PARIS/LONDON (awp international) - Nach kräftigen Gewinnen am Vortag sind die europäischen Börsen am Freitag zwischen leichten Gewinnen und Verlusten geschwankt. Da ausserdem an der New Yorker Wall Street wegen der Feierlichkeiten rund um den morgigen Unabhängigkeitstag kein Handel stattfindet, dürfte es weiter ruhig bleiben. Die etwas besser als erwartet ausgefallenen Stimmungsdaten unter den Dienstleistern in der Eurozone und in Grossbritannien im Juni lieferten ebenfalls kaum Impulse.

Am späten Vormittag gab der EuroStoxx 50 um 0,09 Prozent auf 3317,08 Punkte nach. Auf Wochensicht steuert der Leitindex der Eurozone damit auf einen Gewinn von 3,5 Prozent zu. In Paris sank der französische Leitindex Cac 40 am Freitag um 0,29 Prozent auf 5034,78 Punkte. In London ging es für den FTSE 100 um 0,42 Prozent auf 6214,00 Zähler abwärts.

Aktuell werde an den Börsen nach dem zuletzt wieder starken Lauf durchgeatmet, kommentierte Analyst Manfred Bucher von der BayernLB das Verhalten der Anleger. Das bedeute aber nicht das Ende der Erholung, denn entscheidend seien die massiven fiskalischen und geldpolitischen Stimulierungsmassnahmen für die Wirtschaft. Der daraus folgende "Liquiditätsschub führt zu erhöhten Aktienbewertungen", erklärte er. Positiven Überraschungen durch Konjunkturdaten stünden allerdings wieder steigende Corona-Infektionszahlen gegenüber. Neue Lockdown-Massnahmen könnten daher jederzeit auch neue Kurskorrekturen auslösen.

Unter den einzelnen Branchen gab der vortags starke Banksektor einen Teil seiner Gewinne ab und zeigte sich mit 1,2 Prozent im Minus. Der Technologiesektor legte mit plus 0,8 Prozent am deutlichsten zu und liess sich damit vom guten Lauf der Nasdaq-Börsen inspirieren, die am Donnerstag neue Rekorde aufgestellt hatten.

Nachrichten zu Einzelwerten indes waren dünn gesät. Der Schweizer Nahrungsmittelhersteller Nestlé etwa zieht sich aus einem Teil seines Wassergeschäfts in Nordamerika zurück. Den Besitzer wechseln werden auch zwei Fabriken sowie eine Quelle von Nestlé. Finanzielle Angaben wurden keine gemacht. Überraschend waren diese Nachrichten aber nicht, da der Konzern nur umsetzt, was er bereits angekündigt hatte. Die Aktie reagierte daher auch kaum und gab zuletzt um marktkonforme 0,1 Prozent nach.

Auf ein neues Rekordhoch kletterte indes die Aktie des Bezahldienstleisters Adyen in Amsterdam bei 1357,50 Euro. An diesem Freitag äusserte sich die US-Bank JPMorgan sehr positiv und hob ihr Kursziel von 920 auf 1590 Euro an. Die Aktie des Bezahldienstleisters sei weiter ein "Top Pick", auch wenn nach der jüngst deutlichen Kurssteigerung kurzfristig wohl der Deckel drauf sei, hiess es. Doch die wirtschaftliche Erholung, die Zusammenarbeit mit Ebay und der Trend zum Online-Handel spielten Adyen langfristig in die Karten.

Das Papier der Online-Apothekengruppe Zur Rose stieg in Zürich auf einen Höchststand von 279 Franken. Zu dieser Aktie äusserte sich die Bank Baader Helvea positiv und hob das Kursziel von 240 auf 320 Franken an. Höhere Verkaufserwartungen angesichts des allgemein stark laufenden Online-Handels wurden als Grund genannt./ck/mis