In der Hoffnung auf eine kraftvolle Erholung der Weltwirtschaft strömen Anleger in die Aktienmärkte zurück.

"Die Stimmung an der Börse bleibt gut - zuweilen schon euphorisch, dies trotz aller geopolitischen Spannungen und Unruhen in den Vereinigten Staaten", sagte Marktanalyst Milan Cutkovic vom Brokerhaus AxiTrader.

Der Dax übersprang am Dienstag gestützt auf eine Kursrally bei den Autobauern erstmals seit drei Monaten wieder die 12.000-Punkte-Marke und schloss knapp vier Prozent im Plus mit 12.021,28 Zählern. Der EuroStoxx50 gewann 2,4 Prozent auf 3151,34 Punkte. An der Wall Street legte der US-Standardwerteindex Dow Jones 0,4 Prozent zu.

"Dieser Optimismus kann aber nur aufrechterhalten werden, wenn sich die Auftragseingänge der Unternehmen und die Beschäftigungszahlen Monat für Monat verbessern", unterstrich Alan Ruskin, Chef-Anlagestratege der Deutschen Bank. "Frühe Rückschläge wären ein schlechtes Zeichen, sind unmittelbar nach Beendigung der Pandemie-Restriktionen aber nicht zu erwarten."

US-UNRUHEN LASTEN AUF DOLLAR UND STÜTZEN GOLDPREIS

Vor diesem Hintergrund zogen sich Investoren aus "sicheren Häfen" wie der Weltleitwährung zurück. Dies drückte den Dollar-Index, der den Kurs zu wichtigen Währungen widerspiegelt, 0,2 Prozent ins Minus. Im Gegenzug stieg der Euro zeitweise auf ein Zweieinhalb-Monats-Hoch von 1,1195 Dollar.

Die US-Währung leide zudem unter den anhaltenden Protesten im Land, sagte Analyst Pierre Veyret vom Brokerhaus ActivTrades. "Anleger rechnen zwar nicht damit, dass die Unruhen lange anhalten." Sie verzögerten aber den Neustart der US-Wirtschaft und schürten die Angst vor einer zweiten Infektionswelle. "Das wäre für die Unternehmen und die Wirtschaft insgesamt ein Desaster." Die gleichen Gründe nannte Analyst Xiao Fu von der Bank of China International für die anhaltende Nachfrage nach Gold. Die "Antikrisen-Währung" behauptete einen Großteil ihrer jüngsten Gewinne und kostete 1732,81 Dollar je Feinunze (31,1 Gramm).

Gleichzeitig deckten sich Anleger mit Rohöl ein. Die Sorte Brent aus der Nordsee verteuerte sich um 2,8 Prozent auf 39,40 Dollar je Barrel (159 Liter). "Die Opec scheint sich bereits einig zu sein, die geltenden Produktionskürzungen um zwei Monate zu verlängern", sagte Commerzbank-Analyst Carsten Fritsch. Russland werde offenbar ebenfalls zustimmen.

GEPLANTE KAUFPRÄMIEN BEFLÜGELN AUTOBAUER

Am deutschen Markt sorgten BMW, Daimler und Volkswagen mit Kursgewinnen von bis zu 7,7 Prozent für Aufsehen. Der europäische Index für die Automobil-Industrie legte fast vier Prozent zu. Der Bund will der Branche im Rahmen eines bis zu 100 Milliarden Euro schweren Konjunkturpakets mit Kaufprämien unter die Arme greifen. Die Entscheidung darüber verschob die Koalition allerdings auf Mittwoch.

Erleichtert reagierten Anleger auf den Kompromiss beim neun Milliarden Euro schweren Rettungspaket für die Lufthansa. Die Aktien stiegen um mehr als drei Prozent auf 9,45 Euro. Unterdessen nahmen die Titel von TUI dank der Aussicht auf eine Lockerung der Urlaubsbeschränkungen ihren Erholungskurs wieder auf. Die Papiere des Touristik-Konzerns legten gut fünf Prozent auf 5,11 Euro zu. Auch jenseits des Atlantiks waren Reise-Werte gefragt: So verteuerten sich die Aktien der US-Fluggesellschaften American, Delta und United Airlines um bis zu ein Prozent.