Zürich (awp) - Es könnte doch noch ein versöhnlicher Wochenschluss am Schweizer Aktienmarkt werden. Nach dem Ausverkauf am Vortag hatte der Leitindex SMI am Freitag zunächst einige Orientierungsschwierigkeiten, notiert mittlerweile aber komfortabel im Plus. Dabei tragen die jüngsten Konjunkturdaten aus der Eurozone eigentlich eher zu einem insgesamt düsteren Bild bei. Bereits am gestrigen Donnerstag waren die BIP-Zahlen in Deutschland und den USA dramatisch eingebrochen. Am Freitagmorgen folgten Spanien und Frankreich und aktuell noch die Euro-Zone mit ihren Zahlen.

Dass sich der Markt berappelt, führen Händler in diesem Umfeld vor allem auf die Zahlen grosser Technologiekonzerne wie Apple zurück, die am Donnerstag nach US-Börsenschluss mit den vorgelegten Quartalszahlen besser als erwartet abgeschnitten hatten. Das schüre eine gewisse Hoffnung, dass die Unternehmen sich trotz der nach wie vor dramatischen Corona-Infektionszahlen vergleichsweise gut schlagen, sagte Händler.

Der Leitindex SMI gewinnt gegen 11.00 Uhr 0,58 Prozent hinzu auf 10'154,34 Zähler. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Werte enthalten sind, steigt um 0,96 Prozent auf 1'544,40 Punkte und der breit gefasste SPI um 0,54 Prozent auf 12'593,89 Zähler. Unter den 30 SLI-Werten gewinnen 25 hinzu und 5 fallen zurück.

Hierzulande hat die Berichtssaison zum Wochenschluss deutlich an Fahrt verloren. Zahlen hatte am Morgen noch der Rückversicherer Swiss Re (+1,5%) vorgelegt. Dabei bestätigte das Unternehmen die früheren Angaben wonach es im ersten Halbjahr wegen der Coronapandemie in die Verlustzone gerutscht ist. Analysten heben in ihren Kommentaren denn auch eher die Entwicklung ohne den Corona-Einfluss hervor, der in ihren Augen weiterhin intakt ist.

Noch stärker legen allerdings die Aktien der Credit Suisse zu, die sich um 4,0 Prozent verteuern. Die Grossbank hatte am Donnerstag Zahlen zum zweiten Quartal vorgelegt, die zwar besser als vom Markt erwartet ausgefallen waren. Im Zuge des Ausverkaufs hatten sich Investoren allerdings auch von diesen Titeln verstärkt verabschiedet.

Mit der UBS, Partners Group, Julius Bär Swiss Life und Zurich sind auch noch die übrigen Finanzwerte unter den Blue Chips gefragt. Sie gewinnen allesamt zwischen 2,3 und 1,85 Prozent hinzu.

Von den starken Technologievorgaben aus den USA können unterdessen sowohl Logitech (+2,9%), also auch AMS (+1,8%) und Temenos (+1,4%) profitieren. Bei AMS stütze zudem ein Kommentar der Credit Suisse, in dem positive Rückschlüsse von den Quartalszahlen des Grosskunden Apple auf die Nachfrage bei Zulieferunternehmen wie AMS gezogen werden, sagt ein Händler.

Neben der CS hatte am gestrigen Donnerstag auch der Baustoffkonzern LafargeHolcim (+1,5%) Zahlen vorgelegt, die ebenfalls überwiegend freundlich bewertet worden waren. Am Tag danach folgen nun Broker wie JPMorgan und Morgan Stanley, die ihre Kursziel nach oben geschraubt haben. Das verleihe erneut Rückendwind, heisst es im Handel.

Erneut schwächer tendieren hingegen Clariant (-1,7%) und die Papiere des Schwergewichts Nestlé (-0,6%). Sie hatten ebenfalls am Vortag über den aktuellen Geschäftsverlauf berichtet.

Grössere Kursbewegungen sind zudem in den hinteren Reihen bei Aryzta (+9,7%) oder auch Meyer Burger (+8,9%) auszumachen. Beim Backwarenkonzern Aryzta verweisen Marktteilnehmer auf vage Übernahmespekulationen, während bei Meyer Burger die Experten von Research Partner meinen, dass der Markt derzeit mögliche Ergebnisverbesserungen nicht ausreichend berücksichtige.

hr/kw