- von Hans Seidenstuecker und Tom Sims

Trotz der Corona-Krise sieht Vorstandschef Christian Sewing die Deutsche Bank bei ihrem Konzernumbau auf Kurs.

"Natürlich macht die Pandemie alles schwieriger", sagte Sewing am Dienstag bei einer Veranstaltung der Nachrichtenagentur Bloomberg. Aber die Bank liege zumindest im Rahmen ihrer internen Planungen, zum Teil sogar voraus. Auch das Geschäft laufe gut. "Der positive Trend hat angehalten, vor allem in der Investmentbank", sagte Sewing. Im ersten Quartal hatte sich die Deutsche Bank überraschend gut geschlagen und die Markterwartungen übertroffen.

Im zweiten Halbjahr sei allerdings in bestimmten Bereichen mit einer Abkühlung zu rechnen, etwa im Geschäft mit Anleihen und anderen Schuldpapieren (DCM), merkte der Bank-Chef an. Wegen der Corona-Krise hatten viele Unternehmen in den vergangenen Monaten neue Anleihen platziert, um ihre Kapitalpolster aufzufüllen. Die Deutsche Bank sei weiterhin bestrebt, 2020 vor Steuern eine schwarze Null zu schreiben, sagte Sewing. Einziges offizielles Ziel für dieses Jahr sei jedoch, die bereinigten Kosten auf 19,5 Milliarden Euro zu drücken. Er sei zuversichtlich, dies zu erreichen, bekräftigte der Manager.

Die Deutsche Bank hatte vor einem Jahr den größten Konzernumbau ihrer Geschichte auf den Weg gebracht, dem weltweit 18.000 Jobs zum Opfer fallen. Wegen der dafür anfallenden Kosten und Belastungen aus der Corona-Pandemie rechnen von der Bank selbst befragte Analysten für 2020 im Schnitt mit einem Verlust vor Steuern von 1,7 Milliarden Euro.

Neben Kosten für den Stellenabbau steckt die Deutsche Bank auch Geld in die Erneuerung ihrer maroden IT. Bis 2022 will sie dafür 13 Milliarden Euro aufwenden. Dabei setzt das größte deutsche Geldhaus auch auf eine am Dienstag verkündete weltweite Partnerschaft mit Google, der ihm direkten Zugang zu den Cloud-Dienstleistungen der Amerikaner sichern soll. Zudem wollen die beiden Firmen gemeinsam technologiebasierte Finanzprodukte entwickeln.

"WIR KONZENTRIEREN UNS AUF UNS SELBST"

Auf die Frage nach einer möglichen Wiederbelebung der Fusionsgespräche mit der Commerzbank winkte Sewing ab. "Wir konzentrieren uns auf uns selbst", sagte er. "Unsere erste Priorität ist die Umsetzung der Strategie." Zukäufe müssten immer Wert für Aktionäre schaffen. Aus diesem Grund habe man sich im vergangenen Jahr gegen eine Fusion mit der Commerzbank entschieden.

Auch bei Wirecard drückte Sewing auf die Bremse. Als eine der größten Banken im Zahlungsverkehr weltweit schaue man sich natürlich mögliche Gelegenheiten zur Verstärkung an. "Aber es ist noch viel zu früh, das zu bewerten." Zunächst müsse man einen genauen Einblick gewinnen. Wenn man zukaufe, müsse die Technologie besser sein als die eigene, betonte Sewing. "Das ist eine hohe Hürde."

Die Deutsche Bank hatte vergangene Woche mitgeteilt, dass sie mögliche Hilfen für die Wirecard Bank prüft. Insidern zufolge bringt sich das Frankfurter Geldhaus damit in eine gute Ausgangsposition für eine möglicher Übernahme des Instituts, das etwa die Größe einer mittelgroße Sparkasse hat. Tief in die Taschen müsste sie dafür wohl nicht greifen. Eine mit Wirecard vertraute Person sagte, der Buchwert der Bank liege bei rund 160 Millionen Euro. Dieser sei aber wohl nicht zu erzielen, sie werde voraussichtlich mit einem Abschlag verkauft. Die Wirecard Bank ist im Gegensatz zum Mutterkonzern Wirecard bisher nicht insolvent.

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