FRANKFURT (awp international) - Nach dem fulminanten Start in den Juni zeigt der Dax am Mittwoch weiter keinerlei Ermüdungserscheinungen. Der Leitindex setzte sich klar über der Marke von 12 000 Punkten ab, die er am Vortag eindrucksvoll zurückerobert hatte. Zuletzt gewann der Leitindex 2,36 Prozent auf 12 304,40 Zähler. Im Laufe des Vormittags baute er seine Gewinne stetig aus und schaffte es über 12 300 Punkten auf ein Hoch seit Ende Februar, als die Corona-Krise gerade begonnen hatte.

"Die Börsenampel bleibt ganz klar auf grün und die Bullen dürften nach dem Sprung über die psychologisch wichtige Marke nun noch mutiger werden", erklärte Marktanalyst Milan Cutkovic vom Broker AxiTrader. Der MDax stieg vor diesem Hintergrund um 1,42 Prozent auf 26 450,50 Punkte. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx legte fast zwei Prozent zu. In New York zeichnet sich für den Dow Jones Industrial ein Plus von 0,8 Prozent ab.

Weiter regiert unter Anlegern die Hoffnung auf eine Konjunkturerholung von der Corona-Krise. "Im Moment scheint die Rally am Aktienmarkt nichts ermüden zu können", konstatierte Experte Jim Reid von der Deutschen Bank. Dabei setzten viele Marktteilnehmer derzeit auch darauf, dass die Europäische Zentralbank an diesem Donnerstag im Rahmen ihrer Zinssitzung zusätzliche Massnahmen ergreifen wird, um die Folgen der Viruskrise zu mildern. Sie hofften auf eine deutliche Ausweitung des bereits 750 Milliarden Euro schweren Anleihekaufprogramms (PEPP).

Staatliche Förderprogramme gelten länger schon als Triebfeder für die Rally, die dem Dax seit Mitte Mai schon um 2000 Punkte nach oben verholfen hat. Die Autoindustrie muss sich mit erhofften Kaufanreizen aber noch gedulden: Das Ringen der grossen Koalition um ein Konjunkturpaket geht an diesem Mittwoch in die Verlängerung. Für die drei Autobauer im Dax ging es nach dem rasanten Kursanstieg am Vortag aber dennoch weiter bergauf, BMW zum Beispiel stiegen um fast vier Prozent.

Tägliche Schlagzeilen kommen auch wieder von der Lufthansa - dieses Mal mit Quartalszahlen, die von einem Milliardenverlust geprägt waren. Vorstandschef Carsten Spohr kündigte einen tiefgreifenden Umbau an, ohne jedoch genauere Angaben zum Stellenabbau zu machen. Anleger griffen munter zu: In einem europaweit starken Umfeld für Reisewerte zogen die Papiere um 4,2 Prozent an.

Vorne dabei im Dax waren nach positiven Analystenkommentaren die Aktien von BASF mit einem Anstieg um etwa vier Prozent. Die Experten von Jefferies und Pareto ermutigten die Anleger mit Kaufempfehlungen zum Zugreifen - in der Hoffnung, dass der Aktie in einer Erholungsphase von der Viruskrise eine besondere Rolle zukommt.

Infineon kletterten ausserdem um fast fünf Prozent. Händlern zufolge hellte das US-Unternehmen Microchip mit einem angehobenen Quartalsausblick die Stimmung in der ganzen Chipbranche auf. Im SDax rückten die Papiere von Elmos sogar um sechs Prozent vor. Im erweiterten Branchenkreis gewannen die Papiere des Waferproduzenten Siltronic im MDax fünf Prozent.

Sehr gefragt im Dax waren mit Munich Re und der Allianz auch Werte aus der europaweit besonders starken Versicherungsbranche. Die Papiere des Rückversicherers kletterten um 4,8 Prozent und jene des Erstversicherers um 5,9 Prozent. Dem schlossen sich Hannover Rück im MDax mit einem Plus von 6,5 Prozent als Klassenbester an. Talanx im SDax legten 4,4 Prozent zu.

Der Euro hat sich am Mittwoch auf erhöhtem Kursniveau behauptet. Er wurde am Nachmittag mit 1,1201 US-Dollar gehandelt. Erstmals seit Mitte März erreichte die Gemeinschaftswährung damit wieder die Marke von 1,12 Dollar. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs am Dienstag auf 1,1174 Dollar festgesetzt.

Deutsche Bundesanleihen sind am Mittwoch im Kurs tendenziell gefallen. Der Rentenindex Rex gab um 0,11 Prozent auf 144,41 Punkte nach, die Umlaufrendite jedoch stieg im Gegenzug von minus 0,39 auf minus 0,37 Prozent. Der Bund-Future lag mit 0,19 Prozent im Minus bei 171,48 Punkten./tih/jha/

--- Von Timo Hausdorf, dpa-AFX ---