Zürich (awp) - Nachfolgend eine Auswahl von Artikeln zu wirtschaftsrelevanten Themen aus der Presse vom Wochenende:

ARBEITSMARKT: Auf die Schweiz rollt laut dem "Sonntagsblick" eine gewaltige Entlassungswelle zu, die fast alle Branhen trifft. "Das Gastgewerbe, der Tourismus, der Export, der Detailhandel, ja ganze Lieferketten sind zusammgebrochen", sagt der Direktor der Konjunkturforschungsstelle KOF der ETH Zürich, Jan-Egbert Sturm laut der Zeitung. Einen solchen Schock habe die Schweiz noch nie erlebt. Dagegen seien die wirtschaftlichen Folgen der Finanzkrise ein "Klacks" gewesen, erklärte Sturm: "Die angekündigten Entlassungen bei Gate Gourmet oder Schindler, aber auch bei kleineren Unternehmen zeigen, dass die finanziellen Polster aufgebraucht sind." Sprecher Fabian Maienfisch vom Staatsekretariat für Wirtschaft (Seco) sagte der Zeitung: "Trotz des verbreiteten Einsatzes von Kurzarbeit führte die Coronakrise zu einem historisch einmalig raschen Anstieg der Arbeitslosigkeit." Und die Erholung lasse auf sich warten.

GASTGEWERBE: Obwohl gewisse Ausflugsziele und Bergrestaurants in diesem Sommer überrannt werden, ist die Talfahrt im Schweizer Gastgewerbe auch im Juli weitergegangen: Der Umsatz brach im Vergleich zum Juli 2019 im gesamtschweizerischen Durchschnitt um 31,9 Prozent ein. Dies ergab eine repräsentative Mitgliederbefragung des Branchenverbandes Gastrosuisse im Zeitraum vom 24. bis 28. Juli. Besonders hart getroffen durch die Coronakrise sei das Gastgewerbe in den Städten und Agglomerationen, schrieb Gastrosuisse am Sonntag in einem Communiqué. Die grössten Umsatzeinbussen gegenüber dem Vorjahr hätten städtisch geprägte Kantone wie Basel-Stadt (-46,6 Prozent), Genf (-42,4 Prozent) und Zürich (-39 Prozent) erlitten. Geringer seien die Rückgänge in Seen- und Bergregionen. (Sobli S. 32f.; siehe separate Meldung)

TOURISMUS: Bündner und Tessiner Hotelzimmer haben ihre Preise für die Sommersaison laut der "NZZ am Sonntag" erhöht. Die Zeitung beruft sich dabei auf eine Auswertung, die das Switzerland Travel Centre für das Blatt erstellt habe. Die Nachfrage in einigen Ferienregionen sei so gross, dass Hotels ihre Preise erhöhen konnten, hiess es. So zogen im Tessin die Preise für Hotelzimmer im laufenden Jahr durchschnittlich um fünf Prozent im Vergleich mit dem Jahr 2019 an. In Graubünden schlugen Hoteliers um rund vier Prozent auf, hiess es weiter. Allerdings litten andere Schweizer Ferienregionen unter einem starken Preiszerfall. Im Berner Oberland seien die Hotelpreise dieses Jahr um 18 Prozent eingebrochen. Im Wallis seien es sogar rund 20 Prozent. (NZZaS S. 21)

KONSUM: Die Schweizer konsumieren nach dem heftigen Einbruch vom Frühling aufgrund der Coronakrise mittlerweile mehr als vor dem Ausbruch der Pandemie, wie Daten der Konjunkturforschungsstelle der ETH Zürich (KOF) belegen. Das Konsumfasten während der vom Bundesrat verordneten Ladenschliessungen habe inzwischen einem Konsumrausch Platz gemacht, schreibt die "SonntagsZeitung" und stützt sich dabei auf im Internet verfügbare Echtzeitdaten über das Kauf- und Mobilitätsverhalten der KOF. Nachdem die Detailhandelsumsätze in der Schweiz im April 2020 im Vergleich zum April 2019 preis- und kalenderbereinigt um 19 Prozent gesunken waren, sind sie laut Angaben der KOF im Mai 2020 im Vergleich zum Mai 2019 um rund 7 Prozent gestiegen. Der Anstieg ist hauptsächlich vom Detailhandel mit Nahrungsmitteln, Getränken und Tabakwaren getrieben. Nur die Einkäufe im Ausland lägen noch unter dem Vorkrisenniveau. Die Menschen würden laut einer anderen Untersuchung auch wieder deutlich mehr Bargeld als im Frühling abheben und tätigten mehr Ausgaben mit Bank- und Kreditkarten, hiess es weiter. Dies zeige das Projekt "Monitoring Consumption Switzerland" der Universitäten St. Gallen und Lausanne, des Datenunternehmens Novalytica und von SIX Payment Services. (SoZ S. 27)

CORONAVIRUS: Laut der "NZZ am Sonntag" droht die Teilnahme der Schweiz an einer Coronavirus-Impfstudie zu scheitern, weil lediglich 8 Millionen Franken zur Durchführung fehlten. Die Zeitung schreibt, obwohl in sechs führenden Spitälern der Schweiz alles für die erste grosse Studie eines Impfstoffes gegen das Coronavirus bereitstünde, könne es nicht vorwärts gehen. Beim Bundesamt für Gesundheit BAG liege seit vier Wochen ein unbeantworteter Antrag, das Projekt teilweise zu bezahlen. Doch vom BAG hiess es gegenüber der Zeitung: "Eine Finanzierung von Covid-19-Vakzin-Studien durch das BAG ist zum heutigen Zeitpunkt nicht vorgesehen." Der Bund liege auch sonst im Impfstoffdossier zurück, schrieb die "NZZ am Sonntag" weiter. Die EU, Japan, Grossbritannien und vor allem die USA hätten für ihre Bevölkerung grosse Mengen an Impfstoffen gesichert - Bern habe dagegen noch keinen Vertrag mit potenziellen Impfstoffherstellern abschliessen können. (NZZaS S. 19)

SCHOKOLADE: Die Migros streicht das Sortiment ihrer Schokoladenmarke Eimalzin zusammen, die eine Kopie von Ovomaltine ist. Nun müssten Eimalzin-Anhänger öfter zum Original wechseln, schreibt die "SonntagsZeitung". Seit zwei Wochen habe der "orange Riese" je nach Filiale mehr als zehn neue Produkte von Ovomaltine in den Läden stehen - darunter die Ovo-Schoggi. Die Eimalzin-Milchschokolade sei dagegen bereits aus den Regalen verschwunden. Mit der Einführung der Schokolade von Ovomaltine gebe es in der Migros eine Premiere: Sie verkaufe damit Schokolade, die aus dem Hause des Erzrivalen Coop stamme. Denn Ovomaltine-Produzent Wander stelle nicht alle Ovo-Produkte selber her. Müesli, Glace und Schokolade würden andere Firmen fertigen. (SoZ S. 30)

BANKEN: Die Bank Cler will ihren Kunden im 2021 Kryptowährungen anbieten. "Wir werden im Laufe des nächsten Jahres ein Angebot für den Handel und die Verwahrung von digitalen Vermögenswerten lancieren", sagte Sprecherin Natalie Waltmann zur "NZZ am Sonntag". Zu diesem Zweck habe das zur Basler Kantonalbank (BKB) gehörende Institut per 1. August den Krypto-Experten Alain Kunz als Leiter Digital Assets angestellt. Umfragen bei Nutzern der von der Bank Cler lancierten Smartphone-Bank Zak hätten ergeben, dass dies ein Bedürfnis sei, sagte Waltmann der Zeitung. Für das Mutterhaus BKB seien Kryptowährungen ebenfalls ein Thema. (NZZaS S. 21)

KORRUPTION: Die "SonntagsZeitung" berichtet, dass Schmiergeld für Panama über Schweizer Banken geflossen sei. Für mehr als drei Milliarden baute Panama zwei neue Metro-Linien in der gleichnamigen Hauptstadt. Im Frühling 2019 wurde das Bauwerk eröffnet. Den Auftrag erhielten das spanische Bauunternehmen Fomento de Construcciones y Contratas, der brasilianische Odebrecht-Konzern und der französische Alstom-Konzern. Unterlagen, die der Zeitung vorlägen, zeigten: Für den Erhalt des Zuschlags flossen 82 Millionen Euro Schmiergeld über eine Schweizer Bank. Dies geht aus einem Urteil des Bundesstrafgerichts von Mitte Mai hervor. Laut dem Entscheid wehrt sich der beteiligte Finanzvermittler gegen die Herausgabe der Kontodaten aus der Schweiz an die Staatsanwaltschaft in Madrid. Die Richter in Bellinzona fanden jedoch, dass es Sache der Richter in Spanien sei, zu beurteilen, ob die Dokumentation eine strafrechtlich relevante Verbindung aufzeige. (SoZ S. 31)

BESCHATTUNGSSKANDAL: Nach langem Stillstand kommt laut dem "SonntagsBlick" etwas Bewegung in die Beschattungsaffäre der Grossbank Credit Suisse. Im September müssten Iqbal Khan, seine Frau sowie einer der angeklagten Privatdetektive bei der Staatsanwaltschaft antraben, hiess es. Die zentrale Frage dabei werde sein, ob das Ehepaar Khan glaubhaft machen könne, dass es vom ertappten Beschatter tatsächlich in Todesängste versetzt worden sei. Der Privatdetektiv bestreitet, dass er aggressiv aufgetreten sei. Zudem werden sich die Khans auch den kritischen Fragen der Anwälte der Detektive stellen müssen. (Sobli S. 34f.)

AUTOS: Plug-in-Hybride, eine Kombination aus Verbrenner und Batterie-Autos, sind laut der "NZZ am Sonntag" der neue Verkaufsschlager. Die Zeitung beruft sich dabei auf Zahlen des Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsunternehmens PwC. Demnach stiegen die Schweizer Neuzulassungen für solche Fahrzeuge im zweiten Quartal um 186 Prozent. Zwar ermöglichten solche Autos laut Christoph Schreyer, Leiter Energieeffizienter Verkehr beim Bundesamt für Energie, einen "sanften Einstieg" in die Elektromobilität, wie er der Zeitung sagte. Schliesslich müssten Nutzer keine Angst vor fehlender Reichweite haben. Allerdings, so Schreyer, sei unklar, wie viel Plug-in-Hybridautos der Umwelt wirklich brächten. Der Grund dafür sei, dass solche Plug-in-Hybride zwar auf dem Papier sehr tiefe Verbrauchswerte hätten. Diese würden sie aber nur dann erreichen, falls sie richtig eingesetzt würden. (NZZaS S. 22)

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