Frankfurt (awp/awp/sda/reu) - Nach dem milliardenschweren staatlichen Rettungspakt prüft die Lufthansa Verkäufe von Unternehmensteilen, will sich dabei aber nicht unter Zeitdruck setzen lassen. "Wir werden schneller als vor der Krise angedacht Beteiligungen verkaufen müssen, um mit den Erlösen die Schulden zu reduzieren", kündigte Aufsichtsratschef Karl-Ludwig Kley im Gespräch mit dem "Handelsblatt" (Freitagausgabe) an.

"Notverkäufe sind nicht notwendig und wird es auch nicht geben, weil wir im Moment solide durchfinanziert sind." Erst vor wenigen Tagen hatten die Aktionäre auf einer ausserordentlichen Hauptversammlung grünes Licht für ein neun Milliarden Euro schweres Rettungspaket der Bundesregierung gegeben und damit eine drohende Insolvenz infolge der Coronakrise verhindert.

Dennoch führe an Verkäufen von Firmenanteilen kein Weg vorbei, betonte Kley. Dabei schloss er die Tochter Lufthansa Technik ein. "Das ist wirklich ein hervorragendes Unternehmen, das in Teilen sehr eng mit dem Kerngeschäft des Konzerns verknüpft ist", sagte der Manager, der viele Jahre Finanzchef bei der Lufthansa war.

Gesamtstrategie für Konzern

"Die Situation zwingt uns nun, schneller als geplant darüber nachzudenken, in welcher Kombination sich Lufthansa Technik künftig am besten entwickeln könnte." Es werde für den Konzern eine neue Gesamtstrategie entwickelt. "Im Herbst werden wir im Aufsichtsrat darüber beraten", sagte er.

Kley will sich künftig intensiver mit Grossaktionär Heinz Hermann Thiele austauschen. "Inzwischen haben wir verabredet, dass wir uns alsbald erneut persönlich treffen wollen." Thiele ist mit 15,5 Prozent bei der Lufthansa eingestiegen und sieht das Rettungspaket kritisch. "Ich bin in diesem Zusammenhang im übrigen sehr froh, dass Heinz Hermann Thiele als Grossaktionär seine Stimme erhoben hat und vieles kritisch hinterfragt hat, ehe er dem Rettungspaket zugestimmt hat", sagte Kley.