Die Corona-Krise trübt die Aussichten für die deutsche Chemieindustrie.

Der Branchenverband VCI gab am Mittwoch seine Prognose für 2020 auf und nennt nun keine konkreten Ziele mehr. "2020 wird ein schwieriges Jahr für die chemisch-pharmazeutische Industrie. Die Unternehmen werden die Corona-Folgen in den kommenden Monaten stark spüren", erklärte VCI-Präsident Christian Kullmann am Mittwoch. Im ersten Quartal blieb die Branche noch von größeren Rückschlägen verschont, sie erwartet aber eine schwere Rezession, wie eine Umfrage des VCI unter seinen Mitgliedsunternehmen ergab. Für 2020 rechnet der Verband nun mit einem deutlichen Produktions- und Umsatzrückgang in der chemisch-pharmazeutischen Industrie. Eine genaue Prognose will der VCI erst wieder nach dem zweiten Quartal veröffentlichen.

Bislang hatte der Verband für 2020 mit einem Rückgang der Chemieproduktion von 1,5 Prozent gerechnet. Inklusive Pharma wurde bestenfalls eine Stagnation erwartet. Der VCI war zudem von einem unveränderten Branchenumsatz bei Preisen auf Vorjahresniveau ausgegangen. Für das zweite Quartal rechnet der VCI nun mit einem kräftigen Rückgang von Umsatz und Produktion. Erst im dritten Quartal könnte die Industrieproduktion und mit ihr die Chemienachfrage wieder anziehen.

Im ersten Quartal bekam Deutschlands drittgrößter Industriezweig nach der Autobranche und dem Maschinenbau die Pandemie noch nicht mit voller Wucht zu spüren. Das hatte die Branche vor allem einer hohen Nachfrage nach Pharmazeutika, verschiedensten Hygieneartikeln und Verpackungsmaterialien zu verdanken. Die Produktion legte binnen Jahresfrist um 0,9 Prozent zu, im Vergleich zum Vorquartal stand sogar ein Produktionsplus von 3,2 Prozent zu Buche. Die Erzeugerpreise legten zum Vorjahr um 0,2 Prozent zu, der Umsatz sank um ein Prozent, was allein an einem rückläufigen Auslandsgeschäft lag.

Inzwischen machen den Unternehmen rückläufige Aufträge, gestörte Lieferketten sowie fehlende Transportkapazitäten zu schaffen. 40 Prozent der VCI-Mitgliedsunternehmen klagten über einen schweren bis sehr schweren Rückgang der Bestellungen. Im Mai dürften wohl 15 Prozent der Beschäftigten laut einer Umfrage des Chemie-Arbeitgeberverbands BAVC in Kurzarbeit sein. Ein Viertel der Unternehmen fürchte Liquiditätsengpässe im Zuge der Krise. "Nicht nur unsere Branche, sondern auch die gesamte deutsche Wirtschaft braucht daher dringend ein Investitions- und Wachstumsprogramm", forderte VCI-Präsident Kullmann.