FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - Schwankungen an den Aktienmärkten nutzen Anleger zum Ausstieg und für
Neuengagements. Gespielt werden Aktien-ETFs von Krisengewinnern als auch
Zukunftsthemen. Nach den Corona-bedingten Abflüssen führt bei der Rückkehr kaum
ein Weg an ETFs mit nachhaltigem Ansatz vorbei.
14. Juli 2020. FRANKFURT (Börse Frankfurt). ETF-Anleger beschäftigen sich zu
Beginn der Ferienzeit weiterhin aktiv mit ihren Finanzen. Händler berichten von
starken Umsätzen mit wechselhaften Vorzeichen. Abhängig vom Geschehen an den
Aktienmärkten verbucht Leif Österwind zunächst mehrheitlich Abgaben. Auf hohen
Kursniveaus hätten Investoren häufig Kasse gemacht. "Nachgebende Kurse nutzen
Anleger wiederum tendenziell zum Einstieg", beobachtet der Händler von Lang &
Schwarz.
Anleger spielen Zukunftsthemen
Dieses Muster gelte für Krisengewinner wie Technologiewerte im Nasdaq (WKN
A0F5UF) ebenso wie für Cloud Computing-Aktien basierend auf dem BVP Nasdaq
Emerging Cloud Index (WKN A2PQ36). Letzterer enthält 49 im Index
gleichgewichtete Unternehmen aus den USA, Kanada, Australien und Israel, die
unter anderem einen Großteil des Umsatzes durch Software-Produkte über Cloud-
Systeme generieren. Die Werte müssen zudem am Nasdaq Stock Market, der New York
Stock Exchange, NYSE American oder der CBOE Exchange gelistet sein und eine
Marktkapitalisierung von mindestens 500 Millionen US-Dollar haben.
Parallel zur jüngsten Schwäche der Tesla-Aktie verabschiedeten sich Anleger
unterm Strich von ETFs, die sich am Nasdaq Yewno Global Future Mobility Index
(WKN A2N6LL) orientieren. "Das Produkt wird in letzter Zeit immer mal wieder
gehandelt", informiert Österwind.
Wiedereinstieg am liebsten nachhaltig
Dass nachhaltiges Investieren für viele immer wichtiger wird, macht Sascha
Cronemeyer von der Société Générale unter anderem an den Zuflüssen zu MSCI
World-Aktien mit nachhaltigem Anstrich (WKNs A2DVB9, A2AQST) fest. "Wir sehen
insgesamt sehr große Umschichtungen", beschreibt der Händler. Nachdem sich
Anleger in der Crashphase von klassischen Produkten getrennt hatten, setzten
Käufer nach Ansicht von Cronemeyer mit der Rückkehr an den Markt verstärkt auf
ESG-Varianten.
ESG zunehmend Standard
Mittlerweile gibt es für viele Standardindizes eine nachhaltige Version mit
Aktien von Firmen, die bestimmte Kriterien hinsichtlich Umwelt, Soziales und
Unternehmensführung erfüllen. Neben der steigenden Nachfrage von Privatanlegern
nach ethischen Produkten erwarteten institutionelle Investoren von Unternehmen
zunehmend saubere Analysen zur Nachhaltigkeit, um die Risiken eines
Unternehmens besser einschätzen zu können.
Nach dem krisenbedingten Ausstieg aus Aktien entscheiden sich Anleger bei der
Rückkehr häufig für ESG-Versionen großer Indizes.
Privatanleger treiben den Markt
Die Zahlen des Forums Nachhaltige Geldanlagen unterstreichen das starke
Interesse für das Thema vonseiten der Privatanleger. Diese hätten vergangenes
Jahr 18,3 Milliarden Euro in Fonds mit Nachhaltigkeitsansatz angelegt. Das
entspreche einem Anstieg von 96 Prozent. Insgesamt waren laut dem Fachverband
Ende 2019 rund 269,3 Milliarden Euro in Anlageprodukte investiert, die Umwelt-,
Sozial- und Governance-Kriterien explizit in den Anlagebedingungen
festschreiben. Berücksichtige man darüber hinaus Kapitalanlagen, für die
Nachhaltigkeitskriterien auf Unternehmensebene verankert sind, ergebe sich für
verantwortliche Investments in Deutschland eine investierte Gesamtsumme von
rund 1,64 Billionen Euro.
Optimistisch für Aktien entwickelter Länder
Breiter gefasste Portfolios etwa auf Basis des MSCI World (WKN A2H59Q) landeten
Cronemeyer zufolge zumeist in den Depots. Unterm Strich deckten sich die Kunden
der Société Générale zudem in Summe mit DAX- (WKN ETFL01), Euro Stoxx 50- (WKN
798328) und MDAX-ETFs (WKN A2N7NF) ein. Zumeist aus den Depots rausgekommen
seien Aktien aufstrebender Staaten etwa im MSCI Emerging Markts.
Fokus auf Unternehmensanleihen
Bei der UniCredit dominiert der Bereich Festverzinsliches das Geschehen im ETF-
Handel. Im Vergleich zu Aktienprodukten kommen Renten-ETFs laut Florian Lenhart
auf fast doppelt so viel Umsatz. Viele Zu- und Abflüsse macht der Händler bei
in Euro geführten Unternehmensanleihen mit Investment Grade im iBoxx Eur Liquid
Corporates (WKN 778928) aus. Auf nahezu ebenso großes Interesse kämen Tracker
des Markit iBoxx USD Liquid Investment Grade Index mit Absicherung zum Euro.
"Auch hier halten sich Zu- und Abflüsse in etwa die Waage.
Von Iris Merker
14. Juli 2020, © Deutsche Börse AG
(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)