. In Paris indes stieg der Cac 40 zuletzt um 0,28 Prozent auf 4889,61 Zähler. Den französischen Leitindex stützten vor allem kräftige Gewinn von Auto- und Bankaktien.

Alles in allem sind die Anleger laut Stephen Innes, Stratege Global Marktes bei AxiCorp, weiterhin eher geneigt, in Schwächephasen zu kaufen statt in Panik zu geraten über neue negative Nachrichten zur Pandemie. "Die grösste Herausforderung für risikofreudige Anleger momentan ist weniger die weitere Verbreitung des SARS-CoV-2-Virus als das Zaudern der Politiker über Hilfspakte zur Wirtschaftsstimulierung und die Furcht vor weiteren drakonischen Lockdown-Massnahmen", schrieb er.

Branchenseitig standen in Europa vor allem Aktien aus dem Nahrungs- und Getränkesektor unter Druck sowie aus dem Pharmasektor. Beide Branchen gaben jeweils um rund 1 Prozent nach. Besonders gefragt waren dagegen Papiere des Öl- und Gassektors mit plus 2,3 Prozent, die am Vortag grösstenteils schwach gewesen waren. An zweiter Stelle legte die Autobranche um 1,8 Prozent zu.

Unter den Einzelwerten zogen vor allem britische Unternehmen mit Quartalszahlen Aufmerksamkeit auf sich. So sprangen die Papiere von Easyjet um rund 11 Prozent hoch, obwohl der Billigflieger in der Corona-Krise tiefrote Zahlen schrieb. Der Billigflieger kündigte jedoch an, sein Flugprogramm stärker als bisher geplant hochfahren zu wollen. Zudem lobte UBS -Analyst Jarrod Castle den geringer als erwarteten Kapitalverbrauch im dritten Geschäftsquartal.

BP gewannen im währungsgemischten Stoxx 50-Index 7,6 Prozent. Zwar meldete der Ölkonzern im zweiten Quartal einen Milliardenverlust, dennoch war dieser geringer als von Analysten erwartet ausgefallen. Auch Enttäuschungen über die halbierte Dividende wurden abgemildert, da Aktienrückkäufe sie begleiteten, hob etwa Goldman-Analyst Michele della Vigna hervor.

Der Spirituosen-Hersteller Diageo , mit minus 5,9 Prozent Schlusslicht im Stoxx 50, gab einen stärker noch als halbierten Vorsteuergewinn für sein abgelaufenes Geschäftsjahr bekannt. Zudem fiel das Wachstum aus eigener Kraft geringer als am Markt prognostiziert aus. Vor allem die Geschäftsentwicklung ausserhalb der USA dürfte enttäuscht haben./ck/zb