Zürich (awp) - Am Schweizer Aktienmarkt sprechen steigende Aktienkurse am Dienstag für eine zunehmende Risikobereitschaft der Investoren. Gleichzeitig spricht ein Goldpreis auf Rekordniveau für eine verstärkte Flucht in Sicherheit. Laut Händlern ist das Börsengeschehen aktuell durch die Nachrichten aus den USA gestützt, wo die Republikaner ein weiteres Konjunkturprogramm erarbeitet haben, das nun noch vom Senat abgesegnet werden muss. Die Verhandlungen mit den Demokraten dürften schwierig werden, heisst es am Markt.

Neben dem Konjunkturprogramm werfe auch die Zinsentscheidung der US-Notenbank Fed am morgigen Mittwoch bereits ihre Schatten voraus. Denn auch die US-Währungshüter dürften sich entschlossen zeigen, die Wirtschaft im Rahmen ihrer Möglichkeiten maximal zu stützen, zeigen sich Börsianer überzeugt. Trotz all dieser Nachrichten zieht aber der Goldpreis weiter nach oben an. In der Nacht kam er zeitweise nah an der 2'000-US-Dollar-Marke. "Neben den bekannten konjunkturellen Problemen und der steigenden Verschuldung der Staaten spielt auch der Vertrauensverlust in den US-Dollar eine Rolle", kommentiert ein Händler. Tatsächlich sei die US-Währung gerade dabei, einen ihre schlechtesten Monate seit über einem Jahrzehnt zu erleben.

Der SMI gewinnt gegen 11.05 Uhr 0,35 Prozent hinzu auf 10'308,52 Punkte. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, steigt um 0,20 rozent auf 1'565,87 Zähler und der breite SPI um 0,37 Prozent auf 12'759,78 Zähler. Von den 30 SLI-Werten gewinnen 16 hinzu, zehn fallen und vier sind unverändert.

Einmal stehen Lonza (+1,5%) weit oben auf der Gewinnerliste. Der Partner Moderna hatte mitgeteilt, mit seinem in den USA eine grossangelegte Studie begonnen zu haben.

Noch stärker aufwärts geht es für die Genussscheine von Roche, die sich mit +1,6 Prozent etwas von der Schwäche der Vorwoche erholen. Sowohl Roche als auch Novartis (+0,2%) hatten vor allem im zweiten Quartal die Folgen der Coronakrise zu spüren bekommen - zum Teil massiver als vom Markt erwartet worden war.

Mit Alcon (+0,6%) und Vifor (+0,4%) werden noch weitere Vertreter aus dem eher konjunkturresistenten Gesundheitssektor gesucht.

Darüber hinaus greifen die Investoren bei Aktien aus der Finanzbranche zu. Sowohl die UBS als auch die CS oder Swiss Life gewinnen mit Aufschlägen zwischen 0,7 und 0,5 Prozent überdurchschnittlich hinzu.

In etwa mit dem Markt gewinnen die Technologiewerte von Logitech hinzu (+0,4%). Temenos und AMS (beide unverändert) sind auf den Vortagesschluss zurückgekommen. Am heutigen Dienstag stehen in den USA die Quartalszahlen von AMD auf der Agenda. Sie sind einem Händler zufolge eine der liquidesten Aktien aus dem Halbleiter-Sektor in den USA. Zudem gelten sie als Frühindikator für die Konjunktur, da mittlerweile in fast allen Gütern irgendwelche Chips verbaut sind. "Aufgrund der schieren Größe könnte AMD ein wenig das wettmachen, was Intel an Stimmung in der vergangenen Woche dämpfte."

Dagegen gehören die Aktien der beiden Uhrenhersteller Richemont (-2,1%) und Swatch (-0,4%) erneut zu den Verlierern. Der französische Konkurrent LVMH hatte am Vorabend über einen Einbruch seiner Geschäfte berichtet - auch wenn im Juni eine leichte Erholung zu verbuchen war.

Das eigentliche Nachrichtenaufkommen wird allerdings durch die hinteren Reihen bestimmt. Bei Autoneum (+0,7%) reagieren Investoren erleichtert, dass die Zahlen nicht so schlimm wie befürchtet ausgefallen sind.

Dagegen kommen Vontobel (-2,9%) zurück. Die Bank hat die Erwartungen nicht ganz erfüllt, heisst es im Handel. Bei SIG Combibloc (-2,5%) reagiere der Markt verschnupft auf den Ausblick und bei Forbo (-1,7%) auf hohe Fixkosten, die im ersten Semester für zusätzlichen Druck gesorgt hätten.

Gut gesucht sind hingegen die Cembra-Aktien mit +2,4 Prozent. Gleich zwei Analysten haben sich positiv zu dem Titel geäussert.

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