Zürich (awp) - Die Stimmung am Markt bleibt volatil. So ist der Schweizer Leitindex SMI nach einem freundlichen Auftakt dann bald ins Minus gedreht und bewegt sich nun in einer engen Spanne um den Schlusskurs vom Montag. Dabei erweisen sich erneut die drei Schwergewichte Roche, Nestlé und Novartis als Hemmschuh.

Zum Wochenstart hatten noch Berichte über Fortschritte auf der Suche nach einem Coronavirus-Impfstoff die Märkte beflügelt. Diese Euphorie scheint etwas nachzulassen, da vielen Akteuren langsam klar werde, dass es sich um sehr frühe Daten handle. Generell positiv werden dagegen die Nachrichten gewertet, dass Deutschland und Frankreich 500 Milliarden Euro für den Wiederaufbau der europäischen Wirtschaft einsetzen wollen. Dem stehen allerdings die Sorgen um die weiteren US-chinesischen Handelsbeziehungen gegenüber.

Der SMI steht gegen 11.10 Uhr um 0,08 Prozent tiefer bei 9'732,86 Zählern. Der die 30 wichtigsten Aktien umfassende SLI, in dem die Gewichtung der Schwergewichte stärker gekappt ist, gewinnt dagegen 0,29 Prozent hinzu auf 1'425,69. Der breite SPI notiert mit -0,02 Prozent kaum verändert bei 12'124,37 Punkten. 19 der 30 SLI Titel ziehen an, zehn verlieren und Zurich sind unverändert.

Als massgebliche grösste Belastungsfaktoren sehen Händler die Verluste bei den drei Schwergewichten Roche (-1,2%), Nestlé (-0,5%) und Novartis (-0,2%). Speziell Roche, die jüngst erst Rekordmarken gesetzt hatten, seien von einer gewissen Rotation in der Branche betroffen.

Noch deutlicher fallen AMS-Aktien mit -3,2 Prozent. Wie man schon in der Vergangenheit sehen konnte, reagieren die Titel in der Regel besonders sensibel auf Nachrichten zu den Handelsbeziehungen zwischen den USA und China. Derzeit machten wieder Sorgen über eine Eskalation die Runde, begründen Börsianer die Verluste.

Am entgegengesetzten Ende der Kurstafel stehen Julius Bär (+4,3%) auf dem ersten Platz. Die Vermögensverwaltungsbank hat für die ersten vier Monaten 2020 einen starken Anstieg der Bruttomarge vermeldet. Gleichzeitig schrumpften zwar die verwalteten Vermögen seit Jahresbeginn deutlich, Analysten reagierten dennoch positiv.

Zu den Aktien des Hörgeräteherstellers Sonova (+2,9%) fallen die Analystenkommentare auf die vorgelegten Zahlen eher gemischt aus. So hat die Umsatzentwicklung im zweiten Halbjahr die Erwartung übertroffen. Unter dem Strich habe das Unternehmen die Erwartungen dagegen klar verfehlt, heisst es.

Hinzu kämen insgesamt auffällige Käufe im europäischen Medtech-Bereich, von dem unter den Blue Chips noch Alcon (+1,6%) profitieren, während im breiten Markt Werte wie Straumann (+4,1%), Medartis (+4,2%) oder Medacta (+2,7%) klar gesucht sind.

Darüber hinaus fallen noch die beiden Uhrenhersteller Swatch (+2,9%) und Richemont (+2,2%) mit deutlichen Kursgewinnen auf. Der Luxuswarenkonzern Richemont hat sich im Rahmen einer Bond-Emission 2 Milliarden Euro gesichert. Die Nachfrage sei gross gewesen, hiess es. Analysten loben den Schritt, da sich das Unternehmen so weitere Mittel für schlechte Zeiten sichere.

Derweil sind die Kursgewinne von Sunrise im breiten Markt mittlerweile auf 0,2 Prozent nahezu abgeschmolzen. Zunächst waren die Aktien nach dem angekündigten Schulterschluss mit Konkurrent Salt beim Ausbau des Glasfasernetzes klar positiv gewesen. Bei der ZKB warnt denn auch der zuständige Analyst, den Schritt eher als eine "defensive Antwort" auf die beschleunigten FTTH-Ausbaupläne der Swisscom zu sehen.

Daneben fallen noch Lem-Aktien mit einem Kurssprung von 12 Prozent nach Zahlen auf. Der Elektronikkomponenten-Hersteller hat laut Analysten mit seinen Jahreszahlen 2019/20 positiv überrascht, obwohl sich die Gesellschaft in einer herausfordernden Situation befindet.

hr/ys