Aufkeimender Konjunkturoptimismus gibt den Börsen weiter Auftrieb.

"Der Deutsche Aktienindex wird derzeit getrieben von der Hoffnung auf wieder bessere Wirtschaftsdaten, nachdem der Lockdown weltweit nun schrittweise beendet wird", sagte Analyst Jochen Stanzl vom Online-Broker CMC Markets. "Zudem setzen die größten Optimisten darauf, dass vielleicht schon im Herbst Impfstoffe gegen das Coronavirus zur Verfügung stehen."

Dax und EuroStoxx50 legten am Montag 2,9 beziehungsweise 2,1 Prozent zu auf 11.391 und 2965 Punkte. Der Dax notierte damit so hoch wie seit dem 6. März nicht mehr. Insgesamt waren die Handelsumsätze allerdings gering, da Börsen in den USA und Großbritannien wegen eines Feiertages geschlossen blieben.

Die Stimmung könne aber schnell kippen, warnte Portfolio-Manager Thomas Altmann vom Vermögensberater QC Partners. "Zu den ohnehin bestehenden Spannungen bezüglich Handel und Corona gesellt sich jetzt noch das Thema Hongkong. Das Eskalationspotential ist riesig." Die Regierung in Peking will mit einem neuen Gesetz Sicherheitskräfte in die Sonderverwaltungszone Hongkong verlegen können. Die USA kritisieren die Pläne. Vor diesem Hintergrund zogen sich einige Anleger aus der chinesischen Währung zurück. Im Gegenzug blieb der Dollar mit 7,1433 Yuan auf Tuchfühlung mit seinem Siebeneinhalb-Monats-Hoch aus der Vorwoche.

Ein gemischtes Bild der Wirtschaft zeichnete der Ifo-Index, der die Stimmung in den deutschen Chef-Etagen widerspiegelt. Das Barometer stieg zwar insgesamt überraschend stark auf 79,5 Punkte. Die aktuelle Lage beurteilten die Firmenlenker aber düsterer. "Das Wiederanfahren der Wirtschaft ist für viele Unternehmen ein Silberstreif am Horizont", sagte Thomas Gitzel, Chef-Volkswirt der VP Bank. Da sich die Folgen der Pandemie aber immer noch nicht abschätzen ließen, sei ein rasches Zurück auf Vorkrisen-Niveau nicht zu erwarten.

BERICHT: BAYER ERZIELT TEILERFOLG IM GLYPHOSAT-STREIT

Zusätzlichen Schub erhielten die Börsen von einem Kurssprung bei Bayer von 7,8 Prozent. Zuvor hatte die Agentur Bloomberg berichtet, das Leverkusener Unternehmen habe bei einem Großteil der Glyphosat-Klagen in den USA eine Einigung erzielt. "Das ist sicher positiv", sagte ein Börsianer. Ein Wermutstropfen sei aber, dass mehr als 30 Prozent der Klagen noch offen seien. Bayer teilte nur mit, bei den Verhandlungen Fortschritte erzielt zu haben. Der Unkraut-Vernichter Glyphosat steht im Verdacht, Krebs auszulösen.

Lufthansa-Aktien stiegen um 7,5 Prozent und notierten so hoch wie seit Ende April nicht. Nach wochenlangem Tauziehen steht das neun Milliarden Euro schwere Rettungspaket für die von der Corona-Krise schwer angeschlagene Airline. Der Staat bewahrt das Unternehmen so vor der Pleite. Allerdings müssen Lufthansa-Gremien, die Aktionäre und die EU-Kommission noch zustimmen.

Der Einstieg des französischen Milliardärs Bernard Arnault bei der Holding des Unternehmers Arnaud Lagardere beflügelte die Aktien von dessen Medien- und Einzelhandelskonzern Lagardere, die 17,6 Prozent stiegen. Das ist der größte Sprung seit den Turbulenzen nach der Pleite der US-Investmentbank Lehman Brothers im Herbst 2008. Arnaud, Hauptaktionär des Luxusgüter-Herstellers LVMH, beteiligt sich mit einem Viertel an der Holding Lagardere LCM, die zu den größten Aktionären des "Paris Match"-Verlegers Lagardere SCA zählt.