Beim angeschlagenen Warenhausriesen Galeria Karstadt Kaufhof sollen nach Zugeständnissen von Vermietern weniger Filialen geschlossen werden als ursprünglich angekündigt.

Sechs weitere Warenhäuser mit rund 750 Mitarbeitern könnten doch fortgeführt werden, teilte Galeria-Chef Miguel Müllenbach am Freitag in einem Brief an die Mitarbeiter mit. Die Gewerkschaft Verdi begrüßte die Entscheidung. "Das ist eine gute Nachricht für die betroffenen Beschäftigten und für die Städte", sagte ihr Bundesfachgruppenleiter Einzelhandel, Orhan Akman. Verdi werde weiter für die 56 Warenhäuser kämpfen, die nun noch geschlossen werden sollten.

Noch Mitte Juni hatte der einzig verbliebene große deutsche Warenhauskonzern das Aus für 62 der insgesamt 172 Warenhäuser angekündigt, Verdi zufolge waren davon rund 6000 Beschäftigte betroffen. Die endgültige Entscheidung hänge aber noch von Gesprächen mit den Vermietern der Warenhaus-Immobilien über Zugeständnisse ab, hatte es damals geheißen. Hier war das Unternehmen nun bei einigen Vermietern erfolgreich. Es sei in "schwierigen Verhandlungen gelungen, die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen für sechs Filialen so anzupassen, dass wir weitere Filialen fortführen können", schrieb Müllenbach. Das gelte für Warenhäuser in Chemnitz, Dortmund, Goslar, Leverkusen, Nürnberg und Potsdam. Insgesamt seien davon rund 750 Beschäftigte betroffen.

"Leider können wir für die anderen Filialen, deren Schließung beabsichtigt ist, heute keine positiven Nachrichten mitteilen", räumte Müllenbach in dem Schreiben ein. Damit stehen nun 56 Warenhäuser vor dem endgültigen Aus. Der Konzern kämpft in der Corona-Krise um sein Überleben, das Amtsgericht Essen hatte am 1. Juli das Insolvenzverfahren eröffnet. Auch bis zu 20 Filialen von Karstadt Sports und bis zu 24 Niederlassungen von Karstadt Feinkost stehen vor dem Aus.

Karstadt und Kaufhof brechen in der Corona-Krise die Umsätze weg. Doch die Warenhäuser litten schon vor dem Ausbruch der Pandemie unter der erbitterten Konkurrenz von Online-Wettbewerbern von Amazon bis Zalando. Der Konzern gehört ebenso wie zahlreiche seiner Warenhaus-Immobilien der Signa Holding des österreichischen Immobilien-Investors Rene Benko. Dieser hat bei Galeria Karstadt Kaufhof seit Juni 2019 das alleinige Sagen.

Für die betroffenen Kommunen bedeuten die Pläne für die Schließung der Warenhäuser in besten Innenstadtlagen einen herben Rückschlag. "Stirbt der Handel, stirbt die Stadt", hatte der Einzelhandelsverband HDE gewarnt.