Zürich (awp) - Die Schweizer Börse dreht zur Wochenmitte auf Konsolidierungskurs und tendiert wenig verändert. Der Markt sei uneinheitlich, sagen Händler. "Nach dem guten Lauf der defensiven Werte wechseln die Anleger nun die Pferde und setzen stärker auf die Titel, die sich noch kaum vom Einbruch im März erholt haben", sagt ein Händler.

Nach wie vor sei die Stimmung am Markt gut. "Besser als bei den einzelnen Anlegern", erklärte ein Händler. Doch sei nun trotzdem wieder etwas mehr Vorsicht angebracht. Grund dafür ist nicht nur die Gefahr einer zweiten Welle der Covid-19-Erkrankungen sondern auch neue kritische Bemerkungen von US-Präsident Donald Trump gegenüber China. Hintergrund ist das Bestreben der Volksrepublik, die Sonderrechte Hongkongs durch ein Sicherheitsgesetz einzuschränken. Trump kündigte diesbezüglich Massnahmen gegen das Reich der Mitte an. Zur Zurückhaltung trage ausserdem auch der am Abend erwartete Konjunkturbericht der US-Notenbank - das Beige Book. Davon erhoffen sich die Anleger Hinweise auf den Gang der weltgrössten Volkswirtschaft.

Der SMI notiert um 11.05 Uhr um 0,08 Prozent tiefer auf 9'822,50 Zählern und der breite SPI um 0,23 Prozent niedriger auf 12'207,91 Punkten. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien vertreten sind, notiert um 0,08 Prozent fester auf 1'458,39 Punkten. Von den 30 SLI Titeln notiert gut die Hälfte tiefer und der Rest höher.

Gefragt sind die Aktien der Banken und Versicherungen, die trotz der jüngsten Markterholung noch ein sattes Minus seit Jahresanfang aufweisen. Dazu zählen die Aktien der Grossbanken CS (+4,2%) und UBS (+4,5%), aber auch die Versicherer Swiss Life (+2,3%), Swiss Re (+2,0%) und Zurich (+1,8%) ziehen an.

Gesucht seien auch die Aktien der als "optisch zurückgeblieben" geltenden Zykliker wie die des Personalvermittlers Adecco (+2,0%), des Zementproduzenten LafargeHolcim (+1,6%), des Automationskonzerns ABB (+0,8%) sowie der Luxusgüterhersteller Swatch (+1,3%) und Richemont (+1,4%).

Angeführt werden die Verlierer von Sika (-5,0%). Der französische Baustoffkonzern Saint-Gobain hat sein Aktienpaket am Chemiekonzern verkauft. Durch die Veräusserung von 15,2 Millionen Aktien flossen dem französischen Unternehmen 2,56 Milliarden Franken zu. Es komme nun darauf an, wie sich die Investoren verhalten, die bei der Platzierung Anteile erhalten hätten, sagt ein Händler. "Wie man so hört, waren die Zuteilungen sehr generös. Manche sollen gar eine Vollzuteilung erhalten haben." Dies erkläre zu einem Teil den derzeitigen Druck auf dem Aktienkurs. Viele Anleger zeichneten in der Regel mehr Anteile, als sie eigentlich wollen, weil es bei Platzierungen von Aktien attraktiver Firmen gerne zu Kürzungen der Zuteilung kommt. Längerfristig werde der Titel aber seinen Lauf nach oben fortsetzen, so der Händler.

Einbussen verzeichnen mit Logitech (-3,1%), Lonza (-1,24%), Givaudan (-1,3%) und Roche (-1,7%) auch Aktien, die den Markt nicht nur outperformt haben sondern auch eine positive Jahresbilanz aufweisen.

Die Papiere des Nahrungsmittelmultis Nestlé (-0,5%), des Pharmariesen Novartis (-0,3%) und von Swisscom (-0,7%) geben ebenfalls nach und halten den Markt leicht im Minus.

Am breiten Markt drehen Stadler (+0,3% auf 39,60 Fr.) im Verlauf in die Gewinnzone. Zunächst hatte der Titel unter einer Aktienplatzierung gelitten. Die RAG Stiftung halbierte die Beteiligung an dem Eisenbahnhersteller auf noch 5 von 10 Prozent. Der Verkaufspreis beträgt 38,10 Franken je Titel. Dass Hauptaktionär Peter Spuhler sein Engagement erhöhe, sei ein gutes Zeichen, heisst es.

Die Aktien von Ypsomed geben 3,9 Prozent nach. Die Medizinaltechnik-Firma hat zwar für 2019/20 Ergebnisse im Rahmen der Erwartungen publiziert. Aber die Dividendenkürzung komme am Markt nicht gut an, heisst es.

Die Hoffnung auf ein baldiges Ende der Reisebeschränkungen verhilft den Aktien von Orascom (+4,0%) zu höheren Kursen. Auch die Anteile von Dufry (+2,6%) und der Jungfraubahn (+1,4%) profitieren von der Hoffnung auf eine Belebung des Tourismus.

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