PARIS/LONDON (dpa-AFX) - Gewinne an der Wall Street trotz steigender Corona-Neuinfektionen in den USA haben am Freitag auch die Anleger in Europa mutig gemacht. Nach drei schwächeren Börsentagen und einem verhaltenen Verlauf bis zum frühen Nachmittag ließen die Anleger ihre Zurückhaltung fallen. Der EuroStoxx 50 beendete den Handelstag mit einem Aufschlag von 1,07 Prozent auf 3296,22 Punkte. Im Wochenverlauf ergibt sich für den Leitindex der Eurozone damit ein minimales Plus von 0,06 Prozent.

In Paris legte der Leitindex Cac 40 um 1,01 Prozent auf 4970,48 Punkte zu. In London ging es für den FTSE 100 um 0,76 Prozent auf 6095,41 Zähler hoch.

Zeitweise hatten am Morgen noch die Daten zur Industrieproduktion in Frankreich und Italien gestützt. In den beiden großen Euroländern erholte sich die industrielle Fertigung im Mai sehr kräftig vom Corona-Einbruch.

Es war allerdings erst der Optimismus an der Wall Street, der letztlich die Aufwärtsimpulse lieferte. Laut Marktbeobachtern gaben Aussagen des Biotech-Unternehmens Gilead SciencesHoffnungen. Das Medikament Remdesivir kann Gilead zufolge das Sterberisiko im Fall eines schweren Covid-19-Krankheitsverlaufs deutlich vermindern. Remdesivir ist das einzige in der EU zugelassene Medikament zur spezifischen Behandlung von Covid-19. Unterdessen erreichte die Zahl der Corona-Neuinfizierten in den USA einen weiteren Höchststand: Binnen 24 Stunden gab es rund 63 200 neue Fälle.

Branchenweit gab es fast nur Gewinner, wobei die Auto- und Bankenbranche am stärksten zulegte mit jeweils plus 2,4 Prozent. Der europäische Pharmasektor war Schlusslicht mit minus 0,2 Prozent, der Haushalts- und Konsumgütersektor schloss unverändert.

Gefragt waren einmal mehr Aktien aus der Halbleiterbranche. Die Papiere des Herstellers von Chip-Produktionsanlagen ASML erreichten ein Rekordhoch bei rund 353 Euro und gingen letztlich mit plus 1,3 Prozent auf 348,70 Euro aus dem Tag. STMicroelectronics legten sogar um 5,1 Prozent zu und die Aktien des österreichischen Sensorspezialisten AMS stiegen im Schweizer SMI um 6,1 Prozent. Einerseits kam der Abschluss der Osram-Übernahme gut an, andererseits wirkte eine positive Analystenstudie vom Bankhaus Lampe nach, in der die Papiere mit "Buy" in die Bewertung aufgenommen worden waren.

Allgemein ist der Auftrieb im Technologiesektor auch der Corona-Krise geschuldet. Sie hat die Trends in Richtung Digitalisierung, Home Office, Konnektivität und den Einsatz von Sensortechnik in vielen Geschäfts- und Lebensbereichen verstärkt./ck/stk