FRANKFURT (dpa-AFX) - Die zuletzt wieder größeren Spannungen zwischen den USA und China sowie die Corona-Lage dürften in der neuen Woche die wesentlichen Treiber für den deutschen Aktienmarkt bleiben. Eine Reihe wichtiger Konjunktur- und Stimmungsdaten sollte weitere Einblicke über das Ausmaß der Corona-Krise liefern. Im Blick bleiben ebenso die schwierigen Verhandlungen zwischen der EU und Großbritannien über ein Handelsabkommen. Der Dax, der sich ausgehend von seinem Tief im Corona-Börsencrash Mitte März um rund ein Drittel erholt hat, könnte in diesem Umfeld laut Börsianern weiter um die 11 000-Punkte-Marke pendeln.

Positive Nachrichten rund um Corona könnten den Aktienmarkt nach oben treiben. Ansonsten wird der Dax wohl weitgehend auf der Stelle treten, und damit in Reichweite der 11 000 Punkte bleiben", kommentierte etwa Marktexperte Frederik Altmann von Alpha Wertpapierhandel.

"Der Kursbereich um die 11 000 Punkte bleibt die Bewährungsprobe", erwartet auch Marktexperte Andreas Lipkow von der Comdirect Bank. Ausflüge oberhalb dieses Bereichs hält er zwar für möglich, "aber ohne lange Halbwertszeit", ein Absacken in Richtung 10 000 Punkte sei indes wahrscheinlicher. Tonangebend für den weiteren Verlauf bleibe jedoch die Wall Street, denn eine Eigendynamik habe das deutsche Börsenbarometer in letzter Zeit vermissen lassen, so Lipkow.

Am Montag allerdings kann sich der Dax nicht an seinem "großen Bruder" jenseits des Atlantiks, den Dow Jones Industrial, orientieren, denn in den USA ist Feiertag. Auch in London bleiben die Handelsräume feiertagsbedingt geschlossen. Die Börsenumsätze dürften entsprechend gering sein. Für Bewegung hierzulande könnte aber das Ifo-Geschäftsklima sorgen, das ein Bild der konjunkturelle Stimmung im Mai liefern wird.

Am Dienstag dann wird das GfK-Konsumklima für Juni veröffentlicht, das die Konsumneigung deutscher Haushalte widerspiegelt. Nach Ansicht von Helaba-Volkswirt Stefan Mütze dürfte in den nächsten Wochen angesichts der Corona-Lockerungen das "V" dominieren. Entsprechend erwartet er nach den jüngsten Einbrüchen der Frühindikatoren eine deutliche Kehrtwende. "Ausgehend von grottenschlechten Werten erholt sich nach den ZEW-Erwartungen und den Einkaufsmanagerindizes voraussichtlich auch das Ifo-Geschäftsklima. Zudem dürften die Konsumenten optimistischer werden."

Aus den USA wird es am Dienstag Mai-Daten zum Verbrauchervertrauen geben. Am Donnerstag werden - vor dem in der ersten Juni-Woche anstehenden monatlichen Arbeitsmarktbericht - wieder die wöchentlichen Anträge auf Arbeitslosenhilfe veröffentlicht.

Unternehmensseitig dürften hierzulande vor allem die Aktien von Lufthansa im Fokus bleiben, denn die angepeilten Staatshilfen in Milliardenhöhe sind immer noch nicht in trockenen Tüchern. Über das von der Bundesregierung vorgeschlagene Rettungspaket mit einem Gesamtvolumen von neun Milliarden Euro muss der Aufsichtsrat noch beraten. Im Falle seiner Zustimmung müsste dann noch eine außerordentliche Hauptversammlung über die geplanten Kapitalmaßnahmen entscheiden.

Eine schnelle Entscheidung ist für Lufthansa daher nicht in Sicht. Der Abstieg des Dax-Mitglieds der ersten Stunde aus der ersten Börsenliga im Juni könnte somit womöglich auch besiegelt sein. Eine fulminante Kurserholung bis Ende Mai hätte dies verhindern können. Nun dürfte Deutsche Wohnen endlich am Zuge sein. Sie steht schon länger in den Startlöchern. Ob es dazu kommt, wird die Deutsche Börse allerdings erst in der ersten Juni-Woche bekannt geben.

Auch VW könnten angesichts eines am Montag anstehenden Urteils des Bundesgerichtshofs in Sachen Abgasskandal Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Ansonsten stehen vor allem Hauptversammlungen auf der Agenda, so etwa von den Dax-Mitgliedern Eon und der Darmstädter Merck am Donnerstag.

Quartalsberichte werden nur noch aus der zweiten Reihe erwartet: am Mittwoch etwa vom Immobilienkonzern Aroundtown, der erste Eckzahlen vorlegt und am Donnerstag vom Bremssystemhersteller für Schienen- und Nutzfahrzeuge Knorr-Bremse./ck/mis/he

--- Von Claudia Müller, dpa-AFX ---