Luzern (awp/sda) - Die wegen der Coronapandemie verhängten Einschränkungen haben in der Schweiz zu einem Rückgang der Unfälle geführt. Bei der Suva sank die Zahl der gemeldeten Unfälle zwischen dem 16. März und dem 10. Mai im Vergleich zum Vorjahr um 34 Prozent.

Der Rückgang der Unfälle mache rund fünf Prozent der üblicherweise in einem ganzen Jahr gemeldeten Unfälle aus, teilte der Unfallversicherer am Freitag in Luzern mit. Wie stark sich dies auf die Jahreszahlen 2020 auswirken werde, sei von der Dauer und der Intensität der Corona-Massnahmen abhängig.

Besonders stark war der Rückgang mit 38 Prozent in der Nichtberufsunfallversicherung. Grosser Anteil daran hatte der Fussball, der nicht mehr gespielt werden durfte. Die Zahl der Berufsunfälle fiel um 28 Prozent. Die stärksten Rückgänge bei den Berufsunfällen hatten die besonders von Corona betroffenen Kantone Tessin und Genf mit über 50 Prozent.

Prämien an tieferes Risiko anpassen

Es sei geplant, die Prämien in der Berufsunfallversicherung dem gesunkenen Risiko entsprechend anzupassen, teilte die Suva mit. Sie arbeite diesbezüglich mit dem Schweizerischen Versicherungsverband und den übrigen Unfallversicherern zusammen.

Als weitere Massnahmen, die wegen der Coronapandemie ergriffen wurden, nennt die Suva die Verlängerung von Zahlungsfristen und der Verzicht auf Mahnungen und Betreibungen. Auch seinen Mietern kommt der Unfallversicherer nach eigenen Angaben entgegen.

Die Suva wolle damit einen Beitrag leisten, den Werkplatz Schweiz von den Folgen der Krise zu entlasten, sagte Felix Weber, Vorsitzender der Geschäftsleitung. Trotz der Coronakrise sei sie solide finanziert. Alle Ansprüche der Versicherten seien gedeckt.

2019 hat die Suva ein Jahresergebnis von 57,5 Millionen Franken erzielt, dies nach 4,9 Millionen Franken im Jahr zuvor. 2018 war das Jahresergebnis indes durch den Abbau von Ausgleichsreserven um über 55 Millionen Franken reduziert worden.

Versicherungen im Gleichgewicht

Finanzchef Hubert Niggli sagte, dass 2019 alle Versicherungszweige finanziell im Gleichgewicht gewesen seien. Es habe nur marginale Überschüsse und Defizite gegeben.

Die Betriebsunfallversicherung schloss so bei Ausgaben von 2,0 Milliarden Franken mit einem Fehlbetrag von 9 Millionen Franken. Die Nichtbetriebsunfallversicherung weist bei Ausgaben von 2,7 Milliarden Franken einen Gewinn von 9 Millionen Franken aus.

Die Neurenten waren von zwei Entwicklungen geprägt, deren Folgen sich finanziell praktisch aufhoben. So ging die Zahl der neuen Invalidenrenten weiter zurück auf 1282. Niggli führte dies auf sicherere Arbeitsplätze, die Prävention und den Strukturwandel zurück. Gleichzeitig stiegen die Kosten für neue Invalidenrenten. Diese höheren Kosten seien Folgen der höheren Einkommen und der höheren Lebenserwartung, aber auch der tiefen Zinsen.

Rückstellungen wegen tiefen Zinsen

Die tiefen Zinsen drücken auf den technischen Zinssatz, mit dem die erwartete Verzinsung des Kapitals der Versicherten berechnet wird. Das Eidgenössische Departement des Innern hat auf 2020 den Zinssatz auf 1,5 Prozent gesenkt. Die Suva rechnet wegen den tiefen Zinsen mit einer weiteren Senkung. Sie macht im Hinblick auf einen technischen Zinssatz von noch 1,0 Prozent aus dem Anlageergebnis 2019 Rückstellungen 2,2 Milliarden Franken.

Dieses Anlageergebnis bezeichnete Niggli als ausserordentlich gut. Die Performance auf dem Anlagevermögen von 50,3 Milliarden Franken erreichte 9,3 Prozent. Der Solvenzquotient der Suva lag Ende 2019 bei 171 Prozent.

Die Coronakrise wirkte sich jedoch auf diese Werte aus. Die Performance lag im Mai 2020 bei -3,4 Prozent, nachdem sie im März auf -7,3 Prozent gefallen war. Der Solvenzquotient verringerte sich zwischenzeitlich auf 128 Prozent und lag zuletzt bei 150 Prozent. Die Solvenz habe damit immer über den gesetzlich geforderten 100 Prozent gelegen, erklärten die Suva-Verantwortlichen.

Im Gegensatz zu 2019 und 2020 wird es 2021 aber wegen der angespannten Lage auf den Kapitalmärkten keine ausserordentliche Prämiensenkung mehr geben, hiess es weiter.