Zürich (awp) - Die Hoffnung auf einen baldigen Impfstoff gegen das Coronavirus und erfreuliche Konjunkturzahlen aus den USA haben der Schweizer Börse nach einem verhaltenen Start doch noch zu einem positiven Semesterauftakt verholfen. Zunächst konnte sich der Markt laut Händlern nicht für eine klare Richtung entscheiden und pendelte um das Niveau vom Vortag. Erst mit den guten US-Arbeitsmarktdaten und der Mittelung, wonach der US-Pharmakonzern Pfizer und sein deutscher Partner Biontech erste positive Ergebnisse für den Impfstoffkandidaten BNT162 gegen Covid-19 erzielt haben, habe sich der Aufwärtstrend durch gesetzt. Impulse für den morgigen Handelstag könnten dann von der nach Börsenschluss heute Abend erwarteten Veröffentlichung der Protokolle des letzten FOMC-Meetings kommen.

Nach dem ersten Semester weist der SMI eine Jahresperformance von gut minus 5 Prozent auf. Dem massiven Einbruch im März folgte allerdings im zweiten Quartal immerhin ein Plus von knapp 8 Prozent. Ob der Leitindex etwas von diesem Schwung mitnehmen kann, wird sich noch zeigen. In Marktkreisen ist nach der markanten Erholung der vergangenen Monate weiterhin eine gewisse Grundskepsis über die bereits wieder erreichte Höhe der Kursniveaus vorhanden. So geht etwa die Credit Suisse davon aus, dass das Börsengeschehen über die Sommermonate volatil und von Rücksetzern begleitet sein dürfte. Viel wird somit weiterhin von der Entwicklung an der Corona-Front abhängen.

Der SMI, der sich innerhalb einer Spanne von 9'991 bis 10'142 Punkten bewegte, schloss um 0,44 Prozent höher auf 10'089,67 Punkten. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, legte 0,28 Prozent auf 1'510,81 Punkte zu und der breite SPI 0,44 Prozent auf 12'490,80 Punkte. Unter den 30 SLI-Werten kamen auf 15 Gewinner 15 Verlierer.

Absoluter Outperformer waren Clariant (+7,4%). Der Spezialchemiekonzern hat den Verkauf des Masterbatches-Geschäfts an die US-amerikanische PolyOne für 1,56 Milliarden Dollar abgeschlossen. Damit wird die genehmigte Sonderausschüttung schon jetzt und nicht erst im Spätsommer fällig. Um die strategische Neuausrichtung abzuschliessen, muss Clariant jetzt noch das Pigmentgeschäft losschlagen. Für die Analysten wird Clariant im Zuge dieser Transaktionen zu einem attraktiven Übernahmeziel.

Dahinter folgen mit einigem Abstand Zykliker wie ABB (+2,6%) oder Geberit (+1,1%). Kepler Cheuvreux hat für Geberit vor der Veröffentlichung der Umsatzzahlen des ersten Halbjahres am kommenden Montag die Kaufempfehlung bestätigt und das Kursziel leicht erhöht.

Zu höheren Kursen gehandelt wurden auch die Aktien der Medizinaltechniker Alcon (+1,8%) und Sonova (+1,2%) , die zuletzt etwas geschwächelt hatten. Zu den Gewinnern zählten auch Partners Group (+1,2%). Mit den Anteilen von Vifor (+1,0%), Lonza (+0,4%) und den Pharmariesen Roche (+1,4%) und Novartis (+0,5%) sowie dem Lebensmitteltitel Nestlé (+0,5%) waren auch andere konjunkturresistente Papiere gefragt.

Auf der Gegenseite büssten AMS (-1,9%) an Wert ein. Händler kritisierten die hohen Zinskosten, die der Spezialchiphersteller für die am Vortag emittierten Anleihen zur Finanzierung der Osram-Übernahme bezahlen müsse.

Gewinnmitnahmen belasteten die Aktien von Logitech (-1,8%). Der Titel hatte im 1. Halbjahr rund einen Drittel zugelegt.

Zu den Verlierern zählten zudem Finanzwerte wie Swiss Life (-1,7%), Julius Bär (-1,4%), Credit Suisse (-1,3%) und UBS (-0,8%) sowie die Zykliker Adecco (-1,2%) und LafargeHolcim (-0,6%).

Im breiten Markt stachen Leonteq mit einem Plus von 3,1 Prozent hervor, nachdem der Titel bereits am Vortag um über 10 Prozent in die Höhe geschossen war. Die am Dienstag angekündigte Zusammenarbeit mit dem Finanzgiganten BlackRock im Bereich Fondsderivate beflügelte den Titel weiterhin.

Obseva (+2,4%) hielt die Mittelung über einen Antrag für eine Studie in China mit dem Produktkandidaten Nolasiban.

Die Aktien von Comet verloren 2,7 Prozent. Der aktivistische Aktionär Veraison ist bei der Technologiefirma wieder ausgestiegen.

Dagegen fielen Tornos (-5,9%) nach der Ankündigung eines Abgangs in der Geschäftsleitung klar zurück.

pre/kw