Zürich (awp) - Die zunehmenden Spannungen zwischen den USA und China und die weiter steigenden Infektionszahlen mit dem Coronavirus haben zum Wochenschluss an der Schweizer Börse Abgaben ausgelöst. Händler bezeichnen den Kursrückgang als gesunde und nicht unwillkommene Korrektur auf einem stolzen Niveau. "Das gibt uns wieder etwas Luft", sagt ein Händler. Dabei leiden wie in den USA vor allem Technologiewerte und Aktien die besonders gut gelaufen sind, stark unter Abgaben. "Es kann ja nicht schaden, auch einmal etwas Gewinn einzufahren. Vor allem vor dem Wochenende", sagt ein anderer Börsianer. Da wisse man ja nie, was alles passieren könne. Dass nicht alle Marktteilnehmer den Kursrückgang so entspannt nehmen, zeigt der Volatilitätsindex VSMI, das Angstbarometer der Börsianer, das um satte 17 Prozent steigt.

Am Vortag hatten die wöchentlichen Arbeitslosenzahlen aus den USA negativ überrascht. Diese schürten zusammen mit der Corona-Pandemie die Angst, dass sich die Konjunktur wieder merklich eintrüben könnte. Dass sich die Unternehmensstimmung in der Eurozone im Juli weiter von ihrem Einbruch in der Corona-Krise erholt hat, findet am Markt kaum Niederschlag. Der von IHS Markit erstellte Einkaufsmanagerindex stieg auf 54,8 von 48,5 Zählern und signalisiert damit wieder Wirtschaftswachstum.

Der SMI verliert um 11.20 Uhr 1,51 Prozent auf 10'226,92 Punkte. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, sackt um 1,58 Prozent auf 1'552,97 und der breite SPI um 1,57 Prozent auf 12'668,78 Zähler ab. Alle SLI-Werte sind schwächer.

Die stärksten Abschlage verbuchen wie an den US-Börsen Technologietitel wie Logitech (-4,9%). Der Hersteller von Computerzubehör zählt mit einem Kursplus von 40 Prozent im 2020 zu den besten Schweizer Werten. Im Logitech-Sog brechen auch Temenos (-5,4%) und AMS (-2,9%) ein.

Von Abschlägen bleiben auch Lonza (-0,5%) nicht ganz verschont. Der Titel kann im Verlauf die Verluste allerdings deutlich eingrenzen. Lonza hat einmal mehr "geliefert" und die Erwartungen übertroffen. Dies nützten die Anleger nach dem Motto "Sell on good news" in dem unsicheren Umfeld als Anlass zu Gewinnmitnahmen, heisst es. Der Titel hat im laufenden Jahr gut 60 Prozent zugelegt. Der Pharmazulieferer hat trotz Corona-Krise im ersten Semester 2020 mehr Umsatz und Gewinn gemacht. Das in der Sparte Lonza Specialty Ingredients (LSI) gebündelte Chemiegeschäft - die Wurzeln des Unternehmens sozusagen - wird zum Verkauf ausgeschrieben.

Auch Schindler (-4,1%), vorbörslich noch klar im Plus, werden deutlich zurückgebunden. Der Lift- und Fahrtreppenhersteller hat im zweiten Quartal weniger Umsatz und Gewinn verbucht und will nun mit einer Restrukturierung und Kostenmassnahmen auf die tiefere Nachfrage reagieren. Unter anderem sollen in den nächsten zwei Jahren rund 2'000 Stellen gestrichen werden.

Am wenigsten schlecht schlagen sich die Aktien der Banken UBS (-0,2%) und CS (-0,3%) sowie die Versicherer Swiss Re (-0,3%) und Zurich (-0,6%). Den Grossbanken dürften positive Kommentare von Goldman Sachs etwas helfen, heisst es am Markt.

Von Abgaben erfasst werden auch die als krisenresistent geltenden Pharmatitel Roche (-2,7%) und Novartis (-1,7%) sowie der Lebensmittelmulti Nestlé (-1,2%) und der Duftstoffhersteller Givaudan (-1,6%).

Aktien zyklischer Firmen stehen ebenfalls auf den Verkaufslisten. Sika, Adecco, Swatch, Richemont, ABB und SGS büssen zwischen ein und mehr als zwei Prozent ein.

Höhere Kurse verbuchen dagegen am breiten Markt Sulzer (+0,3%). Der Anlagenbauer will nach einem Umsatz- und Gewinnrückgang Kosten sparen und Stellen abbauen.

Schweiter gewinnen gar knapp fünf Prozent. Der Hersteller von Verbundwerkstoffen werde unterschätzt, heisst es am Markt. Das Ergebnis, das Mitte August erwartet wird, könnte positiv überraschen.

Dagegen sind Idorsia (-6,4%) stark unter Druck. Bei den Titeln sei "ein wenig der Wurm drin", seit die zur Johnson&Johnson-Gruppe gehörende Cilag Holding überraschend über 10 Millionen Idorsia-Aktien abgestossen habe, sagt ein Händler.

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