Zürich (awp) - Die Aktien des Bankensoftwarespezialisten Temenos sind am Donnerstag mit starken Abschlägen in den Handel gestartet. Das Unternehmen hatte am Mittwochabend seine Resultate für das von der Coronakrise beeinträchtigte zweite Quartal vorgelegt und dabei die Erwartungen übertroffen. Die Analysten verweisen aber auf Sondereffekte und auf die hohe Bewertung der Titel.

Die Temenos-Aktien am Donnerstag notieren an der Schweizer Börse SIX gegen 9.50 Uhr 4,2 Prozent im Minus bei 153,80 Franken. Am Markt wird auch auf Gewinnmitnahmen verwiesen, nachdem die Aktien seit dem Jahrestief von Mitte März bei 91,54 Franken massiv zugelegt haben. Der Gesamtmarkt (SMI) steht gleichzeitig um 0,7 Prozent tiefer.

Die Investmentbank JPMorgan billigt Temenos insgesamt ein "anständiges" Quartalsresultat in einem "rauen Umfeld" zu. Dass das Unternehmen bei den Lizenzerträgen klar über den Erwartungen lag, dürfte aber zu einem guten Teil auf die im Berichtsquartal bekannt gegebene Zusammenarbeit mit der indischen HCL zurückzuführen sein, so die Analysten. Angesichts der vorsichtigen Töne des Managements für den weiteren Jahresverlauf bleiben sie für die Titel "Neutral" bei einem Kursziel von 140 Franken.

Auch die CS-Analysten attestieren dem Softwareunternehmen solide Ergebnisse. Sie verweisen aber ebenfalls darauf, dass der grössere Teil der Outperformance auf die in der Berichtsperiode erfolgten Transaktion mit HCL und damit nicht auf den "Kernbanking"-Bereich zurückzuführen sei. Zwar erhöhen sie ihr Kursziel klar auf 155 (bisher 130) Franken, bleiben aber beim Rating "Neutral". Temenos gehörten zu den am teuersten bewerteten Softwaretiteln, so die CS.

Trotz Beeinträchtigung durch Covid 19 habe Temenos im zweiten Quartal einige verzögerte Deals abschliessen können, lobt die ZKB. Dass das Unternehmen die Kosten stark senken konnte, dürfte auch der tiefen Aktivität geschuldet sein. Auch wenn die ZKB-Analysten ihre Gewinnschätzungen nun etwas erhöhen, halten sie die Aktie ebenfalls für überbewertet und empfehlen deshalb ein "Untergewichten".

Eine Bezifferung der Effekte der HCL-Partnerschaft hätten auch die Baader Helvea-Analysten für hilfreich gehalten, wie sie in einem Kommentar schreiben. Angesichts des Betriebsgewinn-Rückgangs im ersten Halbjahr sehen sie zudem auch für die Ziele im Gesamtjahr ein Abwärtsrisiko. Der zuständige Analyst bleibt in der Folge bei seiner Verkaufsempfehlung für die Titel und einem Kursziel von nur gerade 57 Franken.

Im Gegensatz dazu sieht sich die Bank Vontobel in ihrer positiven Beurteilung des Temenos-Geschäftsmodells bestätigt. Die Wachstumstreiber für Temenos dürften durch die derzeitige Krise sogar beschleunigt und die Nachfrage nach Temenos-Produkte dürfte aufgrund der digitalen Transformation der Banken zunehmen. Der zuständige Analyst bekräftigt in der Folge seine Kaufempfehlung bei einem Kursziel von 173 Franken.

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