Fortschritte bei der Entwicklung eines Coronavirus-Impfstoffs ermuntern Anleger zum Einstieg in den US-Aktienmarkt.

Der US-Standardwerteindex Dow Jones stieg am Dienstag um 2,4 Prozent auf 25.053 Punkte und der breit gefasste S&P 500 übersprang erstmals seit gut zweieinhalb Monaten wieder die psychologisch wichtige Marke von 3000 Zählern.

Investoren setzten darauf, dass schon vor dem Jahresende ein Impfstoff marktreif sein werde, sagte Art Hogan, Chef-Anlagestratege des Vermögensverwalters National Securities. Außerdem erwarteten sie eine Erholung der Konjunktur, da immer mehr Bundesstaaten ihre Pandemie-Restriktionen lockern. Ein Symbol hierfür war die Wiedereröffnung des New Yorker Parketthandels. Zu diesem Anlass läutete der Gouverneur des Bundesstaates New York, Andrew Cuomo, die traditionelle Glocke zum Börsenstart.

Patrick Fruzzetti, Geschäftsführer des Anlageberaters Rosenau, mahnte dagegen zur Besonnenheit. "Die Wirtschaft wird nicht binnen weniger Monate von null auf 100 beschleunigen." Die Erholung werde lange Zeit in Anspruch nehmen.

NOVAVAX BEGINNT NÄCHSTE PHASE VON TEST FÜR CORONA-IMPFSTOFF

Den allgemeinen Optimismus schürte eine Ankündigung von Novavax. Die Pharmafirma beginnt mit ersten Tests eines Corona-Impfstoffs am Menschen. "Der Markt reagiert, als ob wir den Impfstoff schon hätten", sagte Naeem Aslam, Chef-Marktanalyst des Brokerhauses AvaTrade. "Dabei befinden wir uns noch in einem frühen Stadium der Wirkstoff-Entwicklung." Novavax-Aktien stiegen um 13 Prozent. Die Titel des Rivalen Moderna, der vergangene Woche Versuche mit seinem Impfstoff-Kandidaten an Menschen angekündigt hatte, büßten knapp elf Prozent ein.

Gefragt waren auch die Papiere von Merck & Co., die sich um 1,7 Prozent verteuerten. Der US-Pharmakonzern steigt in das Rennen um Corona-Mittel ein. Hierfür übernahm Merck einen österreichischen Impfstoff-Hersteller. Parallel dazu vereinbarte die Firma Kooperationen zur Entwicklung eines weiteren Impfstoffs und eines Medikamentes zur Behandlung der Krankheit.

ÖL IM AUFWIND - DOLLAR UND GOLD UNTER DRUCK

Auch an den Rohstoffmärkten waren die Konjunkturoptimisten in der Überzahl. Die Rohöl-Sorte WTI aus den USA verteuerte sich um ein Prozent auf 33,59 Dollar je Barrel (159 Liter). Sie profitiere zusätzlich von Spekulationen, dass die großen Exportländer ihre aktuellen Förderbeschränkungen bis ins zweite Halbjahr hinein verlängern werden, sagte Bjarne Schieldorp, Chef-Anlagestratege für Rohstoffe der Bank SEB.

Gleichzeitig verbilligte sich die "Antikrisen-Währung" Gold um ein Prozent auf 1712 Dollar je Feinunze (31,1 Gramm). Auch aus der Weltleitwährung zogen sich Investoren zurück. Dies drückte der Dollar-Index, der den Kurs zu wichtigen Währungen widerspiegelt, 0,8 Prozent ins Minus.

TOURISTIKWERTE IM AUFWIND

Dank der geplanten Lockerung der Corona-Restriktionen rissen sich Investoren um Aktien aus dem Tourismus- und Freizeit-Sektor. Die Titel der Fluggesellschaften American, Delta und United Airlines verbuchten ebenso zweistellige prozentuale Kursgewinne wie die Papiere der Kreuzfahrt-Anbieter Carnival, Norwegian und Royal Caribbean.

Stark gefragt waren auch die Aktien von Hotelketten wie Hilton oder Marriot, Online-Reisebüros wie Expedia oder Booking.com sowie Casino-Betreibern wie Wynn, Las Vegas Sands oder MGM. Sie gewannen bis zu 15 Prozent.