Zürich (awp) - Die Versorgungssicherheit der Schweiz mit Strom macht der BKW-Chefin Suzanne Thoma Sorgen. Diese sei vor allem dann kritisch, wenn die Speicherseen leer seien: "Also am Ende des Winters", sagte Thoma in einem Interview mit dem "Tamedia-Zeitungen" (Ausgabe vom Mittwoch).

Auch ein massiver Zubau von Fotovoltaik könnte dann nur einen geringfügigen Beitrag leisten, so die Chefin des Berner Energiekonzerns. Die Schweiz brauche eine Lösung für die Versorgungssicherheit für diese Zeit. "Und da werden wir Reservekraftwerke bauen müssen", forderte Thoma.

Auch mit der neuen Vorlage des Bundes sei das Land nicht gerüstet für die kommenden Jahre, wenn Kernkraftwerke ans Ende ihrer Lebensdauer kämen und die Nachfrage durch die Elektromobilität weiter ansteige, warnte Thoma. "Mit der neu vorgesehenen Speicherreserve macht man einen Schritt in die richtige Richtung. Das allein dürfte aber längerfristig kaum ausreichen."

Der Bau von Gaskraftwerken als Grundlast ergäbe zwar keinen Sinn, räumte die BKW-Chefin ein. Ein Gaskraftwerk, das Versorgungsengpässe flexibel abdecken könne, wäre für Thoma aber eine Lösung. "Wir haben unsere früheren Pläne nicht weggeworfen."

Kernkraftwerke würde man in der heutigen Situation auf dem Strommarkt "ohne massive Subvention" nicht mehr bauen, sagte sie weiter. "Anlagen, welche nicht durch Flexibilität bestechen, also einfach Bandenergie liefern, lohnen sich heute erst recht nicht."

Die Liberalisierung des Strommarkts sei derweil aus Sicht der Konsumenten überfällig. Diese hätten heute das "Schlechteste aus beiden Welten", meint die BKW-Chefin: "Der Preis, den sie bezahlen, ist den Schwankungen des Markts ausgesetzt. Aber sie können den Anbieter nicht auswählen."

tp/uh