FRANKFURT (dpa-AFX) - Nach der fulminanten Kursrally zum Wochenauftakt hat der Dax am Dienstag nur moderat zugelegt. Der deutsche Leitindex hatte über weite Strecken im Minus notiert, bevor er sich am Ende mit einem Plus von 0,15 Prozent auf 11 075,29 Punkte in die Gewinnzone rettete. Damit blieb das Börsenbarometer über der 11 000-Punkte-Marke, die es am Vortag erstmals seit Ende April wieder hinter sich gelassen hatte. Der Index der mittelgroßen Werte MDax rückte um 0,46 Prozent auf 24 198,38 Punkte vor.

Die zuletzt besser gewordene Grundstimmung an den Märkten hatte mehrere Gründe, darunter die Corona-Lockerungen sowie die Hoffnung auf einen möglichen Impfstoff gegen das Coronavirus. Börsianer wiesen aber darauf hin, dass angesichts des Anstiegs des Dax nahe an das April-Hoch schon wieder eine Euphorie spürbar sei, die gewisse Gefahren mit sich bringe.

Marktbeobachter Thomas Altmann von QC Partners warnte vor Illusionen, "denn es wird lange dauern, bis wir alle Folgen dieser Krise hinter uns lassen". Experte Andreas Lipkow von der Comdirect Bank sprach von einem "Kampf zwischen den Zweckoptimisten und den Pessimisten". Dieses Hin und Her hatte den Dax zuvor tagelang zwischen 10 000 und 11 000 Punkten in Zaum gehalten.

Auf Unternehmensseite holte der zuletzt ins Hintertreffen geratene Versicherungssektor im europäischen Branchenvergleich etwas auf, indem der Sektorindex einer der wenigen Gewinner war. Die Anteilscheine von Allianz stiegen um rund zwei Prozent. Die Talanx-Aktien kletterten im Nebenwerteindex SDax um knapp zwei Prozent, hier hatte auch eine Kaufempfehlung der Investmentbank HSBC geholfen.

Unter den Werten, die ihre Erholung gegen den Markt fortsetzten, waren die Papiere von Thyssenkrupp, die nach ihrem Kurssprung vom Montag nun gut fünf Prozent gewannen. Der Industriekonzern hatte Pläne bekannt gegeben, wie er sich weiter gesund schrumpfen will. Spekuliert wurde nun auch wieder über die Gründung einer "Deutschen Stahl AG" mit dem Branchenkollegen Salzgitter. Dessen Anteilscheine stiegen um knapp zwei Prozent.

Im SDax machte Dermapharm positiv von sich reden. Die Aktien waren um gut neun Prozent in Rekordhöhen geschnellt, nachdem das Arzneiunternehmen im ersten Quartal ein höher als erwartetes Wachstum vermeldet hatte. Förderlich für die Stimmung waren auch Aussagen, dass die Corona-Pandemie in einzelnen Therapiegebieten zu verstärkter Nachfrage geführt habe. Am Ende stand bei bei den Papieren ein Plus von rund fünf Prozent zu Buche.

Ein aus Analystensicht etwas besser als gedacht ausgefallenes drittes Geschäftsquartal dagegen hatte den Anlegern des Saatgutherstellers KWS Saat keine Freude mehr gemacht. Mit einem Abschlag von fast zwei Prozent zollten sie ihrem starken Lauf auf den höchsten Stand seit Ende Februar Tribut.

Auf internationaler Bühne ging es für den Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 um 0,32 Prozent auf 2902,58 Punkte nach unten. Der Pariser Cac 40 und der Londoner FTSE 100 schlossen jeweils knapp 1 Prozent tiefer. In New York gab der Dow Jones Industrial zum hiesigen Handelsschluss nur leicht nach.

Am Rentenmarkt stieg die Umlaufrendite von minus 0,54 Prozent am Vortag auf minus 0,46 Prozent. Der Rentenindex Rex fiel um 0,38 Prozent auf 144,95 Punkte. Der Bund-Future gab um 0,06 Prozent auf 172,70 Punkte nach.

Der Kurs des Euro stieg. Die Europäische Zentralbank setzte den Referenzkurs auf 1,0950 (Montag: 1,0832) US-Dollar fest. Der Dollar kostete damit 0,9132 (0,9232) Euro./la/he

--- Von Lutz Alexander, dpa-AFX ---