Zürich (awp) - Die Angst vor einer zweiten Infektionswelle in China und in den USA und deren Folgen für die Weltwirtschaft hat die Anleger an der Schweizer Börse zu Wochenbeginn im Griff. Nach einer anfänglichen Verkaufswelle ebben die Abgaben aber etwas ab und der Markt kann die Verluste deutlich eingrenzen. Dennoch bleiben die Marktteilnehmer auf der Hut. "Eine technische Gegenbewegung", sagte ein Händler. Diese könnte rasch wieder zu Ende gehen und neuerlichen Verkäufen Platz machen. Im weiteren Wochenverlauf stehen zahlreiche Konjunkturzahlen und die Veröffentlichung der geldpolitischen Beschlüsse der Bank von Japan, der Schweizerischen Nationalbank und der Bank von England auf dem Programm.

Wegen eines Virus-Ausbruchs auf einem Grossmarkt in Peking ist die Zahl der Covid-19-Fälle im Reich der Mitte wieder gestiegen. Dies weckt die Angst vor einem neuerlichen Herunterfahren der Wirtschaft. Dabei könnten die Folgen eines weiteren Lockdowns noch negativer sein als die des ersten Stillstands. Viele Länder könnten sich zusätzliche Massnahmen zur Krisenbekämpfung kaum mehr leisten, heisst es am Markt. Händler weisen zudem darauf hin, dass auch in den USA die Zahl der Infektionen weiter steigt. Negativ aufgenommen wurden zudem Konjunkturdaten aus China, wo die Erholung der Industrieproduktion weniger stark ausfiel als erwartet.

Der SMI notiert nach einem Rücksetzer von gut 1,6 Prozent im Frühhandel um 11.05 Uhr noch um 0,18 Prozent tiefer auf 9'779,18 Punkten. Der SLI, in dem die Gewichtung der drei Schwergewichte gekappt ist, verliert 0,51 Prozent auf 1'454,87 und der breite SPI 0,17 Prozent auf 12'104.64 Zähler. 25 der 30 SLI-Werte geben nach und 5 legen leicht zu. In der vergangenen Woche hatte der Leitindex insgesamt 3,9 Prozent eingebüsst.

Konjunktursorgen belasten vor allem Akten zyklischer Firmen und Finanzwerte. Dabei stehen die Anteile des Chipspezialisten Ams (-2,0%), die sich stets durch hohe Kursschwankungen auszeichnen, des Chemikalienproduzenten Clariant (-2,0%) und des Bankensoftware-Herstellers Temenos (-1,8%) bei den Blue Chips zuoberst auf den Verkaufslisten.

Die Luxusgüterhersteller Richemont (-2,0%) und Swatch (-1,7%), denen die Entwicklung im wichtigen Markt China speziell zu schaffen macht, befinden sich ebenfalls bei den Verlierern auf der Kurstafel. Auch Finanzwerte wie die Versicherer Zurich (-1,0%) und Swiss Life (-1,4%) oder die Banken Julius Bär (-1,5%), Credit Suisse (-1,3) und UBS (-1,2%) geben deutlich nach.

Die Papiere Automationskonzerns ABB, des Computerzubehör-Herstellers Logitech, des Logistikunternehmens Kühne + Nagel befinden sich mit Einbussen von rund einem Prozent kursmässig im Mittelfeld.

Besser als der Markt zeigen sich die als defensiv geltenden Papiere aus dem Gesundheitsbereich: Der Pharmazulieferer Lonza gewinnt 1,0 Prozent und der Arzneimittelhersteller Novartis 0,7 Prozent. Novartis erhält zusätzlich Rückenwind von einer Kaufempfehlung der Citigroup. Roche legt 0,5 Prozent zu. Der Pharmakonzern hat positive Studienergebnisse zu zwei Medikamenten (Risdiplam und Venclexta) veröffentlicht, was den Kurs laut Händlern ein wenig unterstützt.

Mit Swisscom (-0,3%) und Nestlé (+0,2%) schlagen sich zwei weitere als krisenresistent geltende Papiere besser als der Gesamtmarkt.

Bei den Aktien aus dem breiteren Markt fallen die Aktien von Sensirion mit einem Kurssprung um 21 Prozent auf. Der Sensorenhersteller hebt den Ausblick für das Geschäftsjahr 2020 an. Weltweit habe die Nachfrage nach Gasflusssensoren für Beatmungsgeräte stark zugenommen. Zudem seien neue Produkte besser als erwartet am Markt angekommen, teilte er am Montag mit.

Die Aktien von Zur Rose (+3,3%) steigen auf Jahreshoch. Walter Oberhänsli, CEO der Versandapotheke, hatte sich am Samstag in einem Interview mit der "Finanz+Wirtschaft" zuversichtlich gezeigt, dass sich die Corona-Krise als positiver Katalysator für den e-Commerce mit Medikamenten erweisen wird.

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