Zürich (awp) - Der Schweizer Aktienmarkt hat am Freitag erneut kräftig zugelegt und damit die Kurzwoche nach Pfingsten trotz des Rücksetzers am Donnerstag mit einem Plus von weit über 3 Prozent beendet. Das aktuelle Rally dauert damit nun schon drei Wochen. Für Schub sorgte zum Wochenschluss der Arbeitsmarktbericht aus den USA, nachdem die Kurse davor etwas lustlos vor sich hingedümpelt hatten. Die Zahlen zeigten nicht wie erwartet einen weiteren markanten Anstieg der Arbeitslosenrate in den Bereich von 20 Prozent, sondern im Gegenteil einen leichten Rückgang. Die Lage in den USA sei damit weit weniger schlecht als befürchtet, so der Tenor in Marktkreisen. Der Einbruch vom April sei damit zwar noch nicht ausgeglichen, schüre aber Hoffnungen auf eine Wende zum Besseren.

Angesichts der massiven Geldschwemme, mit der die EZB und andere Notenbanken die Märkte derzeit fluteten, gebe es für Aktien derzeit offenbar nur den Weg nach oben, meinte ein Händler. Das Unbehagen vieler Beobachter über den rasanten Anstieg der Aktien ist aber nicht kleiner geworden, wobei insbesondere die sozialen Unruhen in den USA und die nach wir vor drohende zweite Welle der Pandemie hervorgehoben wurden.

Der Swiss Market Index schloss um 1,14 Prozent höher bei 10'190,37 Punkten. Im Vergleich zum vergangenen Freitag ergab sich ein Wochenplus von 3,7 Prozent. Der 30 Titel umfassende SLI, in dem die defensiven Schwergewichte nicht mit ihrem ganzen Gewicht enthalten sind, rückte um 1,38 Prozent auf 1'536,29 Punkte vor und der breite SPI um 0,82 Prozent auf 12'563,68 Punkte. Im SLI kam auf 2 Gewinner 1 Verlierer.

Von der gestiegenen Risikofreude der Investoren profitieren insbesondere konjunktursensitive Aktien wie Richemont (+7,0%) oder Adecco (+6,1%). Die Aktien des Luxusgüterherstellers waren wegen der allgemeinen Ausgangssperre und der Reiserestriktionen massiv unter die Räder geraten und wiesen vor dem heutigen Handelstag noch immer ein Minus von knapp einem Fünftel seit Jahresanfang auf. Sie gehören damit zu den Werten mit dem grössten Aufholpotential.

Nebst den ebenfalls starken AMS (+4,4%) waren auch die Finanzwerte sehr gesucht. CS (+5,3%), Julius Bär (+4,7%) und Swiss Life (+3,5%) waren dabei noch etwas besser unterwegs als etwa UBS (+3,0%), Partners Group (+2,7%) oder Swiss Re (+2,5%). Finanzwerte und Aktien zyklischer Firmen seien im Zuge der Corona-Pandemie am stärksten unter Druck geraten und dürften deshalb auch am meisten von einer wirtschaftlichen Erholung profitieren, meinte dazu ein Händler.

Mehr als 2 Prozent zogen noch ABB, Zurich und Swatch an.

Weniger gesucht waren angesichts der weiter steigenden Risikofreude der Investoren defensive Werte wie Givaudan (-2,7%) oder Swisscom (-1,4%), welche gemeinsam am Tabellenende landeten.

Zu den Verlierern gehörten zudem die Schwergewichte Nestlé und Roche (je -0,2%), wogegen Novartis (+1,6%) dem Gesamtmarkt mehr als eine Stütze waren.

Lonza gaben minim nach, nachdem der Pharmazulieferer mit Pierre-Alain Ruffieux einen neuen CEO präsentiert hat. Alcon (+0,2%) wurden laut Händlern vom schwachen Ergebnis des US-Rivalen Cooper vom Vortag etwas zurückgebunden.

Im breiten Markt profitierten einige Industriewerte wie Autoneum (+6,4%), Burckhardt Compression (+5,9%) oder Landis+Gyr (+6,3%) von der verbesserten Stimmung.

Dufry (+6,1%) wurden von der Ankündigung des Flughafens Zürich, den Betrieb nun langsam wieder hochzufahren, etwas gestützt. Die Aktien des Flughafens dagegen blieben mit einem Plus von 0,6 Prozent unauffällig.

cf/jb