Basel (awp) - Die in finanziellen Nöten steckende MCH Group ist auf der Suche nach einem Investor fündig geworden. Bei der Messebetreiberin steigt die von James Murdoch geführte Gesellschaft Lupa Systems LLC als Ankeraktionärin ein. Damit scheint das Überleben der Gruppe vorerst gesichert.

MCH will Lupa Systems über eine Kapitalerhöhung an Bord holen. An einer ausserordentlichen Generalversammlung am 3. August werde den Aktionären ein umfassendes Massnahmenpaket mit einer Kapitalerhöhung von insgesamt 104,5 Millionen Franken vorgeschlagen, teilte die Gruppe am Freitag mit.

Die Kapitalaufnahme soll in zwei Schritten über die Bühne gehen: Erstens ist die Umwandlung eines Darlehens des Kantons Basel-Stadt von 30 Millionen Franken in Eigenkapital vorgesehen. Und zweitens können sich die Aktionäre an einer Barkapitalerhöhung in Höhe von 74,5 Millionen unter Ausübung von Bezugsrechten beteiligen.

Der Ausgabepreis wird mit 10,50 Franken je Aktie veranschlagt. Diesen hätten unabhängige Finanzberater als fair bewertet, heisst es. Gegenüber dem durchschnittlichen Aktienpreis 30 Tage vor der Parlamentsdebatte im Kanton Basel-Stadt ergebe sich ein Abschlag von rund 25 Prozent. Am Donnerstag schlossen die Titel bei 19,50 Franken. Anleger hatten sich auf einen Bieterwettkampf mit weiteren Akteuren eingestellt.

Langfristiges Engagement

Lupa Systems habe sich bereit erklärt, die neuen Aktien vollumfänglich zu übernehmen und alle Aktien zu erwerben, die nicht von den Aktionären bezogen werden, heisst es weiter. Auf die Ausübung der Bezugsrechte verzichten werden die öffentlich-rechtlichen Aktionäre, die heute knapp die Hälfte am Unternehmen halten.

Nach Abschluss der Refinanzierung soll die öffentliche Hand einen Drittel der Aktien halten, so der Plan. Der Anteil von der unter anderem in der Event-, Technologie- und Medienbranche aktiven Lupa Systems werde sich je nach Verlauf der Transaktion zwischen 30 und 44 Prozent bewegen.

Für Lupa Systems sei es ein langfristiges Engagement, das auf mindestens 15 Jahre ausgelegt und mit einer Aktien-Haltefrist von 5 Jahren belegt sei. Die Abmachungen sehen vor, dass der Hauptsitz von MCH in Basel bleibt.

Nebst der Kapitalerhöhung verlängern der Kanton Basel-Landschaft und die Basler Kantonalbank zur Stärkung der Bilanz die Rückzahlungsfristen ihrer Darlehen über 35 Millionen und 40 Millionen Franken um fünf Jahre. Und zur 2023 fälligen Refinanzierung einer 100-Millionen-Anleihe sei ein öffentliches Angebot zum Umtausch in eine neue Anleihe vorgesehen.

Einstieg mit Ansage

Der Einstieg von Lupa Systems hat sich abgezeichnet. Nachdem bereits in den Medien darüber spekuliert worden war, hatte MCH am Mittwoch Verhandlungen bestätigt. Lupa Systems wird von James Murdoch geführt, dem ein Interesse an der Kunstmesse Art Basel nachgesagt wird. Er ist der Sohn des Medienmoguls Rupert Murdoch.

James Murdoch soll denn auch am 3. August in den Verwaltungsrat der MCH Group gewählt werden. Mit Jeff Palker und Eleni Lionaki stellen sich zwei weitere Lupa-Vertreter der Wahl. Zum gleichen Zeitpunkt werden Tanja Soland und Karin Lenzlinger Diedenhofen aus dem Verwaltungsrat zurücktreten. Ulrich Vischer wird das Amt des Präsidenten bis zur ordentlichen Generalversammlung 2021 ausüben.

"Die Zustimmung und Unterstützung, die wir von den Aktionären der öffentlichen Hand erhalten haben, ist entscheidend für einen erfolgreichen Turnaround des Unternehmens", wird Vischer in der Mitteilung zitiert. Die Aktionäre stimmen auch über die Aufhebung der Vinkulierungsbestimmung ab. Künftig sollen alle Aktionäre ihre Stimmrechte ohne Beschränkung anteilsmässig ausüben können.

Messebetreiber in der Krise

MCH braucht dringend frisches Geld. Die Coronakrise trifft den Messeveranstalter besonders hart. Der Betrieb musste eingestellt werden und es ist schwer abzusehen, wann er wieder aufgenommen werden kann. Bereits vor Corona kriselte es. Bei der traditionsreichen Uhrenmesse Baselworld sprangen die wichtigsten Aussteller ab und nun wird nach einem neuen Format gesucht und die Standortfrage gestellt.

Allein in diesem Jahr seien der MCH Group in der Krise Umsätze im Umfang von 130 bis 170 Millionen Franken verloren gegangen, sagte CEO Bernd Stadlwieser laut Mitteilung. Die negativen Auswirkungen auf das Ergebnis ordnet er im mittleren zweistelligen Millionenbereich ein. "Es braucht dieses umfassende Massnahmenpaket, um diese Situation zu meistern."

Mit Lupa Systems habe MCH nicht nur einen zusätzlichen Ankeraktionär, sondern auch einen strategischen Partner gefunden, ergänzt Vischer. Lupa Systems bringe eine breite Erfahrung mit und werde dazu beitragen, die notwendige Transformation des Unternehmens zu beschleunigen.

mk/tt