MANNHEIM (dpa-AFX) - Der neue Südzucker-Chef Niels Pörksen will die Strategie von Europas größtem Zuckerhersteller schärfen. Für jedes einzelne der vier Segmente Zucker, Spezialitäten, Frucht und CropEnergies (Ethanol) sei zwar klar, was es erreichen wolle und wie. "Was aber nicht so klar ist: Wie passt das in eine übergreifende Konzernstrategie? Darüber machen wir uns momentan Gedanken", sagte Pörksen dem "Mannheimer Morgen" (Mittwoch). Er habe eine solche Strategie bislang "nicht so deutlich gesehen". Für ihn sei sie noch nicht klar genug, sagte der neue Konzernchef, der den Posten erst seit wenigen Monaten innehat.

Die einzelnen Segmente sollen Südzucker als Konzern gemeinsam sichtbarer machen. Bei einzelnen Themen könne sicher enger zusammengearbeitet werden. "Die Segmente sollen aber ausdrücklich nicht miteinander verschmelzen", betonte Pörksen, der mit seinem Start bei Südzucker den Umständen entsprechend "sehr zufrieden" sei, wie er mit Verweis auf die schwierigen Rahmenbedingungen durch die Corona-Krise betonte.

Obwohl das Segment Spezialitäten momentan recht stark ist und zuletzt sogar das Kerngeschäft Zucker beim Umsatz überholt hat, werde Zucker künftig nicht nur Nebengeschäft sein, sagte der Manager. "Das ist die Identität des Unternehmens, der Mitarbeiter und der Aktionäre." Eine dringliche Aufgabe sei jetzt, "den Zucker nach zwei verlustreichen Jahren wieder aus den roten Zahlen zu holen".

Südzucker will pro Jahr rund 130 Millionen Euro sparen. Der Vorstand sieht sich dabei auf Kurs. 100 Millionen Euro sollen durch Werkschließungen, geringere Produktionsmengen und Einsparungen in der Verwaltung erreicht werden. "Das ist auf einem guten Weg, auch wenn sich die Effekte erst verzögert in der Bilanz niederschlagen werden", sagte Pörksen. Hinzu kämen weitere 30 Millionen, die sich sparen ließen. Zu einem Stellenabbau liefen Gespräche mit den Arbeitnehmervertretern. Details könne er aber noch nicht nennen.

Eine Größenordnung, wie viele Arbeitsplätze in der Mannheimer Südzucker-Zentrale gefährdet sind, nannte der Konzernchef nicht. "Wir wollen das so sozialverträglich wie möglich umsetzen", erklärte er. Mit Ergebnissen sei zu rechnen, sobald man sich mit den Arbeitnehmervertretern geeinigt habe. Ob betriebsbedingte Kündigungen definitiv ausgeschlossen würden, könne er sagen, sobald eine Einigung stehe.

Insgesamt werden fünf Südzucker-Werke geschlossen, zwei davon in Deutschland, zwei in Frankreich und eines in Polen. Laut Pörksen wird in der Regel jedes Werk zurückgebaut. "Am ein oder anderen Standort werden höchstens noch Lagerkapazitäten und vorhandene Silos weiter genutzt. Ersatzteile und Maschinen werden zudem in andere Fabriken gebracht."/eas/stw/jha/