Zürich (awp) - An der Schweizer Börse dominieren am Dienstag rote Vorzeichen. Nach den jüngsten Kursanstiegen und bevor die Bilanzsaison so richtig losgehe, schritten die Anleger zu Gewinnmitnahmen, sagen Händler. Schon am Vortag hatte sich eine negative Tendenz an den US-Märkten abgezeichnet, als die Wortwahl zwischen den USA und China wieder etwas gehässiger geworden war. Im Verlauf werden die Einbussen aber wieder etwas eingegrenzt.

Zudem nehmen die Covid-19-Infektionszahlen in den USA und in anderen grossen Ländern weiterhin stark zu. In Kalifornien kam es deswegen wieder zu Einschränkungen. So werden etwa Bars, Restaurants, Kinos und Museen wieder geschlossen. Dies schürt die Angst vor den Folgen eines neuerlichen Lockdowns der Wirtschaft und setzt Konjunkturhoffnungen merklich zu. Vor der Veröffentlichung der mit Spannung erwarteten Ergebnisse der US-Banken Citigroup, JPMorgan und Wells Fargo am Nachmittag und einiger wichtiger Konjunkturzahlen, verhielten sich die Anleger vorsichtig, heisst es am Markt. Von den Ergebnissen erhoffen sich die Marktteilnehmer Aufschluss darüber, wie die hiesigen Institute abgeschlossen haben könnten.

Der SMI verliert bis um 11.10 Uhr 1,04 Prozent auf 10'193,45 Punkte. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, sinkt um 1,04 Prozent auf 1'539,09 und der breite SPI um 1,05 Prozent auf 12'623,73 Zähler. Von den 30 SLI-Werten büssen 23 an Wert ein und sieben legen zu.

Im Fokus steht Swatch (+0,4%). Der Aktienkurs bewegt sich über weiten Strecken achterbahnmässig auf und ab, bevor er zur Berichtszeit leicht höher notiert. Der Uhrenkonzern hat im ersten Halbjahr wegen der Corona-Krise zwar tiefrote Zahlen geschrieben. Swatch erwartet aber eine starke Erholung in der zweiten Jahreshälfte. So soll das Gesamtjahr wieder einen positiven EBIT bringen. die Schätzungen der Analysten liegen zum Teil weit auseinander. "Es scheint, als ob die Analysten wegen Corona vor grösseren Herausforderungen stehen", sagt ein Marktbeobachter.

Die Aktien von Rivale Richemont (-1,6%) geben dagegen deutlich nach. Richemont wird am Donnerstag über den Geschäftsgang informieren. Analysten gehen ebenfalls von einem deutlichen Umsatzrückgang aus.

Unter Druck stehen zudem Partners Group (-1,4%). Der auf alternative Anlagen spezialisierte Asset Manager hat die verwalteten Vermögen im ersten Halbjahr trotz Coronakrise gesteigert, aber deutlich weniger stark als üblicherweise. Zudem fällt die Prognose für das Gesamtjahr wegen der Covid-19-Pandemie tiefer aus.

Die grössten Abschläge aber verbuchen Logitech (-4,8%). Händler verwiesen auf die US-Technologiebörse, die am Vortag nach einem neuen Rekord wegen Gewinnmitnahmen deutlich nachgegeben hat. Logitech zählen mit einem Plus im laufenden Jahr von noch 35 Prozent zu den Aktien, die am besten gelaufen sind. Im Sog der Technologiewerte fallen zudem Temenos (-2,7%) und AMS (-2,2%).

Auf den Verkaufszetteln stehen auch mit Vifor (-4,4%), Sonova (-2,8%) und Schindler (-2,1%) Papiere, die als eher krisenresistent gelten.

Auch die als sehr defensiv taxierten Schwergewichte leiden unter Abgaben. Die Genussscheine von Roche büssen trotz guter Nachrichten 1,9 Prozent ein. Auch Nestlé (-0,7%) und Novartis (-1,6%) sind nicht gefragt.

Gut schlagen sich dagegen die Anteile der Grossbanken CS (+1,3%), Julius Bär (+1,1%) und UBS (+0,5%). Sie seien vor den Ergebnissen ihrer US-Mitbewerber gefragt, heisst es. Die Versicherer Swiss Re und Swiss Life (je +0,2%) zählen ebenfalls zu den Gewinnern.

Am breiten Markt fallen Meyer Burger (-35%) negativ auf. Der Solarzulieferer hat im Zusammenhang mit der geplanten Kapitalerhöhung Bezugsrechte ausgegeben, die ab heute bis zum 20. Juli gehandelt werden können.

Die Aktien von Orascom gewinnen 3,4 Prozent. Der schwergewichtig in Ägypten tätige Immobilienentwickler sieht sich in einer guten Position, die aktuelle Covid-Krise unbeschadet zu überstehen. Die Immobilienverkäufe florieren und die Hotels halten laut einem Prüfbericht die Hygienevorschriften ein. 2020 werde ein Immobilienumsatz von 112 bis 123 Millionen Franken erwartet.

pre/tt